Wir erinnern uns noch an dem 26. November 1995: Günther Gudert übertrug von der Galopprennbahn in Tokio per Handy (damals waren Mobiltelefone erst im Kommen und nicht jeder besaß schon ein solches Gerät) für Manfred Ostermann, den Besitzer des Gestüts Ittlingen, den Japan Cup nach Deutschland. Einen Live-Stream gab es nicht, daher war das die beste Möglichkeit der Kommunikationen.
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Und nach 2:24,60 Minuten wurde Ostermann Ohrenzeuge eines der größten Triumphe, die es für die deutsche Zucht je gegeben hatte: Lando, die Hoffnung aus dem Stall des 31-fachen Championtrainers Heinz Jentzsch, gewann für Deutschland und Ittlingen dieses Super-Rennen, das am Sonntagmorgen unserer Zeit wieder die Fans in Atem halten wird. Addi Furler war für die ARD-Sportschau vor Ort. Und natürlich wurde dieser Triumph von Lando bei uns abends dann gezeigt.
Seither schickten sich etliche hiesige Galopper an, dieses Mega-Event im Land der aufgehenden Sonne zu gewinnen, aber ohne Erfolg. Ohnehin tun sich Pferde aus Europa inzwischen besonders schwer gegen die übermächtig wirkenden Pferde des Gastgeberlandes. Denn die Japaner sind nach immensen Investitionen in die Zucht in den vergangenen Jahrzehnten so stark geworden. So war Alkaased im Jahr 2005 der bisher letzte Nicht-Japaner, der sich in die Siegerliste eintrug. Seither waren nur noch heimische Pferde vorne in diesem mit 648 Millionen Yen (ca. 5.3 Millionen Euro) dotierten Monstre-Rennens über die Distanz von 2.400 Metern.
Diesmal wagt es – erstmals in der Geschichte des Japan Cups – gar kein Gast mehr, hier überhaupt anzutreten. Die japanischen Pferde bleiben komplett unter sich. Allerdings bleibt die Titelverteidigerin Almond Eye der Prüfung fern. Sie wird gezielt auf die Hong Kong International Races vorbereitet. Wir wollen Ihnen hier einige der Kandidaten vorstellen:
Das sind die wichtigsten Kandidaten und ihre Chancen:
You Can Smile: Dritter im Kikuka Sho (Japanisches St. Leger; Gr. I) und Sieger im Niigata Kinen (Gr. III). Blieb als Dritter im Tenno Sho (Gr. I) vor Mitbewerbern, als er noch viel Boden gutmachte. Die nun längere Distanz ist sein Vorteil.
Wagnerian: Japanischer Derby-Sieger 2018, gefiel als Dritter im Tenno Sho – the Osaka Hai (Gr. I) und Vierter des Sapporo Kinen (Gr. II). Sehr beständiges Pferd, aber in diesem Jahr noch sieglos, hatte jedoch im Tenno Sho viel Pech, als er viel weiter hinten gehen musste als geplant. Gilt im Japan Cup als sehr gefährlich, zumal es über dieselbe Distanz wie im Derby geht.
Makahiki: Derby-Sieger von 2016, hatte ein Formtief bis zum vierten Rang im Osaka Hai, war bei den anderen Starts auf höchster Ebene als Elfter im Takarazuka Kinen und Zehnter im Tenno Sho chancenlos. Fünfter im Tenno Sho, das muss er steigern.
Cheval Grand: Sieger im Japan Cup 2017, Zweiter im Dubai Sheema Classic im März 2019, Konnte als Sechster in den King George VI and Queen Elizabeth Stakes und Achter in den International Stakes bei seiner Europa-Kampagne keinen Eindruck machen, dennoch gefährlich. Absolviert möglicherweise seinen letzten Start vor dem Wechsel ins Gestüt. Trainer Yasuo Tomomichi ist hier mit einem Großaufgebot vertreten.
Etario: Gewann bei 13 Starts nur einmal bei seinem Debüt als Zweijähriger, war aber viermal Zweiter auf Stakes-Level, darunter im Kikuka Sho 2018, als er nur um eine Nase an Fierment scheiterte.
You Can Smile: Immer weiter verbesserter Vierjähriger, der zuletzt im Nigata Kinen brillierte. Auch gegen die arrivierten Pferde ein sehr interessanter Kandidat.
Suave Richard: Sieger im Osaka Hai 2018, Dritter im Dubai Sheema Classic und im Takarazuka Kinen, ehe er als Siebter im Tenno Sho enttäuschte. Normalerweise auf Linkskursen wie in Tokio sehr zuverlässig, war im Vorjahr Dritter im Japan Cup, sicher ein Faktor.
Rey De Oro: Wurde 2017 Zweiter im Japan Cup hinter Cheval Grand, kehrte im Oktober nach seiner Sommerpause ins Miho Trainingscenter zurück.Seit Platz sechs im Dubai Sheema Classic im März außer Form, beim Comeback im Takarazuka Kinen als Fünfter weit geschlagen, enttäuschte auch als Vierter der All Comers (Gr. II) im September, gewann in Tokio aber schon zwei Gr. I-Rennen und sollte vorne mitmischen.
Curren Bouquet d‘ Or: Stallgefährtin von Almond Eye, Zweiter in den Japanischen Oaks (Gr. I) und im dem Shuka Sho (Gr. II), zwei Rennen der Triple Crown für dreijährige Stuten. Könnte als dritte Stute nach Gentildonna und Almond Eye hier gewonnen. Dreijährige Stuten haben in den letzten zehn Jahren einen tollen Rekord im Japan Cup, mit zwei Siegen und mehreren Platzierungen.
Danburite: Dritter im Satsuki Sho, den 2.000 Guineas (Gr. I) als Dreijähriger, ehe er sowohl vier-, als auch fünfjährige je ein Gr. II-Rennen an sich brachte. Auf höchster Ebene war der fünfte Rang im Takarazuka Kinen das beste Ergebnis, beeindruckte aber im Kyoto Daishoten (Gr. II) im Oktober, als er von der Spitze aus Zweiter wurde.
Muito Obrigado: Gewann die Copa Republica Argentina (Gr. II), vierfacher Sieger in Tokio auf Strecken zwischen 2.400 und 2.500 Metern. Könnte das dritte Pferd nach Screen Hero 2008 und Cheval Grand werden, dass aus demselben Vorbereitungsrennen den Japan Cup gewinnt.