Vollblüter richtig füttern: Die Königsdisziplin?

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In den Vollblutforen kommt die Frage immer und immer und immer wieder: Mein Vollblüter ist so dünn! Wie bekommt ihr Gewicht und Muskeln an eure Blüter? Könnt ihr mir irgendwelche tollen Futtermittel empfehlen? Doch auch für meinen vierjährigen Ex-Galopper auf dem Weg in die Vielseitigkeit hat mich die Fütterungs-Frage natürlich interessiert.

Auf der Suche nach der perfekten Futter-Formel für Leistungs- und Hobbysport-Blüter sprach ich mit drei Expertinnen ganz unterschiedlicher Sorte: Pferdewirtschaftsmeisterin Jutta Mayer war jahrelang als Rennreiterin aktiv und führt seit Jahren einen Rennstall in München.

Tierärztin Dr. Carolin Fritz ist aktive Freizeitreiterin und berät im Auftrag des Zusatzfutter-Spezialisten Equistro Tierärzte in Sachen Supplementierung von Reit- und Sportpferden.

Und Theresa Däumler ist Produktentwicklerin und -managerin des fränkischen Pferdefutter-Spezialisten Josera, der Vielseitigkeits-Größen wie die Championatsreiter Jürg Kurbel und Josefa Sommer verköstigt. In einer Sache sind sich die drei Expertinnen zumindest einig: es gibt in der Pferdefütterung zwar grobe Formeln, aber keinerlei Pauschalregeln. Man muss immer individuell ermitteln, was die Pferde brauchen.

Der Erhaltungsbedarf: Warum Vollblut hungern, wo Warmblüter platzen

Theresa Däumler, Futter-Expertin bei Josera
Theresa Däumler, Futter-Expertin bei Josera

“Eine ausreichende Versorgung mit Raufutter (Heu, Stroh, Gras) ist die beste Voraussetzung für eine ausgewogene Ernährung”, so Theresa Däumler. “Pferde sind von Natur aus auf eine kontinuierliche Aufnahme von Raufutter eingestellt und dies ist gerade im Hinblick auf eine funktionierende Verdauung äußerst wichtig. Bei reiner Heufütterung greift die Faustzahl von mindestens 1,5 kg je 100 kg Körpergewicht.”

Dr. Carolin Fritz plädiert eher zu 3 kg je 100 kg; bei Hochleistungspferden sollte zweifelsohne Heu ad libitum bereitstehen. “Alles weitere ist ganz individuell von Haltungsform, Alter, Arbeitsleistung, vom Zustand der Zähne und auch davon abhängig, wie hoch das Pferd im Blut steht.”

Ein Vollblut hat mehr Erythrozyten im Blut. Das heißt, er kann mehr Sauerstoff aufnehmen. Das braucht man ja gerade im Rennsport. Dafür hat er aber auch eine höhere “Durchlaufrate” und damit einen deutlich höheren Energieumsatz als Warmblüter. “Er kann seinen Erhaltungsbedarf – anders als zum Beispiel viele Robustpferde – nicht alleine über Raufutter decken. Dafür ist er auch gar nicht ausgelegt. Vollblüter sind dafür ausgelegt, energiereiches Futter zu verwerten.”

“Ein Warmblut mag bei solchen Rationen Hufrehe bekommen oder tot umfallen, aber ein Vollblut braucht von Haus aus mehr Futter.”

Jutta Mayer, Trainerin

Rennpferde-Trainerin Jutta Mayer wird regelmäßig von Blüterbesitzern aus dem Freizeitsport angeschrieben: “Die Leute fragen, was ich meinen Pferden füttere. Sie klagen, dass sie so viel in ihre Pferde reitstopfen und einfach kein Gewicht an ihre Pferde bekommen. Und wenn sie mir dann erzählen, was sie ihren Tieren füttern, fall ich in Ohnmacht. Weil ein Vollblüter von solch kleinen Futterrationen einfach nicht leben kann.” Wenn sie Ex-Galopper in den Reitsport vermittelt, bereitet sie die neuen Besitzer entsprechend vor: Ein Vollblüter braucht schlicht und ergreifend mehr Futter.

