Insider-Talk mit Theresa Wind: „Rennsport ist für alle da!“

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Ihr Vater Dr. Peter Wind ist seit Jahrzehnten der Rennbahnarzt beim Derby in Hamburg-Horn. Ihre ganze Familie hat eine sehr enge Verbindung zum Galoppsport in der Hansestadt – Theresa Wind berichtet im Inside-Interview auf dem RaceBets-Blog, was sie persönlich mit dem Turf und den Pferden verbindet.

Die heutigen Rennen bei RaceBets

Das Interesse für den Rennsport wurde Ihnen gewissermaßen in die Wiege gelegt. Aber wann und wie haben Sie selbst gemerkt, dass Sie der Rennsport fasziniert? Und welchen Anteil hatten Ihre Eltern daran?

Theresa Wind: Sie hatten ohne Frage den größten Anteil daran, und die Familienurlaube, die wir immer mit den Rennbahnbesuchen verbunden haben, sind prägende und schöne Momente für mich gewesen. In Bad Harzburg beispielsweise fühlt es sich immer noch so an, als ob man in seine Vergangenheit reist. Durch die internationalen Kongresse meines Vaters haben meine Schwester und ich viel von der Welt sehen dürfen, und das ist somit dem Rennsport zu verdanken.

Theresa Wind
White Turf Grand Prix Cocktail 2018 presented by Longines

Bezüglich der Wetten gab es einen auslösenden Moment mit meinem Patenonkel Karl Bock: Bei einem damaligen Derby war ich als Kind etwas gelangweilt und bin ihm an seinem „Zockertisch“ wohl etwas auf die Nerven gegangen. Daraufhin versuchte er mich zu beschäftigen, und ich habe u.a. Wettscheine für ihn abgegeben (durfte man damals noch, und ich habe es gerne gemacht) und sollte dann für seine Viererwette auf ein zufälliges Pferd tippen. Er hatte dann einen totalen Außenseiter getroffen, und das ist wohl noch zweimal passiert. Da fanden mich die „Zocker“ am Tisch doch nicht mehr so schlecht (lacht). Die tiefer liegende Faszination und das Verständnis vom Vollblut kam dann während meiner Zeit als Siegerehrungshostess.

„Es ist eine Herzensangelegenheit!“

Was macht den Turf und die Rennpferde für Sie persönlich so einzigartig?

Theresa Wind: Tradition! Die schätze ich sehr, und es ist mir eine große Herzensangelegenheit, diese Tradition weiterzuführen. Der Galopprennsport und das Vollblut würden heute schlichtweg nicht existieren, wenn nicht damals die Begeisterung und die einzigartige Faszination der Vollblutzucht an die Menschen weitergetragen worden wären.

Ganz persönlich steht für mich natürlich auch das Gesellschaftliche mit im Vordergrund, da der Galopprennsport viele unterschiedliche Menschen verbindet und es diverse Möglichkeiten gibt sich auf der Rennbahn zu verwirklichen, sei es durch auffällige Modekreationen, künstlerische Auftritte, Netzwerk-Events, Gastronomie, u.v.m. Rennsport ist einfach ein großes Erlebnis mit vielen separaten Events vereint.

2011 hat alles angefangen

Welche Aufgaben haben Sie in Horn auf der Rennbahn bisher bereits wahrgenommen? Und könnten Sie sich auch vorstellen, wie Ihre Schwester Catharina eine Funktionärsaufgabe zu übernehmen?

Theresa Wind

Theresa Wind: Die „professionellen“ Aufgaben haben 2011 mit meiner Tätigkeit als Siegerehrungshostess begonnen. Diese Tätigkeit habe ich offiziell bis 2019 ausgeübt und beschlossen, dass es an der Zeit war, mich für andere Bereiche einzusetzen. Als Hostess war ich ja größtenteils im Bereich der Waage unterwegs und demnach konnte ich meiner Schwester und dem Jungen Vorstand weniger unter die Arme greifen.

Das hat sich seitdem geändert und ich unterstütze den Jungen Vorstand, wo ich nur kann, z.B. bei der Organisation der jährlichen „After Race Party“.

Zudem bin ich in der Arbeitsgruppe vom HRC engagiert, wo wir 2023 z.B. die Toto-Häuschen gestrichen, über 2000 Tribünenplätze bezogen, Unkraut gejätet haben, u.v.m.

