Serienlohn – Auf den Spuren von Tiger Roll

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Euphorische Menschenmassen, die ein Rennpferd bei seiner Heimkehr nach einem großen Sieg, wie einen Superstar feiern, ist sogar für die Inselbewohner eine fast unglaubliche Ehre. Nach seinem zweiten Sieg im zweiten Start im Rennen der Rennen der Hindernispferde, dem Grand National in Aintree, wird dem Authorized-Sohn Tiger Roll (IRE) der Heldenstatus verliehen. Seit dem legendären Red Rum hat das kein Pferd mehr geschafft.

Wenn es möglich wäre, dann würde ihn die Queen mit Sicherheit mit dem Ritterschlag ehren. Tigermasken und Raubtiergebrüll begleiten den Superstar zu allen seinen Starts – ein Szenario, das in Deutschland undenkbar erscheint, obwohl wir scheinbar, ganz still und heimlich, wieder einen aufgehenden Stern über Sprünge vorzuweisen haben. Die Rede ist natürlich vom Lomitas(GB)-Sohn Serienlohn (GB).

Gestüt Wittekindshof: Auktionsjährling Serienlohn
Auktionsjährling Serienlohn am 17.08.2011 im Gestüt Wittekindshof.

Die Möglichkeiten in Deutschland, Pferde in Jagd- oder Hindernisrennen an den Start zu bringen, sind begrenzt. Allerdings hat es der Rennverein in Bad Harzburg geschafft, das Deutsche Grand National auf die Beine zu stellen und das Rennen sogar auf Listenebene auszutragen. Serienlohn, trainiert von Pavel Vovcenko in Bremen, konnte dieses Rennen sicher für sich entscheiden und damit zwei Grand National Siege, wie Tiger Roll, einzufahren: nämlich das Deutsche und auch das Schwedische Grand National.

Zwar ist das leider nicht vergleichbar mit Tiger Rolls Siegen in Aintree, aber Serienlohn zeigte nicht nur starke Leistungen während der Derbywoche in Hamburg, sondern gewann Anfang des Jahres auch in Frankreich. Internationale Erfolge über die schweren Sprünge schafft ein in Deutschland trainiertes Pferd nur selten. Seit Kazzio (GER), der den Gran Premio Merano (Gr.1) gewinnen konnte, gab es kaum einen Starter, der die Möglichkeiten besaß, auch im Ausland auf sich aufmerksam zu machen. Grund genug, den 9-Jährigen Serienlohn einmal besser kennenzulernen.

Serienlohn
Serienlohn am 23.09.2012 Renntag in Köln.

Serienlohn erblickt 2010 im Gestüt Wittekindshof das Licht der Welt. Er ist der Sohn des Fährhofer Spitzenvererbers Lomitas und der Highest Honor(FR)-Tochter Saldenehre (GER). Seine Mutter bringt neben Serienlohn, drei Jahre später, sogar die Preis der Diana-Siegerin Serienholde (GER) zur Welt. Im Jahre 2012 debütiert der damals zweijährige Serienlohn in Köln für Trainer Peter Schiergen in einem EBF-Rennen der Kategorie D und wird mit Andrasch Starke im Sattel nur Siebter. Diese Form wird allerdings stark aufgewertet, da auf dem ersten und zweiten Platz keine geringeren als der späteren Winterfavorit Limario (GER) und die Winterkönigin Swordhalf (GB) einlaufen.

Serienlohn
Serienlohn am 25.08.2013 in Baden-Baden

Serienlohn gewinnt 2013 in Frankfurt sein erstes Rennen als Dreijähriger auf Anhieb. Mit dieser überzeugenden Leistung versucht sein Team ihn auf Derbykurs zu bringen. Allerdings landet er in den Derby-Trials in Hannover und in Bremen nur auf den hinteren Rängen. Serienlohn kann seinen großen Erwartungen mit mehreren mäßigen Leistungen in kleineren Aufgaben in Krefeld, Baden-Baden und Hannover nicht gerecht werden.

