Melbourne Cup, Wenn Pferde Geschichte schreiben

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Der 05.11.2019 wird in Australien ein Feiertag sein, an dem vor allem in Melbourne alles stillsteht. Sogar auf den sonst immer zum Bersten vollgestopften Straßen ist Ruhe eingekehrt. Ungefähr drei Minuten und ca. 30 Sekunden lang ist die Stadt verstummt, kein Auto ist mehr auf den Straßen und kein Lastwagen mehr zu hören. Fast scheint es, als würden selbst die Vögel am blauen australischen Himmel für kurze Zeit innehalten. Von dem Moment an, wenn sich die Startgitter des Melbourne Cups geöffnet haben und die Glocke ertönt ist, halten alle Australier und Rennsportfans weltweit die Luft an. Wenn das Feld dann auf die Ziellinie zu rast und einer der vierbeinigen Superstars die Nase vorn hat, bricht der Tumult los. Plötzlich scheint es, als hätte man den Ton der Welt nur für einen Moment ausgeschaltet und dann zehnmal so laut wieder aufgedreht. Wer auch immer das Rennen am ersten Dienstag im November gewinnen wird, geht in die Geschichte ein.

Melbourne Cup
Melbourne Cup at the Flemington Racecourse

Trainer, Jockey, Besitzer, aber allen voran das siegreiche Pferd. Für drei Minuten und 30 Sekunden steht in der Metropole Melbourne die Zeit still. Nur an einem Ort pulsiert das Leben, schießt das Adrenalin durch die Adern wie reine Energie. Der Melbourne Cup auf der Rennbahn in Flemington steht an und es ist wahrhaftig eines: „The race that stopps a nation!“

Das Rennen über die Marathondistanz von 3200 Metern gehört zur Geschichte Australiens und zur Geschichte des Rennsports weltweit. Es gibt kaum einen Rennsportliebhaber, der nicht davon träumt, einmal bei diesem Ereignis dabei zu sein. Der Melbourne Cup, seine gesamte Ausstrahlung und die Energie, die schon morgens beim ersten Sonnenstrahl alle nur irgendwie Beteiligten ergreift, ist unbeschreiblich. Natürlich könnte man sagen, dass alle großen und prestigeträchtigen Rennen, wie der Prix de l’Arc de Triomphe oder das Kentucky Derby, diese Aura haben. Allerdings kann sich wohl keins dieser Rennen mit dem Melbourne Cup messen, wenn es um die Euphorie geht, darum, wie es selbst die in seinen Bann zieht, die sonst keine Begeisterung für den Rennsport verspüren. Am Cup-Tag hat jeder seinen Favoriten. Schüler, Hausfrauen, Banker oder Politiker. Ja auch Fußballfans, Springreiter, Models oder Musiker. Der Melbourne Cup schafft sogar heutzutage noch das, was wir uns in Deutschland so sehr für unseren Sport wünschen. Dieses Ausmaß an Begeisterung können wir uns hierzulande aber wohl gar nicht vorstellen, nicht einmal erahnen.

Spectators at Melbourne Cup
Spectators at Melbourne Cup

Die Geschichte des Melbourne Cups reicht zurück bis in das Jahr 1861. Der Sieger dieses geschichtsträchtigen Ereignisses hieß Archer, sein Leben wurde sogar verfilmt. Ebenso wie das einiger anderer Legenden rund um das Rennen, das auf Gras gelaufen wird. Der Cup ist ausgeschrieben für dreijährige und ältere Pferde, ist außerdem ein Handicap und eine der höchstdotierten Leistungsprüfungen für Englische Vollblüter auf der ganzen Welt. Jedes Jahr reisen auch viele im Ausland aktive Trainer mit ihren Schützlingen zum „Spring Racing Carnival“ nach Australien. So auch zum Beispiel der deutsche Trainer Andreas Wöhler, der selbst sagt, dass einer seiner größten Wünsche ist, einmal die „Cox Plate“ zu gewinnen – ein anderes hoch dotiertes Rennen während des Carnival. Andreas Wöhler schrieb Geschichte, als der von ihm trainierte Monsun-Sohn Protectionist den Melbourne Cup als erstes deutsches Pferd überhaupt gewinnen konnte.

