Wenn man das vergangene Turfjahr Revue passieren lässt, war ein Hengst – oder vielmehr seine Söhne und Töchter – laufend in aller Munde. Besonders sein Jahrgang der Dreijährigen sorgte für einiges an Aufsehen und für Erfolge, die sogar internationales Interesse auf ihn lenkten. Quest the Moon, Party Moon oder auch Enjoy the Moon haben mehr gemeinsam, als ihre himmlischen Namen verraten, und zwar ist der Vater dieser ausnehmend talentierten Rennpferde der Aufsteiger in Züchterkreisen. Die Rede ist natürlich von Sea the Moon.
Der Achtjährige Hengst scheint in seiner Karriere als Deckhengst einen noch kometenhafteren Aufstieg hinzulegen, als es bereits als aktives Rennpferd der Fall war. Nicht nur Sea the Moon selbst war ein Rennpferd wie von einem anderen Stern, sondern vor allem bereits auch sein Vater Sea the Stars.
Überhaupt beweisen die dreijährigen „Moonies“ und jetzt auch der zweijährige Wonderful Moon, dass wir es scheinbar mit einer mehr als außerirdisch guten Familie zu tun haben. Geradezu himmlisch, könnte man meinen.
Gezogen wurde Sea the Moon vom Gestüt Görlsdorf und dort ist er auch, nach seiner Rennkarriere, als Beschäler aufgestellt worden und deckt nun im englischen Lanwades Stud in Newmarket. Seit 2015 ist der Sea the Stars-Sohn nun als Deckhengst aktiv, sein erster Jahrgang wurde demnach 2016 geboren und ist nun dreijährig. Bereits unter den aktuellen Dreijährigen sind einige Ausnahmepferde zu finden.
Mit dem Sieg von seinem zweijährigen Sohn Wonderful Moon im Herzog-von-Ratibor-Rennen legte Sea the Moon aber eine sprichwörtliche Mondlandung hin. Er selbst findet sich als Deckhengst auf dem achten Platz in der Gesamtwertung der im Jahr 2019 erfolgreichsten Vaterpferde wieder.
Insgesamt kommen seine Nachkommen auf eine Gewinnsumme von 272650 Euro. Mit 21 Startern schaffen sie es auch auf 56 Starts in der laufenden Saison. Darunter sind bereits neun Sieger und 13 Siege. Beeindruckend ist allerdings die Prozentzahl von Starts zu Siegen, diese liegt nämlich bei 23,21 Prozent. Für alle Freunde von Statistik bedeutet das einen himmlischen Wert, denn ungefähr jeder vierte Start eines seiner Kinder war ein Sieg.
Sea the Moon selbst war in seiner aktiven Laufbahn nur fünfmal am Ablauf, allerdings gewann er von diesen fünf Rennen viermal und war einmal platziert. Er debütierte am 22. September 2013 unter der Regie von Trainer Markus Klug und konnte mit Andreas Helfenbein im Sattel auch direkt gewinnen. Erst dreijährig kam Sea the Moon wieder an den Start, dieses Mal aber bereits auf Gruppe 3-Ebene im Frühjahrspreis des Bankhauses Metzler in Frankfurt. Auch dieser Auftritt war ein Volltreffer, dabei schlug er unter anderem den späteren Gruppesieger Guiliani.
Nach diesem eindrucksvollen Erfolg war klar, dass Sea the Moon sich bereits für das Derby 2014 ins Gespräch gebracht hatte. So rückte er im Oppenheim Union Rennen als 1,7:1 Favorit in die Startmaschine ein. Auch in der Union enttäuschte er seine Anhänger nicht und überzeugte abermals mit einer himmlischen Perfomance. Im deutschen Derby 2014 beeindruckte er mit einem Sieg mit elf Längen, der nicht von dieser Welt zu sein schien, denn er verwies so leicht Lucky Lion und Open your Heart auf die Plätze, als würde er fliegen.
Im Anschluss an diesen atemberaubenden Derbysieg hoffte man auf einen raketenhaften Aufstieg des neuen Superstars. Leider warfen ihn einige gesundheitliche Probleme immer wieder zurück, sodass er zwar im Großen Preis von Baden zwar an den Ablauf kam, aber danach seine Karriere beenden musste. Bei seinem letzten Auftritt wurde Sea the Moon das einzige Mal in seiner Karriere geschlagen Zweiter, allerdings von keinem Geringeren als Ivanhowe. Sea the Moon schlug aber dennoch Pferde wie Night Wish, Sirius oder den Derbysieger von 2013, Lucky Speed. Sea the Moon wurde außerdem noch zum Galopper des Jahres 2014 gekürt.
