Meckern is’ nicht

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Der Tenor der Galoppfreunde ist momentan ein bisschen: Fresse halten und genießen, wir haben endlich unseren Sport wieder. Das funktioniert halt so lang, bis Jockey A seinen Ritt verknallt und Jockey B eine Sperre wegen sonst was bekommt, dann ist das Gemecker von Fans und Wettern schnell da. Ich bin auch der Meinung, dass das dazu gehört, Fußballfans zerlegen und analysieren Spiele schließlich auch zusammen, ohne selbst Profi zu sein, bei Reitern (allgemein, nicht nur im Rennsport), wird ständig geschrien: “Mach es doch erst Mal besser, bevor du meckerst”. Das ist Blödsinn, Kritik gehört dazu, auch mal eine gewisse Aufregung. 

Wichtig ist nur in unserem Sport, dass die Leute eben mitlesen. Und da muss man natürlich nicht unter die Gürtellinie gehen und symbolische Enteierung verlangen, wenn da mal ein Ritt in die Binsen geht. Der Fußballer ist halt eher nicht in Social Media Gruppen. Wobei die meisten Trainer und Jockeys sich das Theater auch nicht geben – ist sicher auch manchmal besser für die Nerven. Aber von einer lebhaften Diskussion lebt und profitiert auch stets der Sport. Weil man sieht, dass da Leidenschaft hinter ist. 

Dann ist da der Stream – das Fenster zur Welt. Unsere einzige Möglichkeit momentan die Rennen zu sehen. Am Anfang war man froh, dass man überhaupt wieder was hatte. Aber natürlich zeigen sich Ermüdungserscheinungen und Kritik. Namentlich sind das stets die Düdelmusik und der Wettexperte gewesen. Und die Tatsache, dass der arme Thorsten Castle ständig laufen muss, auch an einem heißen Tag. Manch einer nölt dann: Ist doch toll so wie es ist, was habt ihr alle? Seid doch froh, dass es überhaupt Rennen gibt. Ja, sicher. Aber Kritik ist doch stets erlaubt? Warum sollte der Rennsport darüber erhaben sein, nur weil er jetzt wieder da ist? Und man scheint die ja auch wahrzunehmen. Da wird dann auch mal auf häufig geäußerte Kritikpunkte eingegangen und die Forderung nach einem zweiten Moderator durchaus umgesetzt. Schön. Da hat sich gleich jeder gefreut. Jetzt hätten wir bitte gerne noch die Düdelmusik weg, die ist auch sehr unbeliebt. 

Konstruktive Kritik, sowie viele Meinungen, sind wichtig, um ein Format weiterzuentwickeln. Ist ja keine Monarchie, guckt halt Trabrennen, wenn euch der Galoppstream nicht passt. Man möchte ja auch sein Publikum halten und vor allem vergrößern.

Dementsprechend darf man eben schon meckern. Alles totmeckern soll es natürlich nicht sein. Und manchmal hat man ja auch so Motzköpfe, die alles blöd finden, egal was probiert wird. Dennoch funktioniert es nur, wenn es auch Kritik gibt, damit man auch besser daraus hervorgehen kann. Manchen Leuten passt das nicht. Die sagen dann: “Mach besser” oder “Sei doch froh, dass es überhaupt was gibt.” Aber das kann doch nicht der Anspruch sein. 

Ergo: Meckern is’ eben doch. Sonst weiß man ja vielleicht gar nicht, was den Zuschauern nicht gefällt.

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Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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