Jetzt sind wir plötzlich im Fernsehen

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Mensch, da fällt einem ja glatt das Monokel von der Birne und man springt aus den Gamaschen. Der feine Rennsport ist wieder im Fernsehen. Wow. Das überfordert ja schon fast etwas. Haben die auch mal festgestellt, dass es uns a) noch gibt und b) wir doch gar nicht so etepete und doof sind, sondern eigentlich völlig normal. Ja sogar ziemlich gut gelaunt. Ja, gut, wer ist nicht gut gelaunt, wenn sein Sport endlich weitergeht? Die Bilder sprechen dennoch Bände: So glücklich sieht man die Galopperleute alle selten. Hier wird gelächelt, da in die Kamera gealbert und das ist auch noch hinter einer Maske sichtbar. Die Emotionen sind also noch da. 

Und niemand trinkt Champagner oder hat einen schicken Hut an. Es wirkt als Geisterrennen gar nicht mehr wie der Sport der Reichen und Schönen. Sondern wie Arbeit. Aber auch das hat seinen Charme. Klare Abläufe, strikte Wege – das ist keine Spaßveranstaltung für das feine Volk, sondern ein sportlicher Wettkampf. Es wird nirgends klarer, als wenn all das Trara drumherum fehlt. Für die Aktiven ist das einerseits leichter, weil dort nicht so ein Trubel herrscht, andersherum fehlt aber einfach das Feeling. Denn es wirkt natürlich traurig, wenn da in einem Grupperennen das Feld ins Ziel donnert und es herrscht nur Grillenzirpen. Sicher, auch das passt ganz gut, denn wir erinnern uns – die Rennpreiskürzungen sind happig und es ist auch für einen Jockey sicher schöner, wenn er mit einer anständig gefüllten Börse aus dem Rennen geht und nicht Kopf und Kragen für 3,50€ riskiert hat. 

Das gilt auch für Besitzer und Trainer. Die aktuelle Situation tut weh. Vor allem den Aktiven, die Rennvereine erhalten ja durch Wett-Initiativen dann doch wieder etwas mehr vom Kuchen. Denen fehlen allerdings die Einnahmen durch Eintrittsgelder. Ein Teufelskreis. Jeder muss sparen, alle müssen sich irgendwie über Wasser halten. Ob die Präsenz im Fernsehen hilft, weiß man dann aber nicht. Kommen die neuen Zuschauer dann danach auf die Bahnen, wenn sie hoffentlich bald aufhaben? Kann man noch nicht sagen. Wollen wir hoffen. Denn jetzt gerade, vor allem, wenn die Bundesliga dann direkt wieder in die Pause geht, sind wir diejenigen, die mit Argusaugen bewacht werden. Weil wir veranstalten. Das gilt sowohl für das Hygienekonzept, als auch das Tierwohl, wo der Rennsport sich beweisen muss.

Natürlich muss auch das Konzept sich weiter tragen, damit nach der ersten Euphorie Zuschauer dazukommen. Es sind nicht alle automatisch happy, nur weil jetzt wieder Pferderennen sind. Sondern eben nur am Anfang. Irgendwann machen sich Ermüdungserscheinungen breit. Denen gilt es entgegenzuwirken, auch um sich langfristig einen Platz im Fernsehen zurückerkämpfen zu können. Den hatten wir ja mal. Lang, lang ist’s her, aber wenn nicht gerade eine Danedream den Arc gewinnt, dann war da meistens ist Essig. Wir sind Helden sangen einst: “Gekommen um zu bleiben.” Das muss das Ziel des Rennsports sein. 

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Nika S. Daveron
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Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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