Insider-Talk mit Tamara Hofer: „Die Pferde freuen sich immer auf mich“

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Sie nennt sich selbst auf ihrer Website die „Pferdeflüsterin“: Tamara Hofer (31), früher mit insgesamt 79 Siegen erfolgreiche Reiterin, hat umgesattelt. Gemeinsam mit ihrem Mann Roberto Almonacid betreibt sie in Aschheim bei München eine Einrichtung für Pferde, in der der richtige Umgang und Verhaltensweisen mit den Vierbeinern im Vordergrund stehen. Gründe genug für ein Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog mit ihr.

Die heutigen Rennen bei RaceBets

Sie haben 2020 ihre Karriere als Rennreiterin beendet. Was waren damals die Gründe dafür? Und welche Momente waren am schönsten?

Tamara Hofer: Letztlich war Corona das letzte bisschen, was gefehlt hatte für meinen Ausstieg aus dem Rennsport. Was ich einerseits selbst sehr traurig fand, weil es wirklich meine Leidenschaft war, und andererseits war es auch einfach an der Zeit aufzuhören. Am meisten vermisse ich eigentlich das Reisen. Und es waren soooo viele schöne Momente und Erinnerungen an Pferde, Menschen und Situationen, da würde ich gar nicht fertig werden mit erzählen.  

„Mit Herz vorwärts!“

Tamara Hofer mit Mr. Vaca
Tamara Hofer mit Mr. Vaca

Wie wurden Sie anschließend zur „Pferdeflüsterin“? Und wie haben Sie den Traum einer eigenen Einrichtung für Pferde in die Tat umgesetzt?

Tamara Hofer: Damals auf der Rennbahn bekam ich schon immer die schwierigen Pferde zum Reiten. Im Training sowie auch im Rennen. Ein Trainer hatte mal zu mir gesagt: „Tamara, dich holen wir kleinen Trainer gerne zum Rennen reiten, weil du reitest die schwierigen und nicht ganz so guten Pferde trotzdem mit Herz vorwärts! Und mit dir landen sie dann sogar des Öfteren im Geld.“ Dieser Satz ist mir bis heute im Gedächtnis geblieben, weil jeder Jockey reitet wohl lieber brave und gute Pferde. Aber ja, er hatte recht.
Im Training ärgerte ich mich auch das ein oder andere Mal über die Pferde, die ich zum Reiten bekam, und fing dann an zu sagen: „Irgendwann, wenn es mit dem Rennreiten nicht mehr geht, werde ich so wie ein Pferdeflüsterer arbeiten! Da bekomme ich dann wenigstens Geld, wenn ich solche Pferde reiten muss!“.  Die Namensgebung für mein Unternehmen fiel mir zuerst recht schwer, aber da die Domain www.Pferdeflüsterin.de noch frei war, machte ich aus dem ,so wie ein Pferdeflüsterer´, ein ,als Pferdeflüsterin´. Heute kann ich darüber nur herzhaft lachen und bin dankbar für den Namen und dass ich so viel von diesen Pferden lernen durfte.

„Ich kann fühlen, was das Pferd denkt“

„Es gibt kein Problem, das sich nicht lösen lässt“, sagen Sie. Wie wichtig ist Geduld? Und wie lässt sich bei einem Pferd erkennen, welches Problem es hat?

Tamara Hofer: Geduld ich äußerst wichtig. Denn die Pferde machen die Sachen nicht, um uns zu ärgern. Sondern entweder weil sie irgendwo ein Problem haben, oder weil sie es nicht anders gelernt haben. Das Problem erkennen ist für mich recht leicht, denn ich kann fühlen, was das Pferd denkt, und somit weiß ich meist in nur sehr kurzer Zeit, wo das Problem liegt und kann so schnell dagegen wirken. Das kommt allerdings auch immer ganz darauf an, wie kommunikativ das Pferd ist.

Wo legen Sie persönlich die Schwerpunkte? Und aus welchen Pferde-Sparten kommen Ihre Kunden?

Tamara Hofer: Ich denk das ist klar der Beritt. Der Beritt von Jungpferden oder ein neuer Beritt von Pferden, bei denen alles schiefgelaufen ist. Da ist es leider manchmal sinnvoll, noch einmal bei Null anzufangen. Wir haben auch schon eine 16-jährige Mutterstute eingeritten. Die war super klasse. Wo man wieder sieht, dass das Alter keine Rolle spielt. Meine Kunden kommen größtenteils aus dem klassischen Bereich, Freizeitbereich, und das Vertrauen von ein paar Pferdezüchtern haben wir, mit denen wir sehr gerne zusammen arbeiten.

Verständnis und Einfühlungsvermögen nennen Sie auf Ihrer Website als wichtige Charakteristiken Ihrer Arbeit. Wie reagieren Pferde auf Ihr Umfeld und die Behandlung?

