Als ich zunächst las, dass sich der Präsident von Suisse Trot und dem Schweizer Pferderennsport-Verband ernsthaft wie folgt zu Wort gemeldet haben soll, ist mir ja einiges aus der Hand gefallen. Und ich dachte kurz, er findet, dass acht Stunden Weide immer noch zu wenig sind und es daher immer noch Tierquälerei ist. Ist aber nicht so. Ich zitiere hier mal:
„Spezialisten sagen, dass Pferde eine Charakteristik haben. Diese gilt es zu beachten und zu respektieren. Für ein Pferd, das Rennen bestreitet, ist eine so lange Zeit auf der Weide eine Form der Misshandlung“
Das ist jetzt echt deren Ernst? Ein Pferd ist erst mal ein Pferd. Ja, auch Rennpferde sind Pferde. Und die würden auch gerne mit ihren Kumpels bisschen draußen stehen oder sich zumindest die Füße vertreten. Denn nichts anderes kennen sie vom ersten Lebenstag an: Die Weide. Es steht dort, erst mit der Mutter, dann mit anderen Kollegen. Und es läuft und läuft, damit es gesund heranwächst. Das Pferd ist übrigens auch kein Auto. Das geht nicht ab 200.000 gelaufenen Kilometern kaputt, muss nicht zum TÜV oder zur Inspektion. Es läuft auch gar nicht langsamer, wenn man es rausstellt (gut, vielleicht sollte man es am Tag des Rennens nicht draußen rumdüsen lassen, aber macht ja nicht mal die Freizeitmaus in Hintertupfingen, wenn sie zur E-Dressur will).
Ein Rennpferd (egal ob Traber oder Galopper) ist von der Charakteristik her eben auch nur ein Pferd. Mit Grundbedürfnissen, die durch Auslauf befriedigt werden können. Es ist in KEINES Pferdes Natur, dass es drinnen sein will. Und dann noch allein.
Jetzt sagen natürlich die Weidegegner: Aber, aber! Unsere Cracks! Wenn sich da einmal einer verletzt. Da halte ich dagegen: So schnell passiert das gar nicht. Außerdem ist die Schweizer Zucht – auch mal knallhart gesprochen – etwas ärmlich an Cracks. Kann also wirklich nicht daran liegen, dass sie die Welt mit Pferden beliefern, auf die man gewartet hat. Warum dürfen die nicht raus? Weil der Mann das sagt? Zum Glück hören Schweizer Besitzer und Trainer nicht auf solchen Unsinn und lassen ihre Pferde nach draußen. Laut Logik ihres Obersten misshandeln sie die dann… ist klar.
Wir sind uns natürlich einig, dass wir nicht 30 Gruppe I Hengste auf eine Weide werfen, und dann Hunger Games aufrufen. Aber auch Rennpferde (auch auf internationalem Niveau erfolgreich) können auf der Weide leben. Die gehen natürlich abends in ihre Boxe, schon um so was wie Futter kontrolliert zu geben, sowie ein bisschen zu überwachen, was der Powersportler zu sich nimmt. Außerdem möchte man ihn natürlich hin und wieder trainieren.
Ansonsten hat der aber natürlich auch mal Freizeit. Die darf er ruhig auch auf der Weide nutzen, bei Hengsten halt immer etwas komplizierter als bei Stuten oder Wallachen. Von Tierquälerei zu sprechen, wenn also ein Pferd in einem gut konzipierten Auslauf steht…? Ne, also das fällt echt sonst niemandem ein.
So wehrt er sich auch gegen Paddockboxen und Auslauf. Ist doch nicht nötig und wird vom Tierschutzgesetz nicht vorgeschrieben. Warum sind solch rückständige Menschen auch noch das Oberhaupt eines solchen Verbandes? Es ist nicht mehr 1910. Vielleicht schenkt dem Mann mal jemand einen Kalender. Imagepflege? Hätte man nutzen können. Stattdessen schickt man einen offensichtlich verwirrten und rückständigen Kerl vor, der solch ein Statement der schweizer Kavallo gibt … was leider kein kleines Käseblatt ist, sondern eine Zeitschrift, die von deutschsprachigen Reitern konsumiert wird. Großartig! Aufstehen, Slow-Clap! Dankesehr, Schweiz! Jetzt denken die normalen Reiter, die Rennsportler haben voll einen an der Waffel. – Liebe Normalreiter… nein, nein! Das ist wirklich nicht so. Ist nur die Schweiz. Vergessen wir die. Was haben die je für uns getan?
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