Der im Besitz des australischen Syndikats „Australian Bloodstock“ stehende Hengst deckt heute auf Gestüt Röttgen. Sein Sieg war aber nicht nur ein Erfolg für die deutsche Vollblutzucht, denn er lief eine der schnellsten Zeiten, die überhaupt in der Geschichte des Rennens erreicht werden konnten. Damals zierte er sogar das Cover der heimischen Tageszeitung, eine Anerkennung die für ein Rennpferd in der heutigen Zeit leider selten geworden ist. Hier in Deutschland können wir uns das Ausmaß des Ruhms eines Melbourne Cup-Siegers gar nicht vorstellen und wer mit dem Rennsport nicht vertraut ist, weiß vielleicht bis heute nichts von dem einzigartigen Erfolg von Protectionist.

Protectionist am 27.01.2018 Züchtertreff Gestüt Röttgen.

Wenn man über Protectionist und den Melbourne Cup schreibt, dann darf man vor allem eins nicht auslassen: den Vater von Protectionist, Monsun. Auch wenn Monsun nie selbst im Melbourne Cup antrat, schrieb er in diesem Rennen Geschichte. Wie das möglich ist? Er brachte als Deckhengst bislang drei Sieger des Melbourne Cups hervor. Mit Fiorente 2013, Protectionist 2014 und Almandin 2016 konnten drei seiner Söhne dieses prestigeträchtige Rennen gewinnen. In diesem Jahr wird kein Monsun Nachkomme auf der Starterliste des Cups zu finden sein. Nach der aufgeführten Bilanz, voll zur Freude aller anderen Aspiranten. In diesem Jahr ist ebenfalls nicht dabei, ist ein in Deutschland trainiertes Pferd. Allerdings könnte am Dienstagmorgen ein Kandidat in die Startbox einrücken, der hierzulande wohl bekannt ist. Die Rede ist von Ispolini, der Vierjährige Wallach aus dem Stall von Charly Appleby gewann ja bekanntermaßen vor kurzem das deutsche St.Leger gegen Djukon und Moonshiner. Aus deutscher Sicht wäre ein gutes Abschneiden von Ispolini daher schon wünschenswert. Mit einer Quote von 150:10 steht der Dubawi Sohn, der in den blauen Godolphin Farben antreten könnte, allerdings eher in einer Aussenseiterrolle.

Almandin
Almandin siegt unter Alexander Pietsch am 03.11.2013 in Krefeld.

In der Geschichte des Melbourne Cups, schaffte es im Gegensatz zum Prix de l’Arc de Triomphe bereits ein Pferd, dreimal hintereinander zu gewinnen. 2003, 2004 und 2005 siegte nämlich die Desert King Tochter Maykbe Diva und schriebt damit Turfgeschichte. 2002 siegte ein weniger bekanntes Pferd, nämlich Media Puzzle. Seine Geschichte wurde aber im Rahmen des wundervollen Films, aus dem Jahr 2011 „The Cup“ aufgegriffen. Er erzählt nicht nur die Geschichte eines außergewöhnlichen Pferdes, die ganze Atmosphäre rund um den Cup, sondern auch die der berühmten Jockeys Damien und Jason Oliver.

Zum Thema Verfilmungen ist der Klassiker der Pferdefilme natürlich „Phar Lap“. In Australien wird Phar Lap wie ein Volksheld verehrt. Natürlich steht er auch in den Siegerlisten des Melbourne Cups. 1930 gewann Phar Lap den Melbourne Cup unter Jockey James Pike und gewann die Herzen einer gesamten Nation. Noch eine außergewöhnliche Geschichte rund um das Rennen ist natürlich der Sieg von Michelle Payne. Sie konnte den Melbourne Cup als erste Frau gewinnen. Ihr Pferd Prince of Penzance startete außerdem als einer der längsten Außenseiter in das Rennen. Mit „Ride like a Girl“ wurde die Geschichte dieses einzigartigen Teams ebenso für die Leinwand verewigt.

Phar Lap
Phar Lap

Soviel Geschichten gibt es rund um den Melbourne Cup. Wahrscheinlich ebenso viele unbekannte die, die Lebensgeschichte der Menschen rund um das Rennen geprägt und verändert haben, Herzen gewonnen, aber auch gebrochen haben. In Sieg oder Niederlage ist aber eins unabänderlich, die Einzigartigkeit des Rennens. Von drei Minuten und 30 Sekunden, in denen Träume wahr werden können. Aber auch die Geschichte eines ganzen Kontinents geprägt durch ein einmaliges Pferderennen: den Melbourne Cup.

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