Insider-Talk mit Sven Schleppi: „Mein Hauptaugenmerk liegt auf Frankreich“

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Eine sehr erfolgreiche Rennsaison 2023 liegt hinter Sven Schleppi. Fünf Rennen gewann seine Pferde und fast alle Treffer kamen in lukrativen Rennen in Frankreich zustande. Auch 2024 gab es schon ein Erfolgserlebnis. Exklusiv im Inside-Interview auf dem RaceBets-Blog schildert der 31-jährige seine Pläne.

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Vor allem Chantilly und Deauville, und damit die großen Sandbahnen in Frankreich, sind zu einem Erfolgspflaster für Ihre Pferde geworden. Wie fällt Ihre letztjährige Bilanz aus?

Sven Schleppi: Ich bin schon sehr zufrieden gewesen. Während der ganzen Saison haben die Pferde eine gute Performance gezeigt. Das einzige Problem war, dass die Pferde erst ab Mitte des Jahres gewonnen haben, nachdem sie vorher nur platziert waren. Selten bin ich ohne Geldpreis nach Hause gefahren. Das war schon sehr ordentlich und sehr zufriedenstellend.

„Kronjuwel ist eine kleine Wundertüte“

Sven Schleppi im Portrait am 15.03.2009 in Frankfurt
Sven Schleppi im Portrait am 15.03.2009 in Frankfurt

Fitzcarraldo und Tom Red gelangen sogar Doppeltreffer in der letzten Zeit. Was sind Ihre Top-Hoffnungen für die nächste Zeit?

Sven Schleppi: Im Stall hat sich nicht viel verändert. Ich glaube, dass alle Pferde bei uns das Potenzial haben, noch Rennen zu gewinnen. Unser neues Pferd Kronjuwel, der gerade für meine Frau gekauft wurde und vorher dem Stall Turffighter gehörte, ist eine kleine Wundertüte. Keiner weiß, was das Pferd kann. Auf seine Entwicklung bin ich schon sehr gespannt. Aber auch alle anderen Pferde sollten Siegkandidaten sein. Man muss sie in den nächsten Wochen schon stark beachten.

Wie groß soll Ihr Rennstall in der Zukunft werden? Neun Pferde stehen derzeit auf der Trainingsliste.

Sven Schleppi: Ich habe in meinem Rennstall immer 15 bis 20 Pferde stehen, dazu gehören Rekonvaleszente von größeren Rennställen und Besitzern und Zweijährige bzw. Jährlinge für das Pre-Training. Mehr als zehn Rennpferde will ich nicht haben, weil ich den Überblick behalten und nicht so stark auf fremdes Personal angewiesen sein möchte.

„Mich hatte das Fieber gepackt“

Ihre Familie ist seit vielen Jahren im Rennsport verwurzelt. Wie hat bei Ihnen alles angefangen? Und wie haben Sie bei sich selbst gemerkt, was Ihnen der Turf bedeutet?

Sven Schleppi: Ich bin in den Rennsport ja hineingeboren worden und habe mit 14 oder 15 schon meine Lizenz als Amateurrennreiter gemacht. Schon mit 15 Jahren durfte ich Rennen reiten. Da hat das Fieber mich natürlich gepackt. Somit war klar, dass ich meinen Besitzertrainer mache. Ein paar Jahre später habe ich auch die Public-Trainer-Lizenz abgeschlossen. Der Rennsport hat Höhen und Tiefen. Letztendlich macht es sehr viel Spaß, mit den Pferden zu arbeiten.

„Eigene Trainingsbahn ist ein riesengroßer Vorteil“

Antes siegt unter Sven Schleppi am 16.01.2011 Renntag in Dortmund.
Antes siegt unter Sven Schleppi am 16.01.2011 Renntag in Dortmund.

Welche Möglichkeiten haben Sie in Bexbach für Ihre Vierbeiner?

Sven Schleppi: Thomas Gries trainiert noch bei mir auf der Anlage, ansonsten keiner. Wir können in der Regel jeden Tag im Jahr galoppieren. Mit der eigenen Trainingsbahn funktioniert das super. Sie hat 850 Meter. Das ist schon ein riesengroßer Vorteil. Hinzu kommen Führanlage und Reithalle, auf die man auch mal ausweichen kann. Wir haben auch einen schönen Wald dabei, wo die Pferde auch hindurchgeritten werden können, um einfach mal nach ihren Rennen abzuschalten. Und wir haben genügend Weideflächen, wo die Pferde herauskommen, was für den Ausgleich sehr wichtig ist.

Die Anzahl der Rennen im Südwesten ist immer weniger geworden. Welche Schwerpunkte setzen Sie 2024? Und welche Rolle spielt hierbei Frankreich und Deutschland?

