Am Samstag um 18:15 Uhr deutscher Zeit erfolgt der Startschuss zum bedeutendsten Wettrennen Englands und wichtigsten Hindernisrennen der Welt: Das Grand National, das mit einer Million Pfund dotierte Super-Jagdrennen in Aintree bei Liverpool, ist ebenso berühmt wie berüchtigt. 40 Pferde werden sich auf die 7.141 Meter lange Reise machen und dabei 30 Hindernisse bewältigen müssen. Einige davon haben besonders berühmte Namen wie Becher’s Brook (benannt nach Captain Martin Becher, der nach einem Sturz Schutz im Bach suchte und sagte: „Wasser schmeckt schlecht ohne den Zusatz von Whisky“) oder The Chair (hier befand sich früher der Stuhl eines Richters, der die Abstände zählte).
Allein 561.300 Pfund kassiert der Besitzer des Siegers, der voraussichtlich auf weicher Bahn gekürt wird.
In der Geschichte der seit 1839 ausgetragenen Prüfung ist mehr passiert als in den meisten anderen Rennen. Das begann schon im ersten Jahr, als es der Start um zwei Stunden verzögert wurde, da man sich nicht auf die richtigen Gewichte einigen konnte. Der Name des Siegers war kurioserweise Lottery.
Seit Jahren gilt das Starterlimit von 40 Pferden, auch um schwerere Zwischenfälle zu verhindern, zudem hat man auch die Hindernisse deutlich entschärft, ohne das davon die Spannung beeinträchtigt würde. Früher war das anders, 1929 kamen unglaubliche 66 Kandidaten an den Ablauf, 1883 dann nur 10, das kleinste Feld in der Historie. Mit 8:47,8 Minuten hält der 1990er-Sieger Mr Frisk den Rekord. Lottery war im Premierenjahr 1839 mit sage und schreibe 14,53 Minuten der langsamste Sieger. 1928 wurde die Grand National zu einem Match Race, denn es kamen nur zwei Pferde ins Ziel (der Sieger Tipperary stand 100/1) Der Rekord stammt aus dem Jahr 1984 mit 23 Pferden.
Favoriten haben es in diesem Rennen nicht gerade einfach, die kürzeste Quote waren die 11/4 (3,75:1) im Jahr 1919 von Poethlyn. Diesmal teilen sich Brian Elisons Definitely Red und Vieux Lion Rouge aus dem Stall von David Pipe diese Rolle. Letztgenannter ist ein Sohn des früher von Andreas Wöhler trainierten Fährhofers Sabiango, der sieben Rennen und 760.909 Euro gewann, darunter drei Gruppe I-Rennen, den Credit Suisse Private Banking Pokal 2001, den Deutschland-Preis 2003 und das Charles Whittingham Memorial in den USA 2004.
Für den größten Hindernisbesitzer auf der Insel, JP McManus, tragen More Of That und Cause Of Causes die Top-Hoffnungen. Der vielleicht prominenteste Eigner in der Historie war die Queen Mum, die 1950 mit Monaveen ihren ersten Starter in der Grand National hatte. Er wurde Sechster. Sechs Jahre später brach ihr Devon Loch auf der Zielgeraden zusammen, als er den sicheren Sieg vor Augen hatte.
Ungemein populär war auch Tony McCoy, der legendäre englische Hindernisjockey brachte es auf 20 Ritte, so viele wie kein anderer seiner Kollegen. 2015 schaffte er mit Don’t Push It seinen einzigen Triumph und beendete im selben Jahr noch seine Laufbahn. George Stevens ist mit fünf Erfolgen die Nummer eins. Unerreicht sind bisher die je vier Treffer der Trainer Fred Rimell und George Dockeray.
Gerade in den vergangenen Jahren war Irland ganz besonders erfolgreich. Rule The World siegte im Vorjahr für die grüne Insel. Diesmal gelten Cause Of Causes und der Mullins-Schützling Pleasant Company als Mitfavoriten. Für sie alle ist natürlich der großartige Red Rum das Vorbild – der 1973,74 und 75 dreimal hintereinander siegte und sich damit unsterblich machte. So alt wie Peter Simple 1853 (mit 15 Jahren der Veteran unter den Gewinnern) ist keiner der 2017er-Teilnehmer. Und auch Exoten wie die beiden 1961 nicht ins Ziel gekommenen Russen Reljef und Grifel findet man nicht im Aufgebot, das aber ansonsten keinerlei Wünsche offen lässt.
Ganze drei Schimmel stehen in der Siegerliste – The Lamb 1868 und 1871, Nicolas Silver 1961 und Neptune Collonges 2012 – aber Paul Nicholls Saphir du Rheu könnte diese Serie aufbessern. Sie haben also die freie Auswahl im 40er-Feld der Grand National. Erleben Sie wieder Nervenkitzel pur im Live Stream von RaceBets.de.