Rennpferde sind schnell…

Datum:

Teilen:

… oder vielmehr: Sie sind so schnell, wie sie wollen. Darüber muss ich heute mal referieren, denn schnell ist ja immer relativ. Rennpferde gehen nicht grundsätzlich jedes Mal Vollgas. Wäre ja auch schön dämlich, denn dann könnte man die nicht anständig trainieren und kontrolliert ein Rennen reiten (so mit zulegen beim Finish) wäre auch sehr schwer, wenn die vorher schon so lospowern. Daher muss man ihnen also verklickern, was Training ist und was Rennen. Und was eine Arbeit ist. Oder: Es ist Winter und wir können nur hoppeln, weil der Sand gefroren ist und nur eine Spur offen – sehr unbeliebtes Tempo bei Rennpferden.
Halten wir also mal fest: Die Vorstellung vom Tempo differiert nicht selten mit denen des Reiters. Denn so ein Rennpferd schnallt ja schon seinen Job. Schnell laufen – haben wir verstanden. Das ist toll, denn manche Pferde (meiner zum Beispiel) verstehen das so lala. Die sind schon im Vorfeld eher die Kandidaten, die man am liebsten direkt verkauft, die schnallen das sowieso meist nicht (oder sehr viel später). Aber das durchschnittliche Rennpferd versteht das schon sehr gut. Schnell ist allerdings für das Rennpferd relativ. Manche geben ja trotzdem full power und laufen trotzdem noch zehn Kilometer hinter dem Feld her. Haben sich aber viel Mühe gegeben.
Dann gibt es die Kandidaten, die nicht mehr machen als sie müssen. Im Training schon mal gar nicht. Die anzuschieben ist manchmal schwieriger als die andere Fraktion (Puller) zu halten, denn der Trainer möchte keine indiskutablen 300 Pferdelängen Abstand zum Vorderpferd. Kommt auch überhaupt nicht witzig, wenn man mit so einem Kandidaten vorne geht, der Rest vom Lot regt sich nur unnötig auf und man bekommt auch nichts mehr zum Weihnachtswichteln, wenn vorher alle Blasen an den Fingern haben, nur weil du dein Pferd nicht anschiebst. Oder angeschoben bekommst, egal was du veranstaltest.
Bleibt noch die andere Variante: Der Puller. Er ist grundsätzlich dagegen, dass der Reiter ihm das Tempo aufdrückt (wie auch die Schlafmütze, aber der ignoriert ihn halt einfach), was bedeutet: er zieht ihm die Arme lang und wartet auf ein Zeichen der Schwäche. Wenn Schwäche kurz vorhanden, dann ist der Puller mit seinem Reiter weg und es wird unschön, vor allem auf engen Sandbahnen (ich habe schon sehr intensiv mit einem Heckengestrüpp gekuschelt, weil wir uns dabei dann noch fast auf die Nase gelegt haben – immerhin: Niemanden überholt). Der Puller hat dazu noch ein diebisches Vergnügen an dem ganzen Affentheater, das er veranstaltet und jeder Arbeitsreiter auch – solange er nicht wieder dran ist. Denn der Puller weiß auch: Ihr könnt mir gar nichts, wenn ich will, bin ich weg.
Doch es gibt ja auch noch die mit der Automatikschaltung. Die sind toll. Füße aufs Brett, Zügel lang und man kommt pünktlich an. Die kennen das Trainingstempo und sind wahre Auswendiglerner. Doof nur, wenn das dann mal mit der Realität kollidiert (man ist gezwungen durchzuparieren, weil etwas auf der Bahn steht oder liegt). Danach sind die für mindestens drei Tage verwirrt und dazu auch noch eingeschnappt. Oder sie sind gar mit so was Fiesem konfrontiert wie: Heute wird aber nur getrabt. Da können die mit der Automatikschaltung auch mal richtig zum Monster mutieren.
Dann sind da noch die Arbeitsweltmeister. Die machen immer alles richtig, solange sie zu Hause sind. Ihre Arbeit war hervorragend, jeder Canter ein Genuss – der kann’s. Leider nur zu Hause, woanders ist die Lust, schnell zu laufen, nicht sonderlich groß. Oder nicht mehr vorhanden. Kopfschüttelnd wird dann zu Hause weiter trainiert – komisch, da läuft das Pferd wie ein Weltmeister.
Und zu guter Letzt sind dann noch die Sonderfälle zu nennen. Die haben ein Problem. Also im Kopf. Denn: Die möchten nicht vorne gehen. Aber auch nicht hinten. Nicht zu weit weg von anderen Pferden. Aber bitte auch nicht so nah. Das ganze sieht dann so aus: Rennen, rennen, stop, losrennen, HILFÄÄÄÄ, wo sind die anderen? – Rennen, rennen – noch schneller rennen, Anker, Haken schlagen – Reiter unten. Danke!

Jetzt zu RaceBets!

[starbox id=23]

RaceBets Aktuelle Angebote
Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

Top-Beiträge

Vorschau für Französische Rennen
Die Englische Videovorschau für die USA
RaceBets Million
RaceBets Archive

Related articles

Turfteufel: Northern Eagles Heimatgestüt

Ihr erinnert euch noch an Northern Eagle, oder? Ihr wisst schon - Rennpferd, jetzt angehendes Vielseitigkeitspferd. Aber wo...

Turfteufel: Tokyo is calling

Winter is coming - so heißt es bei Game of Thrones und so heißt es auch im Rennsport....

Turfteufel: Zu Besuch bei Northern Eagle

Bei Rennpferden wird viel Gewese drum herum gemacht. Ist ja ein Rennpferd. Dass die auch Pferde sind und...

Turfteufel: Von Fehlern und anderen Versäumnissen

Prominentester Fall aktuell: Die rote Ohrenkappe bei Siegerin Caravanserai. Das Problem: Das war teuer für die Wetter, die...