Sven Schleppi: Ich habe meinen Stall in den vergangenen ein bis zwei Jahren umstrukturiert. Mein Hauptaugenmerk liegt immer mehr auf Frankreich. In der Zukunft spielen Starts dort eine immer größere Rolle. Auf Besitzerwunsch habe ich auch Starter in Saarbrücken. 2024 wird das wohl ein Pferd sein, die anderen werden hoffentlich alle erfolgreich in Frankreich laufen, wo die Geldpreise einfach lukrativer sind. In Deutschland ist das aktuell sehr schwer umzusetzen. Ich bin der Meinung, dass die Skala von Valeur auf GAG nicht bei allen Pferden stimmt. Wenn das Pferd von Frankreich nach Deutschland rüberswitcht, ist es teilweise einen Tick schwerer hierzulande.

„Die Gewinnsumme weiter steigern“

Hekuba unter Sven Schleppi beim Aufgalopp am 25.04.2011 in Saarbruecken.
Hekuba unter Sven Schleppi beim Aufgalopp am 25.04.2011 in Saarbruecken.

Haben Sie sich persönlich Ziele für das Rennjahr gesetzt, und wenn ja, welche?

Sven Schleppi: Ich setze mir jedes Jahr ein paar Ziele, die ich erreichen will. Letztes Jahr hat es funktioniert. In erster Linie sind das treue Besitzer und gesunde Pferde. Ich möchte die Gewinnsumme steigern, weniger auf die Siege schauen, auch wenn sie natürlich etwas Schönes sind. Aber wenn man in Frankreich, Zweiter, Dritter oder Vierter ist, kann man auch noch schönes Geld verdienen. Wenn ein Pferd wie Maavah, die 2023 nur ein Rennen gewonnen hat, aber fünfmal Zweite war, fast 40.000 Euro verdient hat, ist das natürlich umso schöner, weil sie quasi immer vor einem Sieg steht und durch die Platzierungen mehr Geld verdienen kann. Mein Ziel für 2024 ist ganz klar, das Jahr 2023 noch zu steigern in Sachen Gewinnsumme und vielleicht zwei, drei Rennen mehr in Frankreich zu gewinnen.

Sieht man Sie morgens noch regelmäßig im Sattel? Vermissen Sie das Reiten im Rennen?

Sven Schleppi: Ja, ich reite jeden Morgen fast alle Pferde selbst. Dann kann ich mir ein eigenes Bild von ihnen machen und muss mich nicht auf andere Aussagen verlassen. Natürlich kann es auch mal sein, dass ein, zwei andere die Pferde reiten, aber in aller Regel versuche ich das selbst.

Ich vermisse das Rennen reiten ab und an schon mal, aber letztendlich war die Entscheidung damals richtig, zu sagen, ich höre auf, wenn es am Schönsten ist. Damals hatte ich nach einem Wochenende in England, an dem ich zwei Rennen gewonnen habe, gesagt, ich höre Ende des Jahres auf, und so war es auch. Ich hatte einfach Gewichtsprobleme, und in Deutschland ist es schwer für Amateure, an viele Ritte zu kommen. Daher machte es keinen Sinn mehr. Es war ein schönes Hobby, aber irgendwann kam der Punkt, aufzuhören und sich nicht weiter zu quälen.

Kein Acht-Stunden-Tag vorstellbar

Sven Schleppi am 16.01.2011 Renntag in Dortmund.
Sven Schleppi am 16.01.2011 Renntag in Dortmund.

Könnten Sie sich ein Leben ohne Pferde vorstellen, und falls ja, wie würde das aussehen?

Sven Schleppi: Mir ein Leben ohne Pferde vorzustellen ist schwierig, da ich mit ihnen aufgewachsen bin und montags bis sonntags arbeite. Ich könnte mir kaum denken, irgendwo acht Stunden am Tag zu arbeiten, mir dann den Mund abzuputzen und mich auf die Couch zu legen. Das ist nicht mein Leben. Dafür bin ich nicht der Mensch.

Wie gestalten Sie Ihre Freizeit? Was sind Ihre bevorzugten Hobbys und Reiseziele?

Sven Schleppi: Da ich ja noch einen Pensionsbetrieb habe und wir nebenbei Landwirtschaft haben, ist wenig Zeit für irgendwelche Hobbys. Ich versuche, wenn ich es schaffe, abends mit meiner Frau etwas Essen zu gehen, oder mit meiner Familie, mit meiner Tochter etwas zu unternehmen. Wenn ich sehe, dass ich nächste Woche mal zwei bis drei Tage Luft habe, gibt es auch mal einen Last-Minute-Flug nach Mallorca, nicht an den Ballermann. Dafür bin ich nicht der Typ, aber um mal 48 Stunden abzuschalten und neue Energie zu tanken. Letztendlich ist es ein Full-Time-Job. Auch über Winter hatte ich jetzt viele Pferde am Start, was sehr lukrativ war für meine Besitzer. Ich will mich nicht beschweren, sondern bin so glücklich wie es ist.

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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