Luciano – oder: Was kostet ein Rennpferd?

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Luciano, von Henry the Seventh [GB] aus der Light Arctic, war nicht nur eine sehr lange Zeit der „leading money winner“ Deutschlands und das natürlich aufgrund seiner Leistung – er ist aber auch ein sehr gutes Beispiel dafür, was einem in der Vollblutzucht alles widerfahren kann und was es den Besitzer kostet.
Im April 1964 im englischen Buttermil Stud geboren, wechselte er den Besitzer auf den December Sales in Newmarket. Er lag preislich im Mittelfeld und selbst das schien eine Fehlinvestition gewesen zu sein, denn Luciano verletzte sich beim Spielen auf der Koppel und zerfetzte sich das rechte Hinterbein unterhalb des Sprunggelenks. Bis hierhin hatte Luciano seinen Besitzer bereits 25.272 DM gekostet und er war noch nicht einmal im Training. Und das zu Zeiten, in denen seine Operation nur 120 DM gekostet hat.
Im Kölner Rennstall Sven von Mitzlaffs war man ebenfalls nicht angetan von Luciano, bis der eines Tages beschloss, das zu ändern, seinem Reiter durchging und drei Runden um die Bahn drehte. Obwohl man mit Presto noch ein gutes Pferd im Stall hatte, das bereits im Henckel-Rennen siegreich gewesen war. Ossi Langner entschied sich für Presto in der Union, sodass man Lester Piggot verpflichtete.
Luciano hatte keine Lust, sich mit seinen Gegnern auch nur irgendwie zu unterhalten, er gewann hochüberlegen und die Sportwelt kürte ihn zum Derbyfavoriten. Und das gewann er auch, trotz vermurkstem Bänderstart und brüllender Hitze.
Ossi Langner machte den Fehler nicht noch einmal und führte Luciano künftig von Sieg zu Sieg. Er wurde nie von einem in Deutschland trainierten Pferd geschlagen und unterlag nur Giganten wie Anilin. Nur im Arc war Luciano nicht auf dem Posten, denn er verpullte sich und wurde nur Elfter.
Mit einer Gewinnsumme von 595.800 DM sollte Luciano eigentlich eine weitere Saison im Rennstall verbleiben, doch Luciano wurde krank und es war an keine weiteren Starts mehr zu denken. Im Gestüt Bona wurde er wieder aufgepeppelt, doch 1969 in die Zucht geschickt, als klar wurde, dass Luciano nicht mehr an seine Leistungen anknüpfen konnte. In Bad Harzburg aufgestellt, zeugte er viele gute Pferde, doch keines davon reichte je an seine Klasse heran. Las Vegas und Ordinale hielten jedoch seine Fahne hoch. Auch in Japan ist Lucianos Blut durch die Schlenderhaner Schwarzgold Linie noch lebendig, Buena Vista, Japan Cup Siegerin, ist sein prominentes Aushängeschild.
Luciano starb mit 23 Jahren, als er mit einem Trümmerbruch aufgegeben werden musste.
Insgesamt 205.558 DM müssen von Lucianos Gewinnsumme abgezogen werden, um die Kosten, die er verursacht hat, zu decken. Wie man sehr gut erkennen kann, wird man auch nur mit Ausnahmegaloppern Geld machen, alle anderen hoffen auf den Champion – oder erfreuen sich auch an denen, die sie nur Geld kosten, nicht aber welches für sie generieren. Der Rennsport wäre längst tot, wenn nicht die Passion der Besitzer und Gestüte wäre, die den Griff in die eigene Geldbörse tätigen. Ohne zu fragen: Was kostet das? Anders funktioniert dieser Sport schlichtweg nicht. Es kann nicht jedes Pferd ein Crack sein.
Luciano und Ossi Langner waren lange Zeit das offizielle Logo des deutschen Rennsports – und ihr habt ihn sicher einmal irgendwo gesehen.

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Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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