Es sind gerade die Menschen, der Basis, die den Rennsport prägen und am Laufen halten. Vor allem im Südwesten Deutschland gibt es etliche sehr erfolgreiche Besitzertrainer von Galoppern, wie Thomas Gries (57), der in Waldmohr aktiv ist. Auch in diesem Jahr war er bereits auf der Siegerstraße. Exklusiv auf dem Insider-Talk berichtet er über seine Laufbahn.
Das Rennjahr 2021 hat für Sie gut begonnen durch den Erfolg mit Dia Dieux in Mannheim. Was bedeutete Ihnen der Treffer? Wie sind Sie an das Pferd gekommen?
Thomas Gries: Der Treffer in Mannheim mit Dia Dieux war deren erster Sieg und somit für die Stute wichtig, um sie für eine spätere Verwendung in der Zucht interessanter zu machen. Für mich ist jeder Sieg oder gutes Laufen der Pferde eine Genugtuung und Bestätigung sowie Belohnung für die ständigen Bemühungen und Opfer, welche ein Pferdebesitzer und Trainer, allerdings gerne, auf sich nimmt.
Dia Dieux erhielt ich aus dem Trainingsstall von Sven Schleppi, zu dem ich einen ständigen und guten Kontakt habe. Ich kannte das Pferd schon länger, und als die Vorbesitzer den Pferdebestand etwas reduzieren wollten, nutzte ich die Gelegenheit.
Auf den Südwest-Bahnen im Einsatz
Welches Potenzial schlummert in der vierjährigen Stute? Haben Sie vor, Ihren Rennstall zu vergrößern?
Thomas Gries: Die Erwartungen an Dia Dieux habe ich nicht so hoch angesiedelt. Wenn sie gesund bleibt und sie hin und wieder, gerne auch auf hausnahen Bahnen im Südwesten, gut läuft, wäre ich zufrieden. Eine Vergrößerung des Rennstalles habe ich schon aus zeitlichen Gründen nicht vor. So lange Dia Dieux gesund und in Training ist, bin ich freizeitmäßig schon genügend ausgelastet.
Troyanda schaffte neun Siege
Die Vorgängerin hieß Troyanda und war ebenfalls ein sehr nützliches Pferd. Was waren die schönsten Momente mit Ihr? Was macht Sie heute?
Thomas Gries: Die Vorgängerin Troyanda, im Stall auch „Prinzessin“ genannt, hat neun Siege erzielt. Besonders haben mich die Siege im Südwesten auf heimatnahen Bahnen, insbesondere der Gewinn des prestigeträchtigen „Silbernen Bügels“ in Zweibrücken gefreut. Troyanda ist in die Zucht in das nahe gelegene Gestüt Sickingen gewechselt und bereits stolze Mutter eines Hengstfohlens.
Welche anderen Pferde haben Sie besessen? An welche Tage erinnern Sie sich besonders gerne?
Thomas Gries: Gemeinsam mit meinen Eltern, haben wir schon zahlreiche Pferde besessen. Darunter unter anderem auch die mehrfachen Sieger Bordigehra (11 Siege) , Maribor (8 Siege), Rooftop Flyer (7 Siege), Tokei (4 Siege), Widerspenstige (3 Siege), sowie weitere zahlreiche Pferde mit einem oder zwei Siegen. Besonders schön in Erinnerung geblieben sind Renntage, an welchen mehrere Siege erzielt werden konnten und bei denen ich zudem noch selbst geritten habe.
Schon als Kind von Pferden begeistert
Wie hat bei Ihnen das Interesse für den Turf begonnen?
Thomas Gries: Als Kind zog es mich schon zu Pferden hin und ich war von diesen begeistert. Mit 10 Jahren nahm ich schon erste Reitstunden und war damals schon von der Geschwindigkeit und Schnelligkeit von Galoppern angetan. Da ich erst mit 15 Jahren die Amateurlizenz ablegen und Rennen reiten durfte, habe ich bis zu diesem Alter an Springturnieren, sowie an Reit- und Ponyrennen teilgenommen.
Steigen Sie auch noch selbst in den Sattel? Wie stark ist Ihre Familie involviert?
Thomas Gries: Im Training reite ich regelmäßig noch selbst. In den Rennsport ist die gesamte Familie integriert, zumal auch mein Vater Anton Gries, welcher im letzten Jahr verstarb, ebenfalls jahrzehntelang Besitzertrainer war.
Was können Sie über Ihren Standort und die Trainingsbedingungen in Waldmohr sagen?
Thomas Gries: Mein Trainingsstandort ist seit einigen Jahren im Nachbarort Bexbach, auf der Anlage der Familie Schleppi, auf der auch der Sohn Sven Schleppi trainiert. Es liegen optimale Trainingsbedingungen vor. Zur Verfügung stehen eine ca. 1.000 m Trainingsbahn, ein Reitplatz, eine Reithalle, eine überdachte Führanlage, Gelände zum Ausreiten und zahlreiche Koppeln.
Der Rennsport ist bei Ihnen Hobby. Was machen Sie im Hauptberuf? Wieviel Zeit investieren Sie in die Pferde?
Thomas Gries: Beruflich bin ich als selbständiger Rechtsanwalt mit eigener Kanzlei tätig. Der Zeitaufwand für die Pferde ist nicht konkret festlegbar. Am Wochenende sind es meist mehrere Stunden täglich, falls nicht ohnehin ein Renntag den gesamten Tag in Anspruch nimmt. Während der Woche beschränkt sich mein Zeitaufwand nach der Arbeit meist auf 1 – 2 Stunden, wobei dies im Sommer auch mal länger und im Winter kürzer sein kann.
Was sind Ihre Lieblingsbahnen? Und welche Bahnen würden Sie gerne einmal besuchen?
Thomas Gries: Meine Lieblingsbahnen sind die Rennbahnen im Südwesten, denn da kennt jeder jeden und meist nicht nur die Aktiven, sondern auch die Zuschauer und Besucher. Gerne würde ich einmal die Rennbahn Happy Valley in Hong Kong und die Rennbahn in Dubai besuchen.
Was würden Sie im Rennsport ändern, wenn das möglich wäre?
Thomas Gries: Ich habe es sehr bedauert, dass vor einigen Jahren die sogenannten Klasse-B-Rennen abgeschafft wurden. Diese waren nach meiner Auffassung sehr oft die Grundlage und das Sprungbrett zum Einstieg in den Rennsport und somit auch die Basis für kleinere Besitzer und Trainer.
Ansonsten wünsche ich mir, dass der Galopprennsport in den Medien mehr Ansehen und Prestige gewinnt.