Die aktiven Galopper im Rennstall Jutta Mayer bekommen Heu ad libitum, sprich so viel sie fressen können/wollen. “Bei den mäkeligen Pferden arbeiten wir inzwischen wieder mit Heunetzen”, verrät die Trainerin. “Nicht, weil wir das Futter rationieren wollen, doch
gerade die Stuten trampeln dreimal durchs Heu, scharren drinnen rum und misten drauf. Und dann stehen sie ohne Heu da. Wenn man es ihnen im Heunetz anbietet ist es immer sauber und frisch.” Die Blüter-Damen könnten schon ein bisschen etepetete sein; Hengste seien in der Regel weniger wählerisch. “Wir haben auch mal Haybars probiert. Die haben unsere Pferde ausgeräumt und dann aufs Heu gemistet.” Somit ist der Rennstall, zumindest bei wählerischen Pferden, zum Heunetz zurückgekehrt.

“Mehr Energie heißt heutzutage Getreide”

Jutta Mayer
Jutta Mayer im Portrait

Fest steht: Ein Vollblüter braucht mehr Kraftfutter als ein Warmblüter. “Der kann sonst seinen Energiebedarf nicht decken”, so Dr. Carolin Fritz. Pferde, die starke Arbeit leisten, brauchen wiederrum mehr Energie. Und Energie im Futter heißt heutzutage Getreide. Jutta Mayer füttert ihren aktiven Galoppern ganz individuelle Rationen. “Der Geringste bekommt zur unbegrenzten Hauration täglich neun Liter Hafer, sechs Liter Zuckerrübenschnitzel und noch einiges on top. Das machen wir auch, um den Calcium-Phosphor-Haushalt auszugleichen”, so die Münchner Trainerin. “Der Hafer wird bei uns gequetscht, entstaubt und frisch verfüttert.”

Für die aktuelle Anti-Hafer-Bewegung in deutschen Futterkrippen hat sie wenig Verständnis und auch für Dr. Fritz ist Hafer nach 2.000 Jahren immer noch die erste Wahl in der Sportpferdefütterung. “Hafer stellt für Pferde den effizientesten Energiegehalt dar: Sprich, da können sie im Verhältnis zur Menge die meiste Energie rausziehen.” Bei auftrainierten Hochleistungspferden während der Saison schätzt die Tierärztin den Kraftfutterbedarf auf rund 30 Kilo pro Tag.

Theresa Däumler empfiehlt ergänzend die Fütterung von Öl, an das man die Pferde langsam gewöhnen sollte. “Man kann die tägliche Futterration über die Zugabe von bis zu 0.2 Litern Pflanzenöl am Tag energetisch aufwerten. Öle belasten die Verdauung nicht und sind ein Energieträger, der dem Pferd langfristig zur Verfügung steht.”

Bei jungen Sportpferden im Wachstum weist Dr. Carolin Fritz besonders auf das Calcium-Phosphor-Verhältnis im Kraftfutter hin, welches bei 2:1 liegen sollte. “Das ist leider bei vielen Futtermitteln nicht gegeben”, so Dr. Fritz. “Wenn das Futter zu viel Phosphor enthält, bindet es Calcium, das dann nicht mehr vom Körper aufgenommen werden kann. Vitamin D3 sorgt im Darm dafür, dass Calcium aufgenommen und verarbeitet wird.“

