Manche Sachen kann man nicht vergleichen

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Jetzt, wo Enable auch noch den Breeders Cup Turf gewonnen hat, ist das Geschrei groß (irgendwie wird ihr von manch einem auch erst jetzt das Prädikat Top Stute zugestanden – als wäre zweimalige Arc Siegerin nicht top …): Die Meute möchte einen Vergleich. Und zu wem? Zu Winx. Das ist mir so unbegreiflich, dass ich ab und zu ein paar Leute schütteln möchte. Wie seinerseits schon Frankel, dem man seine Krone nicht ohne den Arc Start zutrauen wollte, brüllen jetzt ein paar vereinzelte Querdenker nach einem Rennen zwischen Winx und Enable. Was absoluter Blödsinn ist. Denn die Distanzen sind einfach zu unterschiedlich. Enable läuft auf 2400 Metern klassisch und Winx auf 2000. In welchem Rennen sollte man die Pferde also laufen lassen? Und warum vor allem auf einer Distanz, die für eins von beiden Pferden garantiert nicht ideal wäre?

WINX gewinnt mit Hugh Bowman die Chipping Norton Stakes, Randwick, Australien.

Der Aufschrei nach Vergleich ist natürlich nicht neu. Die Rennsportgemeinde möchte oftmals einem Pferd sein Prädikat (Überpferd) nicht anerkennen, bevor es nicht dies oder das geschlagen hat. Bei aller Vergleicherei sollte man aber doch mal die Kirche im Dorf lassen. Vor allem, wenn die Pferde überhaupt nicht die selbe Spezialisierung haben. Die Zeiten sind schon lange vorbei, dass ein Pferd auf ALLE Distanzen eine gute Figur macht. Im Falle von Winx und Enable kommen auch noch unterschiedliche Kontinente und damit unterschiedliche Jahreszeiten hinzu. Das kann für ein Pferd nur schlecht ausgehen und für mich ist das kein aussagekräftiger Vergleich. Ja eher schon Äpfel und Birnen … Und dann auch immer unsere europäische Überheblichkeit: Die ausländischen Pferde müssen schon HIER (also in Europa) was gewinnen, sonst zählt das ja nicht. Ja, dann kommt eben auch mal ne Black Caviar angeflogen und gewinnt in Europa. Auch da war das Geschrei nach Vergleichen groß.
Wieso muss sich ein Pferd mit anderen Pferden messen, die gar nicht im selben Sandkasten spielen? Ein Sandbahncrack mit dem Turf Spezialisten, ein Flieger mit einem Steher, usw.? Bei Overdose hat auch keiner gesagt, dass er doch mal gefälligst gegen Harbinger antreten soll, weil der gerade so gut ist. Da war das mit den Distanzen dann zu weit auseinander und man hat es verstanden. Bei 400 Metern Unterschied, wie bei Enable und Winx ist das scheinbar schwer vorstellbar. Ob die Leute überhaupt wissen, wie viel 400 Meter sind? Ein bisschen mehr als die Schilder von der Autobahnabfahrt. Bei der nächsten Panne einfach mal selber laufen, dann bekommt man ein Gespür dafür, wie weit das eigentlich ist, bevor man Quatschforderungen an Unbekannte stellt.
Es lässt sich nun mal nicht vergleichen, was nicht zusammenpasst. Enable wird sich künftig mit anderen 2400 Meter Pferden rumschlagen und Winx mit ihren 2000 Metern. Das ist völlig in Ordnung. Und beide können existieren, ohne dass ihnen ein Zacken aus der Krone bricht, weil sie nie aufeinander getroffen sind. Zumal Winx ein typisches Pferd für die australischen Rennen ist. Die holen sich ihre Vergleiche nicht mal im Ausland, weil sie das gar nicht müssen. Das australische System hat eigene Vorzüge und Nachteile, eigene Vorlieben und darauf wird natürlich auch der Pferdemarkt ausgelegt. Warum soll man das Pferd also durch die Gegend kutschieren? Am Ende kommt es eben ganz darauf wen man fragt, wer denn nun die großartige Stute 2018 war? Fragt man in Australien, bekommt man vermutlich die eine Antwort, fragt man in England, die andere. Tut auch keinem weh.

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Nika S. Daveron
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