Jetzt, wo ja bald Japan Cup ist, habe ich endlich mal Gelegenheit, mich über die japanischen Pferde und die japanische Zucht im allgemeinen auszulassen. Denn ich muss gestehen: Ich liebe japanische Pferde. Ich weiß nicht ganz genau, wie die das machen, aber irgendwie scheint beim japanisch/englischen Vollblut auch noch ein weiteres Zuchtziel zu bestehen: Schönheit. Gott, was haben die schöne Pferde. Wenn ich mir einen Deep Impact ansehe, ist der einfach wunderschön… und noch so schlicht. Gehe ich dann zu einem Orfevre oder Oken Bruce Lee, einer Wodka oder Soul Stirring, oder gar zu dem wunderschönen Eishin Flash… uff, da weiß ich gar nicht mehr wie ich aus dem Schwärmen noch herauskommen soll. Gut, Eishin Flash ist ein Platini Vertreter, wenn der nicht schön ist, weiß ich auch nicht…
Aber gut – schön müssen die ja nicht sein. Auch wenn sie es sehr oft sind. Überhaupt sieht man bei den Japanern viel bunt. Nicht zwingend gescheckt, aber schon recht viel weiß am Pferd. Merkt man, dass ich mich an denen einfach nicht sattsehen kann? Jetzt aber!
Japanische Pferde haben interessante Pedigrees. So werden dort gerne deutsche Linien mit amerikanischen gemixt, aber auch in Sachen Hengstwahl sind die Japaner oft in Übersee anzutreffen und importieren sich mal eben flott jemanden. Doch auch Deutsche: Novellist, Danedream – die Japaner mögen die deutschen Pferde. Haben aber auch kein Problem damit, Stuten zu Frankel zu schicken, oder mal ganz woanders hin, wo wir Deutschen ja kaum was mit am Hut haben. Alles aufgebaut auf australischen Mutterstuten. Es ist also eine sehr internationale Vollblutzucht, was vielleicht deswegen so interessante Pferde hervorbringt. Das hat die Welt trotzdem lange nicht interessiert.
Japanische Pferde blieben unter sich, trotz gelegentlicher Besuche im Japan Cup von europäischen Pferden. Aber so an sich… ne, da war man irgendwie noch skeptisch. Und jetzt kauft selbst so ein Scheich al Thani auf japanischen Auktionen Deep Impact Nachkommen ein.
Für eine relativ junge Vollblutzucht, die so richtig erst in den 1920er Jahren Fuß fassen konnte – wo wir gerade auf unsere Hoch-Zeiten zueilten. Entsprechend spät kommt die natürlich für die Japaner. Spätestens mit Deep Impact war es dann aber doch so weit. Dieses aufsehenerregende Pferd sagte dem geneigten Zuschauer: Guck dir die japanischen Pferde an. Sie wurden regelmäßige Arc Besucher (völlig zurecht), sie gewannen in Dubai und hielten international mit.
Dabei hatte bis in die 80er Jahre kein einziges japanisches Pferd in den wichtigen internationalen Rennen gepunktet. Und das, obwohl die Japaner in der Produktion schon England überholt hatten. Der Japan Cup war also auch nicht erste Sahne, als sie ihn dann aus der Taufe hoben. Da siegten dann amerikanische Gruppe II Pferde gegen die einheimische Zucht, die erst einige Jahre später ihr eigenes Top Rennen gewinnen konnte. Aber so langsam machten sie Fortschritte. Um dann noch mal einen auf den Deckel zu bekommen – von Lando. Lando schlug sie ’95 im Japan Cup alle.
Über zwanzig Jahre später galoppiert jedoch der japanische Sieger ungehindert vor den „Ausländern“ davon und niemand ist je in seine Nähe gekommen. Das ist die Zeit, in der sich die Zucht radikal auf Weltklasse gewandelt hat.
Vielleicht ist die japanische Vollblutzucht deswegen so spannend. Weil man hier ihren Aufbau noch miterleben kann, welcher bei uns schon lange vor unserer Geburt passiert ist. Die wenigsten Menschen haben noch einen Oleander laufen sehen. Während man hier noch live dabei sein kann, wenn Legenden geboren werden. Etwas, das man schmerzlichst in der deutschen Zucht vermisst. Jeder braucht seine Helden. Und die Japaner haben immer wieder welche. Warum also nicht mal ins Land der aufgehenden Sonne blicken? Da gibt es im jetzt und hier etwas zu sehen. Und nicht erst dann, wenn man die Geschichtsbücher aufschlägt, um noch einmal zu erleben, wie Schwarzgold ihren Gegnern die Eisen zeigt.
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