Darum füttert Jutta Mayer schon seit über 10 Jahren Zuckerrübenschnitzel zum Hafer; u.a. nach irischem Vorbild. “Ich bin auf der Suche nach einem guten Winterfutter auf die Schnitzel gekommen. Die Pferde sollen ja in den kalten Monaten auch was fressen dürfen.” Immer wieder kämen Futtermittelhändler in ihren Stall, die mit dem geringen Verbrauch ihrer Produkte werben. “Und dann soll ich meinen Pferden den Zahnputzbecher Kraftfutter reinschütten und sagen: Das reicht dir jetzt!?!” Die Riemerin schwankt zwischen Humor und Ärger. “Geringer Verbrauch klingt natürlich gut, aber damit sind die Pferde nicht glücklich. Die wollen kauen. Die wollen fressen.” Und dann komme bei den Vollblütern dazu, dass sie schlecht saufen. “Mit Rübenschnitzeln haben die Pferde Flüssigkeit und Struktur im Bauch. Das ist kein billiges, sondern natürliches Futter.” Ergänzend wird im Stall Mayer Omento gefüttert, ein neues, sehr rohfaserlastiges Futter für Zucht-, Sport- und Rennpferde.

Besonders Freizeitreiter warnt Dr. Carolin Fritz vor zu viel des Guten: “Leider kommt es heutzutage immer mal wieder vor, dass sich die Besitzer überschätzen und zu viel getreidereiches Futter füttern.” Getreide enthält Stärke. Wenn Freizeitpferde zu wenig arbeiten und zu viel davon gefüttert bekommen, kann das dazu führen, dass das Gleichgewicht der Bakterien im Dickdarm umkippt. Sprich, dass sich dort sehr viel mehr Glukose verdauende Bakterien vermehren. Diese Bakterien setzen wiederrum Giftstoffe frei, die die Darmwand schädigen. Und das wiederrum führt dazu, dass die Darmwand durchlässig wird für die Giftstoffe. Die Giftstoffe wandern dann in die Blutbahn und schädigen die Gefäßwände u.a. der Huflederhaut. “Und dann hat man eine Fütterungsrehe”, so Dr. Fritz.

“Das ist im Freizeitbereich inzwischen leider sehr häufig.” Darum sieht die Tierärztin durchaus eine Daseinsberechtigung für getreidefreies Kraftfutter: für Hobbypferde, die sehr wenig arbeiten. Dabei ist sicherlich auch Interpretationsspielraum bei der Frage, was leichte, mittlere oder schwere Arbeit ist. “Wenn Pferde einmal am Tag eine Stunde gemütlich ins Gelände gehen, ist das keine wirkliche Arbeit”, findet die Tierärztin. Da mag ihr manch ein Freizeitreiter wiedersprechen …

Back to Nature? Ohne Zusatzstoffe geht nichts

Ein Leben ohne Zusatzfutter? “Beim domestizierten Hauspferd ist Zufütterung fast immer unumgänglich. Sie bekommen über Heu und Gras einfach nicht, was sie benötigen”, so Dr. Carolin Fritz. Doch ehe man auf Verdacht irgendeinen Zusatz füttert, sollte man sein Pferd einmal gründlich durchchecken lassen: Sprich ein Blutbild beauftragen und auch einen Tierarzt draufschauen lassen. Und den Chiropraktiker oder Osteopathen seines Vertrauens. Um ein Gesamtbild zu bekommen. “Pferde im Wachstum haben nicht nur einen höheren Energie- und Nährstoffbedarf. Sie brauchen auch mehr Calcium und Vitamin D, um das Skelett zu mineralisieren. Sie brauchen auch viel Zink, Eisen und Kupfer für Blutbildung und Zellwachstum.”

Jutta Mayer
Jutta Mayer

Im Rennstall Mayer wird regelmäßig ein kleines Blutbild angefertigt: Vor allem, um die Zink- und Selen-Werte im Blut zu beobachten. “Das sind beides Stoffe, die den Pferden hier in Bayern gerne mal fehlen”, so Jutta Mayer. “Aber es sind auch Stoffe, die man nicht einfach auf Verdacht füttern kann.” Also werden die Blutwerte ermittelt und bei Bedarf eine Zink-Selen-Kur durchgeführt.

