Was man mit Rennpferden verdient

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Der Aufschrei ist immer groß, wenn es um Rennsport geht. Denn Gegner argumentieren ja immer: „Denen geht es nur ums Geld!“. Leider muss man heutzutage auch sagen: Wenn es den Leuten ums Geld gehen würde, würden die sich den Bitcoins zuwenden, selbst jetzt macht man damit mehr Gewinn als mit einem durchschnittlichen Rennpferd. Das ist traurig, aber eine Tatsache. Von den Trabern wollen wir gar nicht anfangen, die kloppen sich im Sand von Gelsenkirchen oder Mönchengladbach um nen Hunni und nen Blumentopf – grob gesprochen. Aber auch sonst ist so ein durchschnittliches Rennpferd kein rechnerischer Gewinn, sondern ein Verlust. Und zwar zu 90%.
Spielen wir das mal durch. Ich kaufe mir jetzt ein Pferd. So ein „Mittelgutes“. Ich zahle ca. 13.000€ für meinen Jährling. Auf einer schönen Auktion. Gute, aber nicht überragende Abstammung. Macht schon mal 13.000 Euro miese. Was meint ihr denn, was der so tun muss, damit er die schon wieder drin hat? Gut, er könnte ein Auktionsrennen gewinnen, für das er startberechtigt ist. Aber das tun ja nun bei Weitem nicht alle Pferde, die man dort kauft. Überhaupt – den lasse ich dort ja gar nicht laufen, wenn der nicht irgendetwas kann. Das muss ich nun vorher erst Mal rausfinden. Aber selbst trainieren kann ich den nicht. Ich muss ihn also irgendwo unterbringen. Rechnen wir mal nen tausender pro Monat dafür. Ich will schließlich, dass was draus wird.
Mein Pferd geht 1,8 jährig im Oktober jetzt in den Rennstall. Bevor es eine Rennbahn sehen wird und mir überhaupt Geld bringen könnte, vergehen jetzt mindestens sieben Monate – sofern ich überhaupt etwas Frühreifes erwischt habe. Ich kann natürlich auch früher starten – aber mein fiktiver Zweijähriger macht gerade einen Wachtumsschub in meinem Kopf. Es addieren sich also noch mal mindestens 7.000 Euro auf sein Konto, die er mich kostet. Macht 20.000 Euro. Ich habe natürlich meine Rennfarben registriert, das kostet mich auch noch mal Geld, meinen Rennstallnamen ebenfalls eintragen lassen und jetzt… jetzt bekommt der Kerl natürlich noch Impfungen. Und alle sechs Wochen den Schmied. Wir sind nach sieben Monaten irgendwo bei 21.000. Nachdem wir uns um alles Bürokratische gekümmert haben. Und unser Pferd war noch nicht krank, hat sich noch nicht verletzt, oder sonst was.
Trainer beschließt: Wir probieren es mal im Rennen für die Zweijährigen. Nenngeld ist zu bezahlen, der Transport, der Jockey und am Ende wird unser Zweijähriger vierter und hat 500€ verdient – allerdings waren wir jetzt in Hamburg oder Baden-Baden – da ist das Geld einfach höher. Jippie! Mensch! Auf nach Disneyland! Damit sind wir ja richtig reich geworden.
Haben wir Glück, dann gewinnt unser Zweijähriger vielleicht noch mal Ende des Jahres. In Krefeld… da gibt es dann 2.000 Euro. Doof nur – die monatlichen Kosten fallen ja nicht weg. Bis der also wieder gestartet ist, haben wir auch schon unser Platzgeld verprasst und weiterhin Trainingsgebühr entrichtet. Und der Zahnarzt musste auch mal kommen. Schmied und Co. sind natürlich auch wieder dabei.
Doch halt! Jetzt geht es an den Winter. Wir möchten nicht auf Sand und es geht ab ins Gestüt. Der Kerl wächst, der soll noch was auf die Weide. Die Weide gibt’s auch nicht für lau. Und es frisst ja auch was, so ein Pensionspferd.
Bis wir unseren nun Dreijährigen (ohne Derbynennung, wir waren nicht größenwahnsinnig) allerdings wieder auf der Rennbahn sehen, ist es wahrscheinlich Mai. Wir rechnen noch ein paar tausend Euro drauf. Gegen seine 2.500 € mit denen er uns ja so reicht gemacht hat. Nicht. Tja, und nun möchte unser Dreijähriger irgendwie nicht an seine guten Leistungen anknüpfen. Ein Start in Köln, einer in Mülheim, und wir sind bei noch mehr Minus. Kostet ja schließlich trotzdem was. Unterdessen laufen Trainingsgebühr und Schmied natürlich weiter. Aber halt! Der ist doch komisch. Wieso läuft der denn so hinterher? Und überhaupt, der wird auch immer mopsiger und größer. Besser mal kastrieren. Das kostet und dauert. Wir addieren weiter munter unsere Trainingsgebühren und die Behandlung nach der Kastration. Leider haben wir unserem Dreijährigen nun mit seinen Eiern den Siegeswillen geklaut. Blöd. Wir starten noch dreimal. Unser Pferd ist 12 Längen zurück letzter.
Und dann kommt ein Pferdemädchen und sagt: „Im Rennsport geht es den Leuten ja nur ums Geld.“ Ich korrigiere: Hier geht es nur darum, wie viel Geld du verpulvern kannst – nicht was du einnehmen kannst.

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Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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