Am Sonntag wird in Chantilly wieder der Prix de l’Arc de Triomphe – kurz Arc – gelaufen. In der jüngeren Geschichte steht ein Name für den deutschen Rennsportfan in direktem Zusammenhang mit diesem Traditionsrennen. Gemeint ist natürlich Danedream. Die Geschichte der ‚Wunderstute‘ ist ein echtes Rennsportmärchen:
Am 04. Juni 2010 stellte Peter Schiergen eine im Gestüt Brümmerhofer aufgezogene und fast startfertige Lomitas-Tochter vor, die jedoch unverkauft den Auktionsring verlies. Das Gestüt Burg Eberstein hatte daraufhin aber nochmal nachgerechnet und war bereit, 9.000 Euro für diese Danedream zu bezahlen. Genug, um in die höchsten Sphären des globalen Rennsports vorzustoßen!
16 Tage später war Danedream bereits in der Lage, beim ersten Start im benachbarten Wissembourg die Maidenschaft abzulegen. Fünf Wochen danach war sie als Listen-Dritte in Köln schon mit Black Type geadelt. Nach einer Gruppe 3-Platzierung beim ersten badischen Rennauftritt in der Winterkönigin lief sie dreijährig im italienischen Derby Ende Mai Gruppe 2 platziert und triumphierte anschließend auf demselben Niveau in den dortigen Oaks.
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Oppenheim-Rennen Köln 2010
Danedream holt sich Black Type Jetzt zum Video!
Preis der Winterkönigin 2010
Danedream platziert sich in Iffezheim
Damit war sie in den Fokus der Rennsportöffentlichkeit getreten, aus dem sie gleich darauf wieder unter einer Art Tarnkappe verschwand, als sie auf demselben Level in Frankreich nur Fünfte zu werden vermochte. Der Chef-Redakteur der Sport-Welt veröffentlichte kürzlich die Anekdote, wie er kurz darauf im Sommer 2011 mit Andrasch Starke im Taxi vom Berliner Flughafen zur Hoppegartener Rennbahn fuhr, auf der später der Grosse Preis von Berlin stattfand. Starkes-Ritt auf Danedream wurde hierbei gar nicht thematisiert. Die Überraschung war dann groß, als die Stute ihren ersten Gruppe 1-Triumph am Ende des Tages feiern konnte.
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Großer Preis von Berlin
Sensationssieg von Danedream
Die Lomitas-Tochter war in Berlin ganz überlegen – jedoch reichte das zur Favoritenrolle im darauffolgenden Grossen Preis von Baden immer noch nicht, denn favorisiert wurde der Derby-Sieger Waldpark. Die Fans, die im damaligen badischen Dauerregen noch nicht die Heimreise angetreten hatten, wurden mit einer weiteren Gruppe 1-Gala belohnt. Und eine solche spricht immer für eine anschließende Teilnahme am Prix de l’Arc de Triomphe, dem wichtigsten Pferderennen der Welt. Im Fall Danedream war aber eine Nachnennung für 100.000 Euro nötig.
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Großer Preis von Baden 2011
Danedreams zweiter Gruppe 1 Sieg
Nun sind die Eigner des Gestüts Burg Eberstein auch Unternehmer und waren als solche bereit, Danedream für einen Millionenbetrag an den japanischen Vollblut-Mogul Teruya Yoshida zu veräußern. Der nannte Danedream für den Arc nach, in dem sie am 2. Oktober 2011 in gemeinsamen Volz/Yoshida-Farben antrat, ohne dass sie irgendjemand außer den deutschen Galopp-Patrioten auf der Rechnung gehabt hätte. Somit war es auf der Bahn fast gespenstisch ruhig, von spitzen deutschen Schreien abgesehen, als Danedream dem Ziel als Siegerin in Bahnrekordzeit entgegen galoppierte.
Doch auch damit noch nicht genug: im Juli 2012 lief Danedream auf schwerem Geläuf in Saint-Cloud unerklärlich schwach und hatte sich so tatsächlich noch ein letztes Mal aus dem Experten-Fokus stehlen können. Somit startete sie Ende des Monats zur Eventualquote von 100:10 in den King George Stakes, auch Sommer-Arc genannt. Bis dato waren deutsche Erfolge im Mutterlands des Galopprennsports fast völlig ausgeschlossen.
Doch das änderte sich an diesem Tag, als auch die Engländer Danedream kennenlernten, die sich wiederum unter Andrasch Starke auf der Linie an Nathaniel vorbei zum Sieg gekämpft hatte, was auch der Zielrichter erst nach längerer Kontrolle zu glauben bereit war. Vielleicht noch nicht nach dem Arc 2011, aber endgültig nach diesem Triumph vor den Augen der Queen werden deutsche Pferde, Trainer und Jockeys in der Rennsportwelt erst so richtig ernst genommen.
Danach probte Danedream noch erfolgreich im Grossen Preis von Baden 2012 für die Titelverteidigung im Arc. Auch eine Nominierung für den Japan Cup 2012 lag bereits vor. Es wurde gemutmaßt, dass die Wunderstute mit dem Rennen in Fernost ihre Karriere beenden würde.
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Großer Preis von Baden 2012
Titelverteidigerin Danedream in ihrem letzten Rennen
Doch dann geschah eine kleine Tragödie: Auf der Kölner Rennbahn, wo auch Danedream untergebracht war, wurde bei einem Pferd ein Fall von infektiöser Anämie diagnostiziert und eine Quarantäne aller dort befindlichen Pferde wurde verhängt. Auch die deutsche Wunderstute war betroffen und konnte daher weder nach Paris noch nach Tokio reisen. Das letzte Kapitel der aktiven Karriere von Danedream war geschrieben.
Danedream ging danach in die Zucht. 2014 brachte sie das Stutenfohlen Nothing but Dreams zur Welt. Vater war das inoffiziell beste Rennpferd der Welt, Frankel. Nothing but Dreams hat leider nie ein Rennen laufen können, sondern wurde verletzungsbedingt dreijährig in die Zucht genommen. Danedreams zweites Fohlen, ebenfalls von Frankel, kam 2015 auf die Welt, hört auf den Namen Solid Dream und befindet sich aktuell noch im Training in Japan. 2016 folgte ein weiteres Hengstfohlen, diesmal von Dubawi. Dieses Jahr brachte Danedream noch ein weiteres Stutenfohlen von Frankel zur Welt.
Die Story wird weitergehen…