“Für den Aufbau von Muskulatur sind Aminosäuren essentiell”, so Dr. Fritz. “Darum sollten besonders im Leistungssport neben der Energie und den Proteinen im Hafer auch Aminosäurekonzentrate gefüttert werden.” Bei Proteinen sei nicht die Menge für den Muskelaufbau entscheidend, sondern die Qualität. “Die erste und wichtigste Aminosäure ist Lysin. Die erstlimitierend. Wenn die nicht vorhanden ist, kann von den übrigens so viel ins Pferd schieben, wie man will. Ohne Lysin können sie nicht beim Muskelaufbau unterstützen.”

Es ist wichtig, dass man qualitativ hochwertiges Protein füttert, um die Bildung von Muskulatur gezielt zu fördern.

Dr. Carolin Fritz, Tierärztin

Die warme Kost: Wann macht Mash Sinn?

In den Reitställen beginnt spätestens zum ersten Bodenfrost die Mash-Saison und auch in Rennställen wird fleißig Futter gekocht. Doch wann macht der dampfende Brei wirklich Sinn? “Der hohe Anteil an Leinsamen liefert Energie sowie wertvolle ungesättigte Fettsäuren und die enthaltenen Schleimstoffe unterstützen eine gesunde Darmflora”, erklärt Theresa Däumler.

Dr. Carolin Fritz ergänzt: “Mash hat in der Regel eine hohe Energiedichte und nur sehr kleine Partikel, die nicht so leicht im Verdauungstrakt stecken bleiben und irgendeine Verstopfung verursachen.” Darum findet sie Mash vor allem für alte, kränkliche und Pferde mit Zahn- sowie Magenproblemen sinnvoll. “Von dem geringen Stärkegehalt profitieren auch Pferde mit Magengeschwür(en).”

Wenig Stärke = wenig Magengeschwüre?

“Energie- und stärkereiches Futter ist wegen dem Thema Magengeschwüre immer in der Diskussion”, so Dr. Carolin Fritz. „Letztendlich ist die Frage: Was leistet das Pferd? Was braucht das Pferd? Und dann muss der Besitzer abwägen.” Als beste Prävention für Magengeschwür sieht Fritz Raufutter ab libitum. “Falls das nicht möglich ist, sollte man die Kraftfutter-Ration so timen, dass die Pferde vorher schonmal Raufutter aufgenommen haben.”

Raufutter kauen Pferde sehr lange und produzieren viel Speichel, den sie mit abschlucken. Und dieser puffert die Magensäure. Beim Kraftfutter ist es so, dass es Pferde mit ein paar Kieferhieben zerkauen und abschlucken. “Da ist auf lange Sicht die Speichelmenge nicht so groß, dass sie die Magensäure genügend abpuffert”, resümiert Fritz das Problem. “Es gibt sicherlich viele Futterzusätze, um die Magensäure abzupuffern. Die natürlichste Methode ist und bleibt aber Raufutter zur freien Verfügung.”

Dr. Med. Vet. Dorothee Mayer, Fütterungsberaterin mit über 20 Jahren Berufserfahrung, sieht die Ursache für Magengeschwüre vor allem in der Fütterung. Als Ursachen nennt sie in der IWEST Academy u.a. (zum kompletten Artikel):

  • Zu lange Fresspausen
  • Zu geringe Pufferung mit Speichel
  • Schlechte Aufnahme der Magensäure im Mageninhalt
  • Zu hohe Kraftfuttermengen pro Mahlzeit
  • Zu hoher Melasseanteil im Futter
  • Stressbedingt zu hohe Bildung von Magensäure, verminderte Schleimhautdurchblutung
  • Kontinuierliche Arbeit in forcierter Gangart
  • Zahnerkrankungen (Kaubeschwerden)
  • Luftschlucken (Kopper)
  • Gefrorenes oder zu heißes Futter, welches die Schleimhäute mechanisch schädigt, auch grobfaseriges Stroh, stark verholztes Heu, Gerstenfütterung (Gerste besitzt glasharte Schalen)
  • Magenparasiten
  • Aufnahme von Kunstdünger, Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln
  • Fehlgegorene Silage
  • Übermäßige oder langfristige Gabe von nichtsteroidalen Antiphlogistika (Schmerzmittel)
  • Überdosierung von bestimmten Futterzusatzstoffen und Mineralstoffgemischen
  • Aufnahme größerer Mengen von Gerbsäure (Bucheckern, Eicheln z. B.)

