Mit Ex-Galopper auf eine Rennbahn: Welche Besitzerin träumt nicht davon? Zwischen coronabedingtem Trainingsverbot für Amateure und tierärztlicher Galoppier-Empfehlung (Duke hatte vergangenen Sommer eine Lungenentzündung* und muss selbige noch immer trainieren) haben Racebets und der Münchner Rennverein uns diesen lang gehegten Traum erfüllt. Und so ritt ich Sonntagvormittag zu meiner alten Heimat: Zum Münchner Rennverein, wo ich 3 Jahre als Amateurin und 1 Jahr als reitende Besitzerin aktiv war. Das Gelände grenzt zum Glück an die Olympia Reitanlage, wo Duke und ich inzwischen leben.
5 Minuten Schritt: Von der glitzernden Welt der Dressurreiter zur knisternden Spannung der Rennbahn
Am Rennstall Jutta Mayer wartete Tochter Andrea Diana bereits mit dem 4-jährigen Mazdak auf uns; ein gutmütiger Spätentwickler, der noch nicht am Start war. “Der braucht Zeit und die bekommt er”, so Andrea. Gemeinsam ritten wir den langen Sandweg zur Trainingsbahn. Duke hatte seit Wochen nur die Reithalle gesehen und seit fast zwei Jahren keine Trainingsbahn.
Ganz ehrlich? Ich war wirklich nervös.
Zu seinen aktiven Zeiten war Duke ein ziemliches Schmusepony – ein klassisches Amateur-Pferd. Zu seinen aktiven Zeiten war er allerdings auch deutlich kleiner; die letzte Messung im Rennstall Recke ergab laut Website 165 cm. Inzwischen ist er 6 Jahre, fast 180 cm, hat eine breite Brust und ein noch größeres Ego. In der Regel ist er wirklich brav, doch wenn er wach wird … ist er verdammt viel Pferd.
Duke wusste ganz genau, was kommt. Mit jedem Schritt kam mehr Spannung ins Pferd; bis zum Absprung blieb er aber brav und händelbar. Doch schon nach wenigen Galoppsprüngen war wenig übrig von dem Pferd, mit dem ich am Vortag noch Traversale und Außengalopp geübt hatte. Für Duke gab es nur noch vorwärts.
Nach gut 800 Metern fing ich an, meinen klobigen Vielseitigkeitssattel und die langen Bügel zu verfluchen. Ich hatte zuletzt viel zu viel Pilates für einen schönen Dressursitz und viel zu wenig Krafttraining gemacht. Duke pullte mit jedem Meter heftiger. Nach gut 1.000 Metern brannten meine Arme. Andrea hatte vorgeschlagen, die 2. Gerade etwas flotter zu gehen. Eingangs war ich noch skeptisch gewesen, ob Duke das mit seiner untrainierten Lunge schafft. Doch Duke schrie mich im Bogen förmlich an, ihn endlich gehen zu lassen … meine Arme sagten das gleiche. Und da die Bahn völlig leer war und Andrea mir versichert hatte, wie brav und unkompliziert ihr Mazdak war, gab ich meinem Fuchs den Kopf frei.
Jippie Ki Yeay
Bei Dukes riesiger und aufwändiger Galoppade fand ich das Tempo immer schon schwer zu schätzen; beim Schnitt des Videos habe ich einen ehrlichen Schreck bekommen. 48 km/h mit einem Rentner. Doch Duke hat den Galopp super weggesteckt. Er hat beim auscantern kurz und heftig geschnauft; mit seiner halbseitigen Stimmbandlähmung klingt das komisch. Doch die Puste kam schnell wieder und die stolz geschwellte Brust hielt noch Tage an.
Mit Ex-Galopper auf der Rennbahn
Danke allen Beteiligten, die diese Runde ermöglicht haben!!!!
*Die Lungenentzündung war Folge einer verunglückten Intubation und ist nicht ansteckend.