Mit dem Rennpferd im Gelände

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Ich bin ein Freund davon, seine Rennpferde auch mal laufen zu lassen. Galopp. Nicht Schritt! Ich meine, dafür sind sie gemacht, dafür sind sie geboren, das ist ihr Job. Und nur, weil 70% aller Reiter das für panisches Durchgehen halten, ist ein schnelles Galöppchen für so ein Rennpferd gar nichts. Bei vielen ist ja gar nicht so viel Galoppstrecke gegeben, dass so ein Rennpferd auf Touren kommen kann, ergo bleibt es dann bei einem kleinen Canter. Auch okay. Aber gönnen sollte man das seinem Pferd schon mal. Auch Nicht-Rennpferden.
Wir reden hier ja nicht von illegalen Rennen oder unkontrolliertem Geheize, sondern davon, sein Vollblut mal laufen zu lassen. Und zwar so, dass alle Spaß haben. Meistens haben dann trotzdem nur zwei Spaß: Pferd und ich. Meistens nicht mal ich, weil ich mit Ärgern beschäftigt bin.
Man geht also raus. Da will immer jeder dabei sein, denn mein Pferd ist ja so lieb im Gelände. Ich warne immer vor: Ich möchte auch galoppieren. Es sei denn, ich frage selbst, ob jemand mit mir rausgehen will, dann richte ich mich nach anderen. Aber wenn sich jemand mir anschließt, dann warne ich eben. Ich weiß ja, was es hervorruft.
Und ich habe eigentlich seit jeher flotte Pferde. Am liebsten eben Rennpferde. Aber wo ich auch bin, egal in welchem Stall, das gibt immer Theater (außer bei mir im jetztigen Stall, da galoppieren die Leute endlich mit mir).
Trotzdem schaffen es die Leute, einen völlig hysterischen Anfall zu bekommen, wenn sie mit mir rausgehen. Ich stehe mit der Trippelsusi also am Hof und will gerade los, da kommen zwei Mädels an. „Gehst du raus?“
Nein! Ich steh nur so an der Hofeinfahrt und warte, dass mich endlich jemand überfährt …
„Können wir mitkommen?“
„Klar. Aber ich galoppiere auch was zügiger.“
„Ist ja kein Problem, wir auch.“
Na, denn. Klingt doch gut! Ich reite mit den beiden bis zu meiner üblichen Galoppstrecke, wo ich gerne Gas gebe, weil dort nichts und niemand stört, da fragt die erste: „Wettrennen?“
„Au ja …“
Hm … ja, wenn die wollen und ihre Pferde im Griff haben. Die Trippelsusi legt den Blitztstart hin und ist weg. Ich pariere an der Kreuzung durch, dahinter kann man zwar galoppieren, aber ich mach das eher seltener, weil da gern Müll rumliegt.
Wo sind eigentlich die anderen? Huiiiiiiiiiiiiiiii! An mir vorbei, Kreuz und quer, ins Gebüsch. Eine Reiterin ist schon am Schluchzen. Ich höre die Worte: „Voll übertrieben“, „gestört“ und „durchgegangen.“
Meint die meine Trippelsusi?
„Alles okay?“, frag ich dann doch mal und mache mich auf die Diskussion gefasst.
„Du hast gesagt, du galoppierst schnell, aber du hast die ja gar nicht unter Kontrolle!“, kreischt mich die Zweite an, die voller Blüten von einem benachbarten Baum ist an dem sie gebremst hat.
„Ne, die ist nicht durchgegangen. Ihr wolltet doch ein Wettrennen machen. Ich bin vorgaloppiert. Ihr hättet die eh nicht eingeholt.“
„Ja, weil die voll gestört ist.“
„Nein. Warum sagt ihr denn, dass wir ein Wettrennen machen, wenn ihr die Pferde nicht halten könnt?“
„Können wir ja, aber wenn deine so gestört ist und abgeht, da kann man ja nix mehr machen.“
Den restlichen Weg verbringe ich Schweigend. Während die zwei hinter mir tuscheln. Über das gestörte Rennpferd. Die hat aber immerhin gute Laune. Ist ja auch mal was …

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Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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