An den 28. März 2021 hat Sebastian Wenz noch beste Erinnerungen. An diesem Tag gewann er in Düsseldorf sein erstes Rennen als Besitzertrainer. Mit Michael Cadeddu im Sattel sorgte sein Pferd Diamond Gold damals für eine Riesenüberraschung. Und am 1. August in Hassloch legte er noch einmal nach. Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog erzählt Wenz, wie alles begann.
Diamond Glory hat einen besonderen Status
Was war der 28. März in Düsseldorf für Sie persönlich für ein Tag? Und wie war es zuletzt in Hassloch?
Sebastian Wenz: Das war der bisher schönste und aufregendste Tag, seitdem ich Rennpferde besitze. Ich bin mit gemischten Gefühlen zum Renntag nach Düsseldorf gefahren, da der Start zuvor nicht so berauschend war.
Dennoch war der Sieg auf der einen Seite überraschend und auf der anderen Seite wiederum nicht, da Diamond Gold bei seinen 21 Starts 18-mal Geld verdiente. Von daher hatte er zuvor schon einen besonderen Status bei mir und wird auch nach seiner Rennkarriere in meinem Besitz bleiben. Sein aktueller Erfolg in Hassloch war ebenfalls eine tolle Leistung, er hat großartig gekämpft.
Aber Ihre Leidenschaft für den Galopprennsport begann schon früher. Wie kam es dazu?
Sebastian Wenz: Ich besuchte früher die Rennbahn des Öfteren als Zuschauer, dort lernte ich dann meinen jetzigen Ehemann Mark kennen. Da kam dann eines zum anderen, und er steckte mich mit dem Rennsportvirus an.
Mark nahm mich dann häufig mit zum Rennstall Uwe Schwinn, wo er in der Morgenarbeit mitgeritten hat. Das hatte mir so gut gefallen, dass ich auch unbedingt reiten lernen wollte. Das habe ich auch dann sehr schnell gelernt, so dass ich schon bald dort in den Lots mitreiten konnte.
Mein Ehrgeiz wurde dadurch immer größer und ich begann, Junior-Cup-Rennen zu reiten, wo ich auch das ein oder andere Rennen gewinnen konnte. 2014 machte ich dann meine Amateurrennreiter-Lizenz in Köln. Meinen ersten Ritt hatte ich dann am 04.06.2015 in Frankfurt auf Little Man für Trainer Martin Schu.
Wie ging es dann weiter?
Sebastian Wenz: Nach zahlreichen Platzierungen gelang mir am 19.09.2015 in Saarbrücken mein erster Sieg auf Guilded Spirit für Birgit Nikolaus. Das war schon ein besonderes Ereignis für mich. Wenige Monate später hatte ich leider einen Trainingsunfall und musste einige Monate pausieren, wonach später das Gewicht nicht mehr mitspielte. Daraufhin habe ich mich dazu entschieden, die Besitzertrainer-lizenz zumachen.
Teilen Ihre Freunde und Ihre Familie dieses Interesse? Was begeistert Sie vor allem an diesem Metier?
Sebastian Wenz: Mittlerweile habe ich sehr viele rennsportbegeisterte Freunde und Bekannte. Da die Familie meines Mannes auch aus dem Rennsport kommt, stehen sie auch voll hinter mir und unterstützen mich, wo sie nur können, aber auch die Familie meinerseits teilt mittlerweile diese Leidenschaft und ist stets Besucher der Südwestbahnen.
Mich selbst begeistert an dem Rennsport die familiäre Atmosphäre, aber an erster Stelle natürlich die Pferde mit den einzelnen Charakteren und ihre Schnelligkeit.
Mit 30 Jahren stehen Sie noch ganz am Anfang Ihrer Karriere. Was möchten Sie in naher Zukunft erreichen?
Sebastian Wenz: Ein besonderes Ziel habe ich nicht, natürlich würde ich schon gerne das ein oder
andere Rennen noch gewinnen, aber an erster Stelle steht die Gesundheit der Pferde.
Drei Hoffnungsträger
Wie sieht Ihr Rennstall derzeit aus?
Sebastian Wenz: Aktuell habe ich drei Pferde im Stall, zum einen Diamond Gold, seine dreijährige Halbschwester Diamond Glory und zum anderen seit kurzem auch die Stute Key West, die aus dem Quartier von Jean-Pierre Carvalho zu mir wechselte. Sie habe ich gleich ins Herz geschlossen, da sie einen sehr tollen und liebevollen Charakter hat.
Was können Sie über Ihren Standort berichten?
Sebastian Wenz: Mein Trainingsquartier befindet sich in Überherrn auf dem Linslerhof, wo ich mir zusammen mit Martin Schu einen eigenen Stalltrakt teile. Dort haben wir optimale Trainingsbedingungen.
Uns steht eine 1200 Meter Sandbahn zur Verfügung, weitreichendes Gelände zum Ausreiten, eine große Reithalle und, für mich persönlich sehr wichtig, verfügen wir auch über große Koppeln für die Pferde zum Ausgleich zu den Trainingseinheiten.
Bei Martin Schu möchte ich mich hier auch noch einmal herzlich bedanken, da er mir schon immer für jeden Rat und Tat zur Seite steht und mich unterstützt.
Wie sehen Sie Entwicklung im Südwesten?
Sebastian Wenz: Die Situation der kleinen Bahnen im Südwesten sehe ich eher kritisch, da es für die
Rennvereine immer schwieriger wird, Rennen zu veranstalten. Deshalb möchte ich hier ein großes Lob aussprechen, an die kleinen Rennvereine hier im Südwesten, was sie an den Renntagen alles leisten und auf die Beine stellen, mit den wenigen Mitteln die zur Zeit Verfügung stehen, ist enorm.
Lieblingsbahn Bad Harzburg
Was sind Ihre Lieblingsbahnen?
Sebastian Wenz: Eine meiner Lieblingsbahnen ist Bad Harzburg, die spezielle Kursführung und die
besondere Atmosphäre hatten mich bei meinem ersten Besuch gleich in den Bann gezogen. Aber auch ganz gerne fahre ich nach St. Moritz zum WhiteTurf. Zu meinen Favoriten gehören auch unsere Heimatbahnen Baden-Baden, Saarbrücken und Honzrath.
Von welchem Sieg träumen Sie?
Sebastian Wenz: Mein Traum oder meine Erfüllung wäre es schon, ein Superhandicap in Bad Harzburg zugewinnen.
Reiten Sie noch aktiv in der Morgenarbeit?
Sebastian Wenz: Die tägliche Morgenarbeit reite ich mit meinem Mann Mark Wenz zusammen.
Was nimmt neben dem Rennsport viel Zeit bei Ihnen ein?
Sebastian Wenz: Nach meinem Beruf und der Arbeit mit den Pferden bleibt nicht mehr viel Zeit,
anderen Hobbies oder Tätigkeiten nachzugehen.