2014 wechselt er zu Trainer Werner Glanz nach München. Nach seinem Auftaktsieg in einem Rennen der Kategorie (E), ein Rennen für Pferde, die längere Zeit keinen Geldpreis gewonnen hatten, kam er in Hamburg und dreimal in München im Ausgleich 2 an den Ablauf, konnte sich aber nur einmal platzieren. 2015 wird sein schlechtestes Jahr, in dem er bei vier Starts nicht eine Platzierung erreichen kann.

Serienlohn
Serienlohn

Daher versucht man es 2016 in Hindernisrennen. Serienlohn kommt im Juli 2016 in einem Hürdenrennen über 3300 Meter an den Start und unterliegt dabei nur Cevin Chan und der im Besitz des Stalles Nicole stehenden Koffi Lady (GER). Nach diesem überzeugenden Einstand, bei dem er sein Springtalent zeigt, wird Serienlohn an den Stall Nicole verkauft. Leider kann er bis 2018 nicht mehr an den Start gebracht werden.

Serienlohn wird zu Trainer Pavel Vovcenko nach Bremen überstellt und startete einige Male auf der Sandbahn in Neuss und in Dortmund, bevor er sich in einem Bumper, einem Rennen für Hindernispferde über 3200 Meter, das auf der flachen Bahn ausgetragen wird, platzieren kann. In Mannheim startet er das erste Mal für seinen neuen Trainer in einem Jagdrennen und wird mit Lukas Sloup im Sattel Zweiter. Danach kommt der Lomitas-Sohn in Hamburg und in Bad Harzburg dreimal in Seejagdrennen an den Start, kann aber sein Talent nicht unter Beweis stellen.

Serienlohn siegt unter Jan Faltejsek
Serienlohn siegt unter Jan Faltejsek am 03.07.2019 in Hamburg.

Am 02.09.2018 scheint der Knoten endlich zu platzen, denn Serienlohn gewinnt unter Gareth Malone überlegen ein Jagdrennen in Quakenbrück. Bei den folgenden Starts kann er sich in Mannheim und im französischen Strasbourg platzieren. Als am 04.11.2018 das erste Mal Jan Faltejsek in Serienlohns Sattel steigen darf, beginnt sein kometenhafter Aufstieg. Er gewinnt in Strasbourg ein Jagdrennen über 4000 Meter, dotiert mit 17000 Euro.

Jan Faltejsek und Serienlohn werden 2019 zu einem unschlagbaren Team, der Jockey wird zu Serienlohns ständigem Reiter und Partner. Im März 2019 gewinnen sie abermals ein Jagdrennen in Strasbourg. Lediglich bei seinem zweiten Start dieses Jahres in Auteuil kann Serienlohn als Sechster kein Geld mit nach Hause bringen.

Serienlohn siegt unter Jan Faltejsek
Serienlohn siegt unter Jan Faltejsek am 03.07.2019 in Hamburg.

Der 9-Jährige gewinnt danach im Schwedischen Strömsholm das Schwedische Grand National und das Seejagdrennen in Hamburg während der Derbywoche spielend. Anschließend sichert er sich mit Start-Ziel überlegen das German Grand National in Bad Harzburg, selbstverständlich mit Jan Faltejsek an seiner Seite. Kein anderes Hindernispferd in Deutschland scheint ihm jetzt noch das Wasser reichen zu können.

Wohin kann der Weg von Serienlohn und seinem Team noch führen? Erfolge im Ausland wären eine ausgezeichnete Werbung für die Deutsche Vollblutzucht, doch erst die Zeit muss zeigen, wie seine Leistungen im internationalen Vergleich einzuschätzen sind. Aber mit einem solchen Pferd, das niemals aufgibt, ist es leicht, daran zu glauben, dass es nie zu spät ist, um doch noch Großes zu erreichen. Drücken wir Serienlohn, dem Kämpferherz, also weiterhin die Daumen. Wie viele Hindernisse auch seinen Weg kreuzen und wie viele Meilen zu laufen sind, es scheint ihm nichts auszumachen.

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