Inhaltsverzeichnis:
Sibylle Vogt: „Es steckt viel Arbeit in der Vorbereitung“ | Weiterlese |
Maxim Pecheur über Teamwork im Galopprennsport | Weiterlese |
Christian von der Recke über den Trainingsalltag | Weiterlese |
Marco Klein: „Das Team ist das Wichtigste überhaupt“ | Weiterlese |
Sibylle Vogt: „Es steckt viel Arbeit in der Vorbereitung“
Das Publikum sieht die Jockeys in aller Regel nur kurz vor einem Rennen im Führring oder bei ihrer Arbeit während einer Prüfung. Doch was sind die Aufgaben in der Vorbereitung? Wie teilt man sich im Team alles auf? Exklusiv auf dem RaceBets-Blog berichtet Ambassador Sibylle Vogt, Deutschlands beste Rennreiterin, über dieses Thema.
„Die Leute sehen in aller Regel nicht, wieviel Arbeit in der Vorbereitung der Pferde steckt, bevor man ein Pferd im Rennen reitet. In Deutschland gibt es zwar nicht so viele Pferde wie beispielsweise in Frankreich, aber als Jockey muss man gucken, wie es geritten werden muss.
Hintergrundinfos zu den Pferden sind sehr wichtig. Ich bereite mich auf den Ritt genau vor. Dazu schaue ich mir die Videos der letzten Rennen an und schaue hin, wo ein Pferd gegangen ist, was nicht geklappt hat oder was man verbessern könnte.
Mit den Gegnern beschäftigen
Außerdem beschäftige ich mich mit meinen Gegnern. Vor einem Gruppe- oder Listenrennen gucke ich mir jedes einzelne Pferd an. Ich male mir den Rennverlauf aus, wie schnell das Rennen werden könnte oder wo ich gehen sollte.
Ein Beispiel ist Darshano. Ich hatte kürzlich eine Startbox außen, musste ihn aber verstecken, da er sich sonst nicht entspannt. Bei einem langsamen Rennen kann man mit ihm auch vorne gehen. Ich hatte ein ideales Rennen und konnte hinter einem Führpferd bleiben. Da war er schön versteckt. Wir haben schließlich gewonnen.
In Frankreich spielt die Taktik eine viel größere Rolle als in Deutschland. Bei uns sind die Rennen oft überpaced, die Lücken werden dadurch im Endkampf größer. Dagegen sitzt man gerade in Chantilly oft fest, und wenn dann nichts passiert, hat man Pech gehabt.
„Ohne die Pfleger und Arbeitsreiter geht nichts“
Ohne die Pfleger und die Arbeitsreiter der Pferde geht im Rennsport nichts. Wenn ein Pferd von ihnen im Training gut geritten wurde, dann kann es seine Leistung bringen, atmet entspannt, ist gut bemuskelt und entspannt.
Leider muss ich sagen, dass die Arbeitsreiter in Deutschland immer schlechter werden. Es gibt wenige Ställe, die noch ausbilden wollen, da man natürlich Zeit und Energie investieren muss. Hier sollte man sich mehr Mühe geben.
In meinen Augen müsste jeder klassisch reiten können, das Pferd über den Rücken reiten. Die Verletzungsgefahr wäre weniger groß. Es hätte also vorbeugenden Charakter.
Bei den Bocskais hätte ich früher zum Beispiel nicht so reiten dürfen, wie es einige tun mit dem Plumpsen in den Rücken des Pferdes. Ich habe auch gelernt, kurze Bügel zu reiten, um das Pferd nicht zu stören. Das Pferd kann sich sonst nicht frei bewegen.
Balance von großer Bedeutung
Eine gute Balance des Reiters ist von großer Bedeutung. Jede kleine Bewegung, auch das Nach-Hinten-Schauen, muss ein Pferd extrem ausgleichen. Und das ist mit einer Verletzungsgefahr verbunden. Man darf nicht unterschätzen, wieviel Gewicht als Druck auf das Bein kommt. Man muss das den Reitern verständlich beibringen.
Eine gute Schulung der Reiter ist eine grundlegende Sache. Leider findet man nicht so oft Reiter, die den Beruf für so wenig Geld machen wollen. Das ist sehr schade. Wenn ein Team harmoniert, dann läuft es meistens auch gut, und die Stimmung ist entsprechend. Die Hauptsache ist, dass es den Pferden gut geht. Wenn das nicht der Fall ist, kann man auch keine Rennen gewinnen.“
Maxim Pecheur über Teamwork im Galopprennsport
Unser Botschafter Maxim Pecheur ist nicht nur ein erfolgreicher Jockey, er ist auch ein Anhänger des Teamworks. Das bezieht sich natürlich nicht auf die Rennen, die will er mit seinem Pferd gewinnen und muss keine Rücksicht auf eine Mannschaft nehmen. Es geht um die Arbeit im Stall. Aber das soll er in diesem Artikel selbst alles beschreiben.
Nur im Team erfolgreich
„Ich bin zu 100 % der Meinung, dass man in diesem Sport nur im Team etwas erreicht. Zu 90 % wird die Arbeit hinter den Kulissen in einem gut organisierten Stall getätigt. Das, was man dann auf der Bahn sieht, ist letztlich nur das Ergebnis, quasi die Spitze des Eisbergs. An jedem Tag der Woche wird am Erfolg gearbeitet und das muss Hand in Hand laufen. Das Team muss dabei motiviert sein. Es steht also definitiv an erster Stelle für mich. Ich sage: Kein Pferd wird seine Bestleistung erreichen, wenn dahinter kein gutes Personal steht. Dann kann die Vorbereitung nicht optimal sein. Aber nur wenn jeder im Stall die bestmögliche Arbeit leistet, wird der Erfolg erreicht, jeder hat daran einen Anteil.
Hand in Hand im Stall
Wenn einige Leute ständig krank machen würden, bleibt die Arbeit an den anderen hängen. Und die sind dann in der Folge weniger motiviert. Das ist ein Kreislauf, der vermieden werden muss, es muss also alles dafür getan werden, dass alle zufrieden sind. Die Tatsache, dass wir es mit Pferden zu tun haben, bedeutet, dass man nicht einfach etwas liegen lassen kann. Niemand von uns kann einfach sagen: jetzt habe ich keine Lust mehr, das eine Pferd wird halt jetzt nicht geritten, in die Maschine gebracht oder gefüttert. So etwas geht