Von der Rennbahn in den Reitsport. Und von der Rennbahn in den Offenstall?

Offenstall heißt viel frische Luft und Bewegung. Aber auch, dass die Pferde keinen abgegrenten Fress- und Ruheraum haben
Offenstall heißt viel frische Luft und Bewegung. Aber auch, dass die Pferde keinen abgegrenten Fress- und Ruheraum haben

“Wenn zivile Reiter ein Pferd von der Rennbahn übernehmen, sollten sie erst einmal die alten Futtergewohnheiten beibehalten”, empfiehlt Dr. Carolin Fritz. “Erst nach zwei bis drei Monaten kann man die Ration langsam an die neuen Gegebenheiten anpassen.” Auch hier empfiehlt sie ein Blutbild: Um zu prüfen, wie der Blüter mit der neuen Lebenslage klarkommt. Hat er im neuen Leben vielleicht neue Mängel, die man über die Fütterung ausgleichen muss?

Das Thema Vollblüter im Offenstall finden alle Expertinnen zwar möglich, aber problematisch. Besonders zum klassischen Ende der Rennsaison im Herbst gibt Jutta Mayer keine Vollblüter an Freizeitreiter, die die Pferde im Offenstall unterbringen möchten.

“Grundsätzlich kann man einen Vollblüter an den Offenstall gewöhnen. Es gibt ja auch gute Offenställe, bei denen die Pferde in Ruhe und separiert fressen können. In den meisten Ställen funktioniert die Fütterung für einen Vollblüter aber nicht”, so Jutta Mayer.

Die erinnert sich an eine sehr liebe Vollblutstute, die sie an eine engagierte Freitzeiterin vermittelte. Vier Wochen später stand das Pferd nach einer heftigen Kolik in der Klinik und die neue Besitzerin habe sich beschwert: das Pferd fresse so viel Stroh und hatte sich eine Verstopfungskolik eingehandelt. Die Trainerin reiste ins neue Heim ihres früheren Schützlings uns fand schnell die Wurzel allen Übels: Die Stute stand in einem Aktivstall und kam nicht ans Heu. Aus Verzweiflung fraß sie stattdessen Stroh. “Seither steht das Stütchen in einer Paddockbox und ist pumpel gesund.”

“Nennen wir doch das Kind beim Namen”, so Jutta Mayer. “Die meisten Menschen stellen ihr Pferd in einen Offenstall, weil er einfach günstiger ist. Mit einem Robustpferd kann man das machen; mit einem Vollblüter nicht. Besonders in den vollen Großstadt-Anlagen kommt der Blüter nicht ans Futter. Ihm ist kalt. Er möchte sich auch mal irgendwo hinlegen dürfen und seine Ruhe haben.” Gut und günstig; die beiden Punkte gehen für Jutta Mayer bei einem Offenstall nicht zusammen.

Von der Rennbahn in den Busch: Dukes Futterration

Duke (aka Basillus) bei seinem ersten Lebensstart im BBAG Auktionsrennen, November 2017 in München (Copyright Wiebke Brem)
Duke (aka Basillus) bei seinem ersten Lebensstart im BBAG Auktionsrennen, November 2017 in München (Copyright Wiebke Brem)

Für meinen vierjährigen Ex-Galopper Duke hat sich seit dem Auszug aus dem Rennstall Recke vieles geändert. Nachts lebt er in einer Paddockbox (Box mit 24/7 Zugang auf einen kleinen Outdoor-Paddock), tagsüber steht er mit seiner Herde acht bis neun Stunden auf einem großen, befestigten Paddock mit Heuraufen. Bei schönem Wetter sind die weitläufigen Koppeln geöffnet.

