Weit über 400 Siege stehen auf dem Konto von Steffi Koyuncu. Die Tochter des Krefelder Trainers Mario Hofer und Gattin von Jockey Tolga Koyuncu ist eine der besten Amazonen Deutschlands der jüngeren Vergangenheit. Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet Sie über ihre Karriere und ihre Pläne für diese Saison.
Mit 16 Erfolgen war die Saison 2021 für Sie sehr erfolgreich und deutlich besser als 2020. Was waren die Gründe dafür? Und was verbindet Sie mit Seriensieger Dervonotti?
Steffi Koyuncu: Dervonotti ist halt ein tolles Pferd. Ralph Schaaf hat ihn behutsam aufgebaut und ihm viel Zeit gegeben, da er auch ein sehr großes Pferd ist, hat er die Zeit auch gebraucht. Die Zusammenarbeit mit Ralph macht ungemein Spaß, da man mit ihm alles gut besprechen kann und man dadurch ein eingespieltes Team ist. So konnten wir ihn langsam aufbauen und mit einer günstigen Marke starten. Er hat vor allem sein Nervenkostüm in Griff bekommen. Man hat selten so ein Pferd wie Dervonotti, mit dem man so viele Rennen gewinnt. Lustigerweise war das letzte Pferd Tasci, mit dem ich sieben Rennen gewann. Auch der stand bei Ralph, und daran sieht man einfach die Top-Zusammenarbeit. Ich hoffe, ich kann dieses Jahr noch paar Siege mit ihm einfahren.
„Der Listensieg mit Dima war das Highlight“
Mit der Stute Dima gewannen Sie ein Listenrennen in Hoppegarten. Was das der Top-Moment 2021? Und was ist weniger gut gelaufen?
Steffi Koyuncu: Dima hatte damals mit mir schon in Chantilly gewonnen und in Vichy eine Listen- Platzierung geholt. Daher war ich vor dem Rennen schon guter Dinge. Dass es dann geklappt hat, war natürlich eine tolle Sache und auf jeden Fall das Highlight des letzten Jahres. Schade war, dass wir danach nicht mehr den benötigten guten Boden hatten. Sonst wäre bestimmt noch bisschen mehr rausgesprungen. Im Großen und Ganzen kann ich mich über das letzte Jahr nicht beschweren und hoffe natürlich, das ich das dieses Jahr vielleicht noch etwas toppen kann.
Welche Rolle nehmen Sie am Stall Ihres Vaters ein? Und was sind genau Ihre Aufgaben?
Steffi Koyuncu: Meine Aufgaben im Stall sind eigentlich sehr vielfältig. Füttern, Reiten, Verarzten bzw. mit Tierarzt mitgehen oder auch auf Reisen mit fahren, wenn nötig ist, eigentlich ist alles dabei. Wir sprechen alles ab, was gemacht werden muss, und dann organisiere ich das, so wie es passt. So klappt die Zusammenarbeit am besten.
„Wir sind in allen Altersgruppen gut aufgestellt“
Haben Sie besondere Favoriten und Hoffnungsträger im Stall Ihres Vaters für 2022?
Steffi Koyuncu: Ich denke, dass wir dieses Jahr in allen Altersgruppen gut aufgestellt sind. Da sind einmal die Sieger von der Sandbahn, Aljadeed und Cipriani, die auf Gras noch günstig stehen, aber auch bei den Dreijährigen sind Deep Space und Bashking interessante Pferde. Bei den Zweijährigen denke ich, wird Venice auf sich aufmerksam machen können. Ein Geheimfavorit ist für mich Sir Stantley, der aber noch eine Handicap Marke-benötigt.
Vor einigen Jahren waren Sie unter den Top 10 der Statistik. Was ist schwerer geworden gegenüber früher?
Steffi Koyuncu: Einmal hatte ich damals noch meine Zwei Kilo-Erlaubnis, die natürlich sehr günstig war. Aber es waren auch einfach mehr Renntage. Dadurch hatte ich deutlich mehr Ritte. Heute ist das sehr schwer. Oft ist nur ein Renntag, und alle sind da. Die meisten Trainer haben ihre festen Reiter, so ist es nicht leicht, an Ritte zu kommen. Früher hat sich das viel mehr verteilt. Da waren zwei Großbahnen und noch kleine Bahnen. Dafür reite ich jetzt deutlich mehr in Frankreich, wo ich auch die 1,5 Kilo Frauenerlaubnis habe.
Wie sehen Sie die perspektiven für Frauen im Rennsport heutzutage? Hat sich die Situation verbessert oder verschlechtert?
Steffi Koyuncu: Es ist immer noch schwierig. Und wir müssen definitiv mehr kämpfen als die Männer. Aber es wird immer besser, und man sieht ja, dass wir auch immer mehr werden, die auch mithalten können.
Auf der Sandbahn lieferten Sie sich einige Male spannende Duelle mit Ihrem Mann Tolga. Ist das eine besondere Situation, wenn man gegeneinander antritt oder auch eine große Freude?
Steffi Koyuncu: Es ist natürlich eine Freude, wenn wir beide Ritte haben und gegeneinander antreten können. Aber auch ein Ansporn vor dem anderen zu sein (lacht). Ich hoffe natürlich, dass mein Mann noch ein paar andere Ritte dazu bekommen kann, damit wir des Öfteren spannende Duelle haben können.
„Wir kommen beide aus Rennsport-Familien“
Wie sehr dreht sich Ihr gemeinsames Leben um den Rennsport? Gibt man sich auch gegenseitig Tipps oder Hilfestellung für den Job?
Steffi Koyuncu: Der Rennsport spielt eine große Rolle. Wir arbeiten beide bei meinem Vater, wo wir alles zusammen abstimmen. Damit es am besten funktioniert. Klar geben wir uns untereinander Tipps vor den Rennen oder auch nach den Rennen, was gut war oder halt auch nicht. Zwischendurch können wir uns dann mal eine Auszeit nehmen. Aber dadurch dass wir beide aus Rennsport-Familien kommen, ist es immer ein Teil von uns.
Wo sehen Sie Ihre persönliche Zukunft? Haben Sie schon Pläne nach der Jockey-Laufbahn? Ist es ein Ziel, eines Tages den Stall Ihres Vaters zu übernehmen?
Steffi Koyuncu: Man wird sehen, was die Zeit so mit sich bringt. Erstmal möchte ich natürlich noch so lang wie möglich reiten, und die Trainer-Prüfung habe ich ja schon abgelegt. Von daher kann ich alles langsam auf mich zukommen lassen. Man muss natürlich auch beobachten, wie die Zukunft in paar Jahren in Deutschland aussieht. Das wird mit Sicherheit dann auch eine Rolle spielen. Aber die Gegebenheiten sind ja da.
Wie nutzen Sie Ihre freie Zeit? Und welche Rolle spielt Sport?
Steffi Koyuncu: Viel Freizeit bleibt leider nicht. Aber ich gehe gerne mit meinem Hund laufen oder mache Agility mit ihm, was mich dann auch fit hält. Sonst natürlich gerne shoppen oder auch einfach mal den Abend ausspannen und was leckeres Essen gehen mit meinem Mann. Sofern das Gewicht es zulässt (lacht). Oder einfach abends mit meinem Mann spannende Netflix-Serien anschauen.