Insider-Talk mit Vincent Steigenberger: „Die Turf-DNA ist bei mir vorhanden“

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Die rot-weißen Rennfarben des Stalles Steigenberger waren über viele Jahre im deutschen Galopprennsport eine Bank in den großen Rennen. Der viel zu früh verstorbene Erfolgsbesitzer und –züchter Albert Steigenberger und seine frühere Ehefrau Evelyn prägten die Szene hierzulande entscheidend mit. Nun ist dieser Erfolgsdress wieder präsent, denn Vincent Steigenberger ist Mitbegründer des Stalles Legal Horizon Racing und dessen Pferde sollen in Zukunft den Spirit der rot-weißen Farben wieder aufleben lassen. Und der Anfang ist vielversprechend: Der Dreijährige Open Skies brillierte gleich beim ersten Start am 10. April in Düsseldorf. Grund genug für ein Exklusiv-Insider-Talk mit dem 35-jährigen auf dem RaceBets-Blog.

Wann und wie entstand die Idee, selbst einen Rennstall aufzubauen und die früheren Rennfarben Ihrer Eltern wieder aufleben zu lassen?

Vincent Steigenberger: Dazu muss man wissen, dass ich von Anfang an, vor meiner Geburt und dann im Kinderwagen, ein echtes „Rennbahnkind“ war. Die Turf-DNA, wenn man das so nennen mag, ist mit Sicherheit bei mir vorhanden.

Meinen Vater habe ich auch später noch oft, bis zu seinem Tod, auf die Rennbahn begleitet.

Die Idee, selbst im Galoppsport aktiv zu werden, reifte dann allmählich. Vor allem die Verbindung zu zwei langjährigen Freunden, Holger Faust und Carl-Philip
Graf zu Solms-Wildenfels
, beschleunigte dann den Prozess: Die Gründung eines gemeinschaftlichen Rennstalls war die logische Konsequenz.

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„Reminiszenz an meinen Vater“

Wer sind ihre Mitstreiter und wie sind Sie auf den Stallnamen Legal Horizon Racing gekommen?

Vincent Steigenberger: Holger Faust, ein Sohn von Michaela und Bruno Faust, Eigentümer des Erfolgsgestüts Karlshof, ist schon längere Zeit in der Turfszene des In- und Auslands sehr erfolgreich aktiv und bestens vernetzt.

Carl-Philip zu Solms-Wildenfels, ebenfalls ein großer Freund des Turfsports, ist Inhaber einer Firma namens Legal Horizon; da lag es doch nahe, diesen Firmennamen auch für unseren Rennstall zu nutzen: Legal Horizon Racing.

Dass wir uns für die rot-weißen Rennfarben entschieden haben, das möchte ich noch kurz erwähnen, ist eine Reminiszenz an meinen verstorbenen Vater und die großen Erfolge des Stalls Steigenberger.

Start im Derby im Visier

Das Debüt von Open Skies war sehr vielversprechend. Wie haben Sie das Rennen gesehen? Wie sind die weiteren Pläne?

Vincent Steigenberger: Wir waren in Düsseldorf vor Ort! Es war ein großartiges Erlebnis: erster Starter, erster Sieger. Vor allem aber die Manier, in der Open Skies gewonnen hat, war begeisternd. Eine kurze Aufmunterung auf der Zielgeraden hat genügt, um die Konkurrenz deutlich hinter sich zu lassen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich auch bedanken: bei Trainer Henk Grewe für die ausgezeichnete Vorbereitung und bei unseren Jockey Alberto Sanna für den hervorragenden Ritt.

Was die weiteren Pläne betrifft: Ich denke, nicht nur seinen guten Charakter als Rennpferd, sondern auch sein Stehvermögen hat Open Skies schon bei seinem ersten Start hinreichend bewiesen. Wir werden gemeinsam mit dem Trainer entscheiden, wie genau es weiter geht. Einen Start im Deutschen Derby haben wir im Visier, für den Weg dahin gibt es natürlich die eine oder andere Option.

Mit welchen anderen Pferden planen Sie für diese Saison? Ist eine Expansion des Rennstalles geplant?

Vincent Steigenberger: Momentan hat der Stall Legal Horizon Racing vier Pferde im Training: außer Open Skies noch zwei dreijährige Stuten, die zeitnah an den Start kommen sollten, und ein zweijähriger Hengst. Drei unserer Pferde stammen aus der Zucht des Gestüts Karlshof, zu dem wir dank Holger Faust engen Kontakt pflegen. Ob und inwieweit der Rennstall expandieren wird? Sicher wird in Zukunft das eine oder andere Pferd das Lot vergrößern. Hier besteht aber keine Eile: Angedacht ist ein allmähliches Wachstum in bescheidenem Rahmen.

Welche Rennbahnen haben Sie bereits besucht, und welche stehen in nächster Zeit an?

Vincent Steigenberger: Die meisten deutschen Rennbahnen kenne ich, wie oben schon angedeutet, von Kindesbeinen an. Gerne bin ich immer wieder in Iffezheim, Hamburg, Köln oder Düsseldorf. Die Frankfurter Rennbahn, früher eine Art „Kinderspielplatz“ für mich (und auch für meine Mitbesitzer), gibt es ja leider nicht mehr. Die Faszination Pferderennen habe ich aber auch schon in Italien geschnuppert. England und Frankreich stehen noch aus.

„Große Leidenschaft Galopprennsport“

Was machen Sie im Hauptberuf? Welchen Anteil haben die Pferde an Ihrem Leben? Und was sagt Ihre Familie dazu?

Vincent Steigenberger: Seit einigen Jahren bin ich in der Immobilienbranche tätig. Der Galoppsport war und ist mein Hobby und eine große Leidenschaft. Meine Frau ist eine große Pferdeliebhaberin. Meine Tochter ist derzeit noch etwas klein. Ich hoffe aber, dass mich die beiden bald auf die Rennbahn begleiten.

Welche Rolle spielt das Thema Wetten für Sie? Hatten Sie bereits höhere Gewinne?

Vincent Steigenberger: Wenn ich auf der Rennbahn bin, wette ich gerne mal. Allerdings sind das keine großen Summen. Meine Gewinne halten sich daher auch in Grenzen. Spaß am Wetten und den zusätzlichen Kick habe ich aber trotzdem.

Wie kann man aus Ihrer Sicht junge Menschen für den Turf hierzulande begeistern?

Vincent Steigenberger:

Da gibt es in der Tat eine gute Initiative: German Racing Next Generation. Neben einem Rennstall, an dem sich jeder mit einem kleinen Beitrag beteiligen kann, kümmern sich die Mitglieder um ein jüngeres, frischeres Image des Galoppsports in Deutschland. Hier arbeiten junge Menschen mit viel Engagement, v.a. auch mithilfe neuer Kanäle wie Social Media, an neuen Ideen, die den Rennsport vor allem für die jüngere Generation attraktiver machen können und insgesamt nach vorne bringen.

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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