Einer Funktionärsposition im Jungen Vorstand bin ich keinesfalls abgewandt, aber ich wollte den Platz lieber neuen Mitgliedern überlassen, die frische Ideen und neue Kontakte mitbringen. Meinen Freund Alexandru Turkonje habe ich damals z.B. auch begeistern können. Es ist wichtig, dass man nicht stehen bleibt und sich nicht auf Erfolgen ausruht.

Weshalb gehört das Derby nach Hamburg? Und worauf freuen Sie sich in diesem Jahr am meisten?

Theresa Wind: Hamburg ist die schönste Stadt der Welt und somit der perfekte Ort für das größte Rennen in Deutschland. Neben Berlin und München bietet die Bahn Platz für 20 Pferde, und das Konstrukt vom Marktplatz, Führring, Waage &Co. in der Mitte der Bahn ist zudem einzigartig.

Alle Pferde haben dieselben Voraussetzungen, da es keine Trainingsbahn ist und es somit kein „Heimspiel“ gibt. Das Faszinierende dabei ist, dass erst wenige Wochen vor dem Meeting alle Rails und jegliches Zubehör aufgebaut werden können, und das von größtenteils ehrenamtlichen Helfern (!), dessen sind sich viele Besucher gar nicht bewusst. Ginge es nach mir, würde ich mir mehr Renntage in Hamburg wünschen.

Ich freue mich auf fairen Rennsport und auf das Geräusch, wenn die Pferde wieder an der Tribüne vorbei galoppieren und das Publikum jubelt. 

Natürlich freue ich mich auch darauf, meine Fascinator rauszuholen und mich schick zu machen (lacht).

„Das muss ein Italiener oder Franzose sein“

Welche Derbysieger haben Sie bisher am meisten begeistert und weshalb?

theresa wind

Theresa Wind: Erinnern kann ich mich an den Derby Sieg von Belenus (1999) natürlich nicht wirklich, aber er begeistert mich, da er bis heute das schnellste Derby gelaufen ist und mein Vater Teil von dem Turf-Syndikat war. Ich liebe es, die legendären Geschichten von damals zu hören.

Herausragend fand ich u.a. auch den Sieg von Sea the Moon (2014), bei dem Christophe Soumillon noch kurz vor dem Rennen mit seinem Agenten bei der Waage vorbei kam, um die Bahn zu analysieren. Meine Hostessen-Kollegin analysierte derweil seine Lederschuhe und tippte auf „das muss ein Italiener oder Franzose sein“. Spätestens nach dem überlegenen Sieg kannten wir dann seinen Namen.

Nutan (2015) ist mir als besonders großes und anmutiges Pferd in Erinnerung geblieben, und auch hier waren es mit Andrasch Starke viele Längen Vorsprung.

Der Sieg von Laccario (2019) hat mich persönlich aus zweierlei Gründen begeistert: Es war Eddy Pedrozas erster Derby-Sieg, und meine Familie steht in einem engen freundschaftlichen Verhältnis zu den Ostermanns also wurde anschließend gebührend gefeiert.

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Haben Sie wie Ihr Vater auch selbst Rennpferde? Und welches Pferd würden Sie aktuell gerne besitzen? Haben Sie selbst schon auf Pferden gesessen?

Theresa Wind: Aktuell besitzen wir mit dem Rennstall der Jungen Besitzervereinigung die vierjährige Stute Dias und beim Jungen Galopp den vierjährigen Wallach April Fool sowie als Neuzugang die dreijährige Stute Wonderful Feeling. In der Vergangenheit konnten wir mit Goldana in der JBV bereits schöne Erfolge feiern.

Wenn ich mir die Decktaxe anschaue, dann würde ich auf jeden Fall gerne Frankel besitzen (lacht).

Lustigerweise gehen die Meisten davon aus, dass man selber reitet, aber ich habe so gut wie nie auf dem Pferd gesessen. Meinem Vater sind die Risiken durch seinen Beruf ja bekannt, und durch die vielen Reisen wurde das Reitthema dann nicht unbedingt bei den Töchtern forciert. Durch eine gute Freundin, die selber reitet und u.a. Mitglied im Hamburger Schleppjagd Verein ist, bin ich nun aber wieder „aufs Pferd gekommen“, und ich kann sagen, dass der Muskelkater gesessen hat, und ich gerne in Zukunft dran bleiben möchte.

