Ein Schritt nach dem anderen. 16 Wochen ist Dukes Kolik OP inzwischen her und ein großer Schritt ist geschafft: Die Verdauung ist seit Monaten stabil (er hatte anfangs mehrere heikle Rückfälle) und die Bauchdecke ist tadellos verheilt und wieder voll belastbar.
Baustelle 1: Verdauung. Check!
Baustelle 2: Bauchnaht. Check!
Yippie-Ki-Yay dachte sich mein übergroßer Jungspund und reißt sich zur Feier des Tages gleich mal ein Eisen ab. Aaaber …
Baustelle 3: Flüssigkeit in Thorax
Dass eine Lungenentzündung heikel ist, muss ich im Corona-Jahr wohl nicht betonen. Duke war während der Kolik-OP intubiert wurden und an Tag 1 mussten ihm mehrfach Magensonden gelegt werden. Irgendwann in dieser Zeit ist vermutlich etwas Futter oder Magensaft in die Lunge gelangt und hat einen lebensbedrohlichen Abzess (Pleuropneumonie) ausgelöst. Doch Duke überlebte und zeigte kurz nach dem Auszug aus der Klinik die letzten Symptome. Scheinbar hatten wir bei der Wahl der Antibiotika den Sechser im Lotto getroffen.
Beim erneuten Ultraschall Anfang der Woche
stellte sich jedoch heraus, dass Duke von der Entzündung noch Flüssigkeit im
Thorax hat. Scheinbar befindet sich sein Stoffwechsel noch im Schlafmodus und
besonders die Nieren arbeiten etwas langsam.
Lösungsansatz: Stoffwechsel in Gang bringen! Duke
wird ja schon seit Wochen wieder in allen Gangarten bewegt, allerdings eher
gemütlich in der Wohlfühlzone. Nun soll er wieder gezielt auftrainiert und
gefordert werden. Dazu gibt es eine Kräuter-Detox-Kur für den Futtertrog, viel
dünnflüssiges Mash sowie Hämolytan von Equistro, um
das Blutbild auszuwerten und das Immunsystem anzuregen. Ergänzend recherchiere
ich gerade noch, ob in unserem Fall eine der vielen Wunder-Magnetfelddecken
helfen können, die teils wirklich utopische Wirkungen versprechen.
Aufbautraining nach Kolik-Op und Lungenentzündung
Baustelle 4: Verklebtes Lungengewebe
Nicht wirklich schlimm, aber nicht wirklich gut: Im Ultraschall zeigt sich, das ein kleines Stückchen der Lunge nicht belüftet wird und die Lunge noch an einigen Stellen gereizt ist. Hier ist gezielte Aufbauarbeit, gezielte Fütterung und auch ein bisschen Glück gefragt. Es könne durchaus sein, dass die Lunge bei einem frischen Canter wieder aufmache; so die Tierärztin. Heißt natürlich nicht, dass ich den Großen jetzt mit Vollgas durch die Landschaft scheuche. Denn ebenso gut kann es sein, dass der Bereich nicht wieder „aufmacht“ und Duke bei akuter Überforderung einfach die Luft ausgeht.
Lösungsansatz: Auch hier heißt es: gezielt auftrainieren und mit Augenmaß fordern. Viel frische Luft und wenig Staub; zum Glück kommt unser Pfleger von der Rennbahn und wässert die Stallgasse, ehe er fegt. Auch helfe ich fütterungstechnisch mit Secreta Pro Max zur Stärkung der Lungenfunktion. Ergänzend lese ich mich gerade ins Thema Inhalation ein.
Baustelle 5: Kehlkopfpfeifer
Wenig überraschen, aber doch enttäuschend: Bei der Endoskopie der Lunge bekam Duke die Diagnose “Kehlkopfpfeifer”. Umso beachtlicher, dass er mit diesem Handicap Rennen gewann und immerhin bei einem GAG von 60 Kilo eingeordnet wurde. Vor der OP war der Ton vor allem beim Springen aufgefallen, wenn ich auf engen Linien etwas mehr in die Zügel fasste und er eng im Genick wurde. Mit wenig gestelltem Hals galoppierte er bei Ausritten lange Strecken bei hohem Tempo mühe- und auch tonlos.
Im Reitsport ist Kehlkopfpfeifen vor allem ein Schönheitsfehler, der mit schrägen Blicken und ggf. auch kleinen Punktabzügen bei Dressurprüfungen bedacht wird. Schwere Fälle haben im Rennsport und in der gehobenen Vielseitigkeit ggf. Probleme. Vor der Operation hatte Duke keinen Ton in der Dressur; ich hoffe, dass wir dort mit steigender Kondition wieder hinkommen. Im Springen und vor allem im Gelände muss ich lernen, ihn stabil vorm Bein, in Balance und an den Hilfen zu halten, ohne dass er im Hals eng wird. Und im Zweifelsfall Schluss machen, ehe ihm doch mal die Puste ausgeht.
Long way behind us. Long way in front of us. Drückt und weiterhin die Daumen.