Tamara Hofer: Die Pferde freuen sich immer, wenn ich zu ihnen komme. Und was auch immer schön zu sehen ist, auch die scheuen Pferde, die sich normalerweise nicht anfassen lassen, kommen zu mir. Die Arbeit macht besonders Spaß, weil die Pferde und die Besitzer einfach wahnsinnig dankbar sind, wenn ich die Pferde von ihren Ängsten und Problemen befreie. 

Blue Ivana siegt unter Tamara Hofer am 30.05.2014 Renntag in Ha§loch.
Blue Ivana siegt unter Tamara Hofer am 30.05.2014 Renntag in Ha§loch.

Ein extremer Wandel

Was macht für Sie die Faszination Ihrer neuen Aufgabe aus? Wie sind die Arbeiten zwischen Ihnen und Ihrem Mann Roberto aufgeteilt?

Tamara Hofer: Die Faszination für mich ist, dass wir in der eigentlich doch kurzen Zeit schon das ein oder andere richtige Problempferd tatsächlich vor seinem Schicksal gerettet haben, weil sie einfach gefährlich waren.


Und dieser extreme Wandel von lebensgefährlich für den Besitzer zu braves, sicheres Pferd ist einfach faszinierend. Und es beweist mir auch jedes Mal, dass jeder einfach die faire Chance bekommen sollte, richtig zu lernen und meist nur verstanden werden muss.

Tamara Hofer Portrait
Tamara Hofer Portrait


Die Arbeiten teile ich mir mit Roberto gerecht auf, wenn einer im Außendienst ist, also im mobilen Beritt, macht der andere so lange die Stallarbeit. Den Teil beim Einreiten, wenn erst einmal geführt wird, und den Trab machen wir auch immer zusammen, bis das Pferd sicher ist und wieder nur einer vor Ort ausreicht.

Zu den Problempferden wiederum fahren wir immer zu zweit, aus Sicherheitsgründen. Vor Ort entscheidet dann das Pferd, mit wem es arbeiten möchte. Das fühlt sich dann an wie ein Magnet, und dann steht entweder ich oder Roberto am Pferd, und der Prozess beginnt von ganz alleine. Das ist meistens anders als wir es im Vorhinein geplant hatten. 

Was unterscheidet Ihre Einrichtung von anderen ähnlichen Ställen? Und wie hilft Ihnen Ihre Erfahrung aus dem Rennstall früher weiter?

Tamara Hofer: Wir unterscheiden uns, weil wir auf jedes Pferd mit seinen Bedürfnissen Individuell eingehen und stark darauf achten, das alle glücklich sind. Und ich bin dankbar für alles, was ich auf der Rennbahn lernen durfte! Der Umgang auf der Rennbahn mit den Tieren ist besonders. Und die Vollblüter sind einfach auch sehr feinfühlig. Dies versuche ich auch immer raus in die anderen Pferdesportsparten zu bringen. Um ein größeres Verständnis und Miteinander in allen Bereich zu schaffen. Der Rennsport bietet so viele schöne Sachen, nur leider kommen die zum Glück sehr wenigen unschönen Momente an die Öffentlichkeit…

„Habe meine Selbständigkeit nie bereut“

Haben Sie den Schritt in die Selbständigkeit schon einmal bereut? Und wie lässt sich hier in diesem Bereich der Erfolg messen?

Tamara Hofer: Bis heute habe ich meine Selbstständigkeit nicht bereut. Und meine Erfolge zeigen sich, durch den tollen Kundenstamm, den wir gewonnen haben, und auch die vielen Fortbildungen als Reittherapeutin bringen uns immer einen Schritt nach vorne.

Tamara Hofer mit Otjiwarongo
Tamara Hofer mit Otjiwarongo

Besuchen Sie die Renntage in Riem noch regelmäßig oder verfolgen Sie den Rennsport in Deutschland noch?

Tamara Hofer: Na klar bin ich immer wieder mal in Riem auf der Rennbahn. Mal zum Rennen anschauen, mal reite ich rüber, um bei Jutta Mayer einen Kaffee zu trinken. Oder jetzt gerade im Moment reiten wir regelmäßig zur Rennbahn um den von Erich Pils trainierten Dreijährigen Otjiwarongo zu reiten, wo wir auch dank Jutta Mayer, um ein gutes Training zu gestalten, im Lot mitgaloppieren können. 

Was sind Ihre Ziele/Pläne für die nächsten Jahre?

Tamara Hofer: Meine Ziele sind für dieses Jahr, die Pferdewirtschafsmeister- Prüfung zu bestehen, damit ich nächstes Jahr dann auch die Rennpferde selbst trainieren kann, da schon das ein oder andere Angebot da wäre. Auch eine Vergrößerung meines Stalles strebe ich an, damit wir mehr Platz haben, um mehr Pferde aufnehmen zu können.

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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