Auch Duke kam anfangs auf dem Herden-Paddock nicht an die Heuraufe; inzwischen hat er ein gesundes Ego entwickelt und schiebt alles aus dem Weg, was zwischen ihm und seinem Futter steht. Heißt, der Vierjährige 175 cm Blüter steht morgens ab etwa acht Uhr an der Heuraufe und hat ab 16.30 Uhr nochmal einen persönlichen Heuberg in der Paddockbox. Bei einer Fressfrequenz von 40 Minuten je Kilo Heu kommt er mit seinen 15 Kilo auf eine Fresszeit von zehn Stunden. Heißt, er kann 24 Stunden pro Tag ziemlich nahtlos Raufutter fuführen. Was er auch tut.

Morgens und abends bekommt Duke vom Stallpersonal je 2 Liter Hafer und 0,5 Liter Gerste; dazu füttere ich nach der Arbeit nochmal 1,5 Liter mineralisiertes Kräutermüsli mit Pfefferminzöl und echten Kräutern (Josera Kräuter Aktiv), ein Löffelchen des hochprozentigen Mineralfutters “Mega Base” von Equistro, eine kräftige Prise Bierhefe sowie einen kräftigen Schuss Sonnenblumenöl. Dazu hat er eine Mineralleckschale, die er aktiv nutzt. Den Salzleckstein werde ich vom Futtertrog ans Boxengitter verlegen: Denn aktuell vertilgt er rund einen 300 Gramm Stein pro Monat. Da bei Dukes erstem Blutbild ein Kaliummangel auffiel, bekommt er nach schweißtreibender Arbeit einen Schuss Elektrolyte. Dazu gibt es in Zeiten hoher Belastung, sei es Fellwechsel, Lehrgang oder Schlechtwetterperiode, das Spurenelementkonzentrat Hämolytan.

Kräutermüslis sind im Rennstall ein eher exotischer Anblick; auf dem Futterplan von Reitpferden gehört es längst zum Standard. “Bei dieser Entwicklung spielen natürlich auch die Besitzer eine Rolle”, so Dr. Carolin Fritz. “Die zivilen Besitzer wünschen sich ein Futter, das attraktiv riecht. Das attraktiv aussieht. Und das sich attraktiv anfühlt.” Bei Kräutermüslis unterscheidet sie zwischen drei Sorten: Müslis, die mit ätherischen Ölen aufgewertet werden, Müslis, die mit wirklichen Kräutern aufgewertet werden und Mischformen. “Die Akzeptanz bei den Pferden ist natürlich besser, wenn das Müsli gut riecht”, so Fritz. Akzeptanz ist auch bei Duke und seinem “Kräuter Aktiv” (mit echten Kräutern) relevant: Der Duft von Pfefferminzöl macht das Müsli zum perfekten Bestechungsmittel. Beim Verladen selbst in fremde Hänger braucht es weder Knotenhalfter, noch Stock oder Longe: Eine Schüssel Kräutermüsli vor der Nase reicht völlig aus, damit der große Fuchs lammfromm selbst auf den unheimlichsten Anhänger tapst.

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Janina Beckmann
Janina Beckmannhttps://www.expertenmarketing-muenchen.de/
Unsere Autorin Janina Beckmann war lange Jahre als Sportjournalistin und später als PR Beraterin tätig, ehe sie eine eigene PR Agentur in München gründete. Ihre Leidenschaft für Vollblutpferde führte sie über die englischen und irischen Rennbahnen auf die Galopprennbahn Riem. Heute ist sie in der Vielseitigkeit aktiv.

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