Bestimmt habt ihr alle den Sieg von Pakistan Star im Audemars Piguet QE II Cup (Gr. I) gesehen. Das war schon easy. Aber das macht die Sache gar nicht so interessant. Interessant ist die Tatsache, dass Pakistan Star ein Pferd ist, das nicht immer Bock hat und sich schon mal zu gar nichts zwingen lässt. Denn er ist vor allem in der Vergangenheit dafür aufgefallen, dass er nicht zwingend seine Rennen beendet. Ab und zu beschließt er: Weißte was? Lauf den Scheiß allein, ich bin raus. Und dann wird er langsamer und langsamer… tja und ist dann irgendwann weg. Das ist uns in Deutschland (allerdings auf niedrigerem Level) auch nicht unbekannt, wir erinnern uns vermutlich alle noch an King of Boxmeer, der seine Reiter gerne loswurde oder einfach nicht zu überreden war, schnell zu laufen. Wenn er wollte, ließ er aber alle stehen.
Eigentlich sind solche Pferde schöne Beispiele: Man kann ein Pferd nicht zum Siegen zwingen. Nicht mal dazu mitzumachen, wenn sie keine Lust darauf haben. Vor allem bei dem Theater, das wir Menschen veranstalten. Sicherlich gilt das nicht für jedes Pferd, denn nicht jedes Pferd ist gleich schlau und die dooferen Exemplare machen schon erstmal alles mit, bis sie irgendwann merken: Ich muss das nicht – oder sie merken es nie. Deswegen ist es ja auch wichtig, dem Pferd seinen Job schmackhaft zu machen. Ein gutes Rennpferd kennt seinen Job und hat Spaß daran. Ein Schlechtes, das keinen Spaß hat… ja, was soll man damit? Da ist jeder Besitzer in der Pflicht, dem Pferd eine andere Aufgabe zu geben.
Und damit es sich wohlfühlt, brauchen Pferde halt manchmal etwas mehr als nur ihre Grundbedürfnisse. Das herauszufinden ist der Job aller Menschen, die sich um das ihnen anvertraute Pferd kümmern. So mögen manche Kandidaten ganz simpel nicht hinten gehen, wenn es matschig ist, weil sie es nicht mögen, dass der Dreck ihnen ins Gesicht spritzt. Wie sollen sie da gut laufen? Macht ihnen halt keinen Spaß. Das klingt also noch nachvollziehbar. So wie die Tatsache, dass manche Pferde einen Reiter, oder einen Typ Reiter, bevorzugen und nur bei ihm bereit sind, ihr Bestes zu geben. Auch noch nachvollziehbar. Kurioser wird es schon, wenn das Pferd bitte nur von einer bestimmten Person in die Startmaschine zu kuscheln ist. Oder man ihm einen Regenschirm über die Ohren halten muss, bis es zum Start geht, wenn es regnet.
Es gibt so viele Wünsche, wie es Pferde gibt. Manche mögen nur das heimische Wasser (was man anschließend zu jedem Renntag mitbringen muss), manche möchten bitte nur links herum laufen, andere wiederum nur rechts herum, die nächsten wollen bloß nicht zu lange geputzt werden, wenn man es doch länger tut, werden sie frackig und bockig und möchten anschließend nicht mehr wirklich ihre Arbeit machen, andere wollen nicht auf ihren gewohnten Pfleger verzichten. Rennpferde sind eben Individuen und im Idealfall muss man auf all ihre Wünsche eingehen. Ansonsten wird das schon aus Prinzip nichts mit einem erfolgreichen Rennpferd. Die oben angesprochenen Kandidaten verweigern dann nicht nur ihre beste Leistung, sondern liefern dann ganz gern gar keine.
Oftmals ist es auch gar nicht so einfach herauszufinden, was das Pferd eigentlich stört. Klar, manche Sachen sind einfach – wenn das Pferd auf die Berührung mit der Peitsche plötzlich abdriftet oder langsamer wird, liegt es nahe, dass es wohl daran liegt. Aber aus der Startmaschine springen und dann plötzlich anzuhalten… ja da wird es schon schwieriger. Außerdem ist so ein Pferd natürlich auch spontan. Da kann jetzt halt auch mal das hässliche Outfit des Jockeys vor ihm stören. Eigentlich ist es auch gar nicht so selten, dass Pferde ihren Job einfach mal nicht machen wollen. Wir im Rennsport machen nur mehr Theater darum (frei nach dem Motto: Wie kann das nur sein?). Wohingegen im Spitzensport nach FN und FEI regelmäßig Pferde im Parcours verweigern und niemand sich fragt „Warum?“, sondern die Leute das hinnehmen. Während bei uns Galoppern darüber gelästert und gemeckert wird. Dabei weiß doch eigentlich jeder, wie Pferde so sind. Launisch, unberechenbar und eben instinktgesteuerte Tiere. Sollten wir nicht vergessen.
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