„Mehr Live-Entertainment auf deutschen Rennbahnen“

Sie gelten als großartige Sängerin. Was waren bisher Ihre wichtigsten Auftritte? Und was machen Sie im Hauptberuf?

Theresa Wind

Theresa Wind: Vielen Dank für das liebe Kompliment. Ich hatte u.a. schöne Auftritte in der Fabrik der Künste und im Schmidtchen Theater (Schmidts Tivoli), wichtig waren mir aber vor allem die kleinen Auftritte im Rahmen des Derby-Meetings, weil ich so für gute Stimmung sorgen konnte und finde, dass es generell mehr Live- Entertainment auf deutschen Rennbahnen geben sollte.

Ich bin zudem ausgebildete Schauspielerin und aktuell z.B. in der Werbung der Sparkasse zu sehen. Für eine Neuauflage „Rivalen der Rennbahn“ würde ich sofort zu Verfügung stehen (lacht).

Da ich parallel noch ein festeres Standbein haben wollte, bin ich damals zur Marktforschung gekommen und war sechs Jahre die Feldleitung beieinem internationalen Marktforschungsunternehmen. Momentan orientiere ich mich wieder neu um und suche etwas Kreatives in der Event-/Marketingbranche. Ich bin eine berufliche Allrounderin und würde mich an dieser Stelle über Tipps und Empfehlungen freuen.

Theresa Wind

Gibt es Rennsportereignisse neben Hamburg, die Sie nicht verpassen möchten?

Theresa Wind: Bad Harzburg gehört für mich ganz oben mit dazu, sowie die wunderschöne Saison in Cagnes-sur-Mer. Es ist einfach traumhaft, auf der Rennbahnterrasse zu sitzen und im Hintergrund die Cote d’ Azur zu sehen.

Der Rennbahnbesuch auf „La Zarzuela“ in Madrid hat mich damals auch beeindruckt, da die Rennen teilweise nachts stattfinden und viele junge Leute auf der Bahn waren. Eventuell schaffe ich es im Herbst diesen Jahres noch hinzufliegen.

Ich möchte unbedingt mal nach Longchamp zum Arc du Triomphe, Royal Ascot und den Melbourne Cup miterleben.

Wie können Sie andere junge Menschen vom Rennsport begeistern? Und wie reagieren diese nach einem ersten Rennbahnbesuch?

Theresa Wind: „Sport mit Tieren“ ist in der heutigen Zeit ja ein kontroverses Thema, deswegen schaue ich immer zuerst, wie die Person grundsätzlich eingestellt ist, bevor ich mich als Rennsport-Fan oute. Man ist teilweise aber überrascht, dass Leute begeistert sind, bei denen man es weniger erwartet hätte. Rennsport ist eben für alle da, und das versuche ich auch zu vermitteln.

Bei meinen männlichen Freunden ist definitiv das Wetten eine Verlockung, und bei meinen Freundinnen sind es die Pferde und die Gelegenheit, sich schick machen zu können. Wenn ich vom Rennsport erzähle, muss ich mich beherrschen, mich nicht im Thema zu verlieren, weil es einfach so viel zu erzählen gibt. Das Interesse ist da und dann auch groß.

Die After Race Party ist ein perfekter Einstieg, um junge Menschen auf die Bahn zu holen und sie dann Schritt für Schritt an den Rennsport zu führen. Viele kommen dann im nächsten Jahr wieder und fragen dann auch von sich aus, wann der nächste Renntag ist. Social Media spielt dabei eine zentrale Rolle, um junge Menschen aufmerksam zu machen. Früher hatten meine Schwester und ich sogar HRC-Mitgliedsanträge beim Feiern in Hamburg dabei. 

Theresa Wind

Welche Rolle spielt das Thema Wetten für Sie? Welche Derbysieger haben Sie bereits gewettet?

Theresa Wind: Meine Wetteinsätze beschränken sich meistens auf kleine Beträge um die 5 bis 10€. Wetten gehört für mich einfach dazu, und ich stelle mich auch noch „altmodisch“ am Wettschalter an und blättere durch Programmhefte.

Grob kann ich mich auf jeden Fall an den richtigen Treffer von Derbysieger Windstoß erinnern, der auf meinem Wettschein natürlich nicht fehlen durfte, und Laccario. Der Gewinn wurde daraufhin direkt in einen neuen Fascinator vom Marktplatz investiert, ups!

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