Sea the Moon ist fraglos ein Ausnahmefall, noch außergewöhnlicher ist aber wohl sein Vater Sea the Stars. Sea the Stars ist ein 2006 in Irland geborener Cape Cross-Sohn und außerdem eins der wohl besten Rennpferde der letzten 20 Jahre, nicht von diesem Stern könnte man sagen. Er gewann acht seiner neun Rennen, lediglich beim ersten Lebensstart reichte es nur für den vierten Platz.
Zu den Rennen, die er gewinnen konnte, gehören unter anderem die 2000 Guineas, das Epsom Derby, die Eclipse Stakes, die Irish Champion Stakes und zum Abschluss seiner Karriere der Prix de l’Arc de Triomphe. Trainiert wurde er von John M Oxx und im Sattel saß meist Mick Kinane.
Sea the Stars kommt auf eine Gewinnsumme von 4416708 Pfund. Er wurde von der Sunderland Holdings Ltd gezogen und ist außerdem ein Halbbruder vom einzigartigen Galileo. Denn sie haben mit Urban Sea dieselbe Mutter, die ihrerseits ebenfalls den Prix de l’Arc de Triomphe in Longchamp gewinnen konnte. Ein weiterer Halbbruder dieser außerirdisch guten Familie ist Black Sam Bellamy, der ebenfalls als Deckhengst aufgestellt wurde. Sea the Stars deckt heute im Gilltown Stud und die Decktaxe für das Jahr 2020 beträgt unglaubliche 150000 Euro.
Wie bereits erwähnt, erregte Sea the Moon besonders mit seinem aktuellen Jahrgang der Dreijährigen einiges an Aufsehen. Zum Beispiel gewann Quest the Moon, einer seiner im Besitz des Stalles Salzburg stehenden Söhne, den Prix du Lys, ein Gruppe 3-Rennen auf der französischen Prestigebahn Longchamp. Außerdem wurde er Zweiter im deutschen Derby auf Gruppe 1-Parkett auf der Pferderennbahn Hamburg Horn. Bereits als Zweijähriger gewann Quest the Moon das Zukunftsrennen in Baden-Baden und wurde Zweiter im Gran Criterium in Mailand. Seine schlechteste Leistung, wenn man das überhaupt sagen kann, zeigte er mit einem fünften Platz in einem weiteren Gruppe 2-Rennen in Paris, dem Qatar Prix Niel.
Ein weiterer sehr interessanter Kandidat dürfte sein Sohn Party Moon sein. Der Dreijährige gehört dem Stall just4turf und ist im Training bei Axel Kleinkorres in Neuss. Party Moon debütierte erst im September dieses Jahres und gewann auf der Rennbahn in Düsseldorf direkt sehr überzeugend. Danach kam er in Berlin Hoppegarten im BBAG Auktionsrennen am 03. Oktober an den Ablauf und gewann erneut. Der aus der Partygörl stammende Hengst, könnte im nächsten Jahr einer der aufsteigenden Sterne der deutschen Galoppszene sein.
Im Besitz des Gestüt Ittlingen steht Enjoy the Moon. Er kommt auf ein aktuelles GAG von 91 kg und gewann in diesem Jahr bereits zweimal. Der Höhepunkt dürfte wohl der Sieg auf Listenebene am 06. November im französischen Chantilly gewesen sein. Zuvor war der im Training bei Peter Schiergen auf der Rennbahn in Köln stehende Hengst Vierter auf Gruppe 3-Ebene über 3000 Meter in Berlin Hoppegarten. Außerdem war er bereits Zweiter in einem Auktionsrennen während der Hamburger Derbywoche. Auch Enjoy the Moon dürfte in der kommenden Saison ein interessanter Kandidat für die großen Aufgaben auf der Steherdistanz sein, denn vor allem mit seinem Sieg auf der Rennbahn von Chantilly bewies er einiges an Talent.
Gerade erst Zweijährig ist Superstar Wonderful Moon, der im Training bei Henk Grewe steht. Er gehört dem Stall Wasserfreunde, wurde aber, ebenso wie sein berühmter Vater, vom Gestüt Görlsdorf gezogen. Wonderful Moon war erst viermal am Start, deutete dabei aber an, dass man im nächsten Jahr sehr wohl mit ihm rechnen muss. Er gewann direkt beim zweiten Lebensstart auf der Rennbahn in Köln Weidenpesch und war anschließend Zweiter im Preis des Winterfavoriten auf Gruppe 3-Ebene. Am 10. November gelang ihm dann der Sieg im Herzog-von-Ratibor Rennen und so stieg Wonderful Moon ebenfalls zum Gruppesieger auf.
Man sieht also Sea the Stars, Sea the Moon und ihre Söhne sind eine überaus himmlische Familie, die auch international für den deutschen Rennsport und die deutsche Vollblutzucht von größter Bedeutung ist.
