Rennsportlern wird ja gerne vorgeworfen, dass sie ihren Sport schönreden und überhaupt nicht das Schlechte sehen, das es zweifellos überall gibt, wo mit der Leistung von Tieren Geld verdient wird. Die berühmten schwarzen Schafe gibt es natürlich überall. Aber es muss jetzt nicht mal jemand sein, der sinnlos seine Tiere verheizt. Kritik kann man durchaus auch an kompetenten Trainern, Besitzern, etc. äußern, wenn einem wirklich etwas nicht gefällt. Es sind nämlich alles Menschen und denen unterlaufen ja auch irgendwann mal Fehler. Durchaus auch mal schwerwiegende. Wie kommt das denn jetzt, dass Rennsportler sich so selten „negativ“ äußern? Denn untereinander tun sie das sehr wohl, ich kenne nämlich niemanden, der mehr ein Rennen, seine Aktiven und seine Nebenfiguren zerpflückt, als die Rennsportler selber. Und da wird es durchaus mal ruppig und die Anschuldigungen die fallen, sind auch heftig.
Aber wir sagen davon eher nichts, wenn wir unter anderen Reitern sind. Denn irgendwo ist es auch anstrengend. Der Rennsport hat eh schon das schlechteste Image, das man haben kann und dann sollen wir auch noch auspacken, was wir wirklich schlecht finden, wenn wir ja sagen, dass das alles gar nicht so ist? Ist immer schwierig. Trotzdem kommt die Frage danach immer wieder auf: Wenn all das nicht stimmt, was PeTA sagt, muss es ja der beste Sport der Welt sein. Ist er natürlich nicht. Würde ich auch nie behaupten. Aber es brennt da an ganz anderen Enden als dem Obligatorischen: „Die hauen ja die ganze Zeit drauf.“
Zum Beispiel (und das sind jetzt meine subjektiven Kritikpunkte, die mich extrem stören, das mag jeder anders sehen, oder ergänzen können), mag ich Überforderung nicht. Wir beklagen uns, wenn die Vierjährigen auf Jungpferdeturnieren schon versammelt die Kringel gehen müssen. Aber auch im Rennsport muss man manchmal die Augen aufmachen. Ein Versuchsrennen – okay. Das Pferd allerdings schön seinen Möglichkeiten hinterherlaufen lassen, das ist auch Überforderung. Manch ein Besitzer mag nicht hören, manch ein Trainer mag es nicht wahrhaben wollen, aber da wackelt dann ein völlig überfordertes Pferd im Auktionsrennen hinterher. Klatschnass, ohne Chance. Das ist nicht fair und ich kann es auch nicht leiden. Einmal – lasse ich gelten. Zuhause können die ja echte Arbeitsweltmeister sein, aber auf der Bahn ein Windei. Aber es gibt so paar Pferdekandidaten (ich wette, manche haben direkt einen Namen im Kopf), die von ihren Trainern echt ständig hinterhergeschickt wurden. Kann ich überhaupt nicht leiden. Pferd versteht die Welt nicht mehr und ist natürlich auch nicht doof, das merkt, dass niemand mit der Leistung zufrieden ist. Und am besten dann kurz hintereinander starten lassen, weil das Pferd doch zu Hause gut mitmacht!
Dann mag ich es auch nicht, wenn Trainer Pferde sehr gleich behandeln. Ja, klar, die sollen natürlich alle gefüttert werden und alle rauskommen. Aber nur weils ein Pferd ist, sind die nicht aus einer Backmischung entstanden und funktionieren alle gleich. Wenn also X Pferde in dem Lot gleich weit sind, heißt das trotzdem nicht, dass es alle sind. Manch ein Trainer lässt dann kollektiv arbeiten, sieht gar nicht, dass da einer dabei ist, der noch nicht so weit ist. So zieht man sich auch die Hinterherläufer heran. Welches Pferd hat da noch Lust? Oft spielt da dann auch noch Abstammung und Sympathie rein. Ja, klar, dass keiner Bock hat sich total individuell um das kleine Arschlochpferd mit der uninteressanten Abstammung zu kümmern. Aber gegenüber den Besitzern ist es unfair und gegenüber dem Pferd auch, denn das weiß davon nichts. Und wenn man es nur überfordert und als renitent hinstellt, dann wird da nie was draus. Außer einem Wanderpokal – also einem schlechten Aushängeschild für den Rennsport. Das sind dann die, von denen die Wendys behaupten, dass man sie gerettet hat. Will man das?
Es gibt aber auch noch viele andere Dinge, die stören. Rennvereine, die nicht in ihr Geläuf investieren und plärren, weil niemand bei ihnen läuft; Rennvereine, die ihren Pächtern das Leben schwermachen – wobei die Pferde dann die Leidtragenden sind -; nicht renovierte Boxentrakte; Steine in den Weg werfen, wenn man veraltete Haltungsbedingungen ändern will, usw. Die Liste ist hier, wie bei jeder Pferdesportart, lang. Es gibt immer blöde Seiten. Allerdings sind das nicht die, die uns die Tierschützer erzählen. Die Wahrheit ist halt immer Grau, nie Schwarz-Weiß.