Vom Amateurreiter zum Publictrainer, und beides mit gutem Erfolg – das war der Weg von Sven Schleppi (26). Und in seiner Vita ist der Bexbacher schon weit herumgekommen in der Turf-Welt. Ob USA, Schweden, Frankreich, Katar und noch einige Länder mehr, der ehemalige Meister der deutschen Amateurrennreiter hat schon die verschiendensten Flecken auf dem Globus bereist und dort sein Land mehr als würdig vertreten. Im Rahmen der Fegentri-Weltmeisterschaft gelangen ihm damals bemerkenswerte Erfolge. „Ich habe viele Erfahrungen gesammelt“, sagt Schleppi.
Der ganz große Reisestress gehört inzwischen der Vergangenheit, doch er sah die Eindrücke, die er während seiner Amateur-Zeit gewinnen konnte, als ungemein positiv und nahm dafür alle Kilometer im Auto oder Flugstunden gerne in Kauf. Auch wenn nicht viel Zeit war, die Kultur der jeweiligen Länder genauer kennenzulernen, denn dafür war der Fokus doch ganz eindeutig auf die Rennen und den sportlichen Wettkampf ausgerichtet.
Sogar zwei Siege in England standen auf seinem Konto. Als erster Deutscher überhaupt gewann Sven Schleppi das Fegentri World Cup of Nations Rennen auf der königlichen Bahn von Royal Windsor, unweit des Domizils von Queen Elizabeth, sowie eine Fegentri-Prüfung in Goodwood. Natürlich stuft er gerade diese Triumphe besonders hoch ein. „Das war etwas ganz Besonderes für mich“, erzählt der heutige Trainer. Die internationalen Events als Amateur sah er als Ehre an, an der sehr sehr gerne teilnahm. „Die Platzierung ist dabei gar nicht das Entscheidende.“
Fegentri als Sprungbrett
In einem früheren Interview mit einer Tageszeitung hat er einmal gesagt: „Hauptsächlich imponiert die Action und das steigende Adrenalin. Aber natürlich macht es einfach Spaß zu gewinnen. Und das hat er oft. 2010 wurde er Titelträger der Amateurrennreiter in Deutschland mit 18 Siegen im Alter von nur 17 Jahren. Besonders imponiert hat ihm der Aufenthalt im Wüsten-Staat Katar während der Fegentri-Zeit. Der Stellenwert der Pferderennen in diesem arabischen Land hat ihn beeindruckt. Natürlich ist der Fegentri-Wettbewerb auch heute noch für viele ein Sprungbrett zu einer großen Karriere, denn wenn man an rund 15 Rennen im Jahr in den unterschiedlichsten Ländern teilnehmen kann, erweitert das den Horizont ganz erheblich und bringt auch jede Menge neue Kontakte und Erfahrungen mit sich.
Seine gesamte Familie ist Rennsport pur, eine regelrechte Dynastie. „Von uns hat jeder irgendwo ein Pferdehaar“, hat Oma Rosemarie Schleppi einmal von sich gegeben und es markant auf den Punkt gebracht.
Bei einer Körpergröße von 1,85 Meter war natürlich das Gewicht ein entscheidender Faktor, die Seiten zu wechseln. Und inzwischen ist Sven Schleppi Trainer. Das Rennreiten überlässt er lieber seiner Lebensgefährtin Sybille Vogt – die gebürtige Schweizerin hat sich zu einer der Top-Amazonen in Deutschland entwickelt und pendelt für Sven Schleppi regelmäßig zwischen ihrem Arbeitsort Iffezheim (bei Trainerin Carmen Bocskai) und dem Zuhause bei ihrem Freund in Bexbach hin und her. Aber was macht man nicht alles für die Liebe einerseits und den Rennsport andererseits?
Docg genug der Vorrede, hier exklusiv auf dem RaceBets-Blog berichtet Sven Schleppi über seinen Werdegang und die Pläne für die Zukunft.
Sie waren früher erfolgreicher Amateurreiter mit 36 Siegen. Was waren die schönsten Erlebnisse Ihrer Laufbahn im Rennsattel?
Sven Schleppi: Meine schönsten Erlebnisse waren die beiden Siege In England an einem Wochenende und natürlich das Championat 2010. Auf meinen Reisen habe ich viel erleben dürfen.
Wie und warum kam es zum Wechsel ins Trainer-Metier? Lag es an Ihrer Körpergröße oder an dem gestiegenen Körpergewicht?
Schleppi: In dem Jahr, in dem ich für die Fegentri geritten habe, war mir Mitte des Jahres klar, dass ich die Reitstiefel danach an den Nagel hängen würde da, ich einfach zu viele Gewichtsprobleme hatte.
Bislang stehen 14 Treffer als Trainer zu Buche, aber 2019 gab es noch keinen Erfolg. Was waren die Gründe?
Schleppi: Wie in jedem Stall gibt es nach guten Jahren auch mal eine Saison mit einem Tief. Es waren Hoffnungsträger verletzt, ausgehandicapt oder aus dem Rennsport ausgetreten.
Wer sind Ihre aktuellen Hoffnungsträger, also Pferde, denen Sie für die Zukunft noch eine Menge zutrauen?
Schleppi: Averengo ist ein sehr treues Pferd, das noch nichts falsch gemacht hat. Am meisten freue ich mich auf den Zweijährigen Ukas und auf die Neuerwerbung aus England namens Hawaam.
Wie ist Ihr Stall für die kommende Saison 2020 gerüstet?
Schleppi: Wir werden 15 Pferde zur Verfügung haben. Ich denke, dass man mit einer solchen Anzahl sehr gut arbeiten kann und wir vor einem versprechenden Jahr stehen. Das ist meine Hoffnung.
Welche Rolle spielen die Sandbahnen in Ihren Planungen für die Rennsaison?
Schleppi: Es werden Pferde auf der Sandbahn laufen, wie viele es dann letztendlich sein werden, wird man sehen. Interessant ist der Winter, wenn man Pferde hat, die den Sand mögen und mit den Bedingungen zurechtkommen, denn durch die Zusammenarbeit mit PMU und die damit verbundenen Geldpreise macht es auch Sinn, hinzufahren. Wir können auf der eigenen Trainingsbahn jeden Tag galoppieren.
Ist der Trainerjob Ihr Hauptberuf? Oder sind Sie noch in einem anderen Job aktiv, um den Lebensunterhalt zu sichern?
Schleppi: Nein, das ist er nicht. Auf dem elterlichen Betrieb haben wir Landwirtschaft und Pferdepension, da ist immer etwas zu tun.
Ihre Familie ist eine Rennsport-Dynastie. Was für Sie ein Leben im Turf vorprogrammiert? Können Sie sich etwas anderes vorstellen?
Schleppi: Pferde waren schon immer in meinem Leben da und werden es auch immer bleiben. Ich habe meinen Eltern sehr viel zu verdanken, und wenn man als Kind in den Pferdesport geboren wird, ist es schwer da rauszukommen.
Ihre Freundin Sibylle Vogt ist eine der erfolgreichsten Amazonen hierzulande und hat 2019 ein tolles Jahr hingelegt, nicht zuletzt dank des Gruppesieges mit Winterfuchs im April im Dr. Busch-Memorial in Krefeld. Vertraut Sie auch auf Ihre Ratschläge?
Schleppi: Ja, Sibylle ist eine Klasse-Reiterin. Ich stehe immer an ihrer Seite, auch wenn sie einen Rat braucht, jedoch bin ich nicht ihr Berater.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Ihr Wunsch für 2020?
Schleppi: Für Freizeit bleibt leider wirklich nicht allzu viel Zeit, da ich mit den Pferden immer auf Reisen fahre und im Winter zudem Rekonvalezente und Pferde für das Pre-Training habe. Ziele sind erst einmal gesunde Pferde und glückliche Besitzer. Das ist mir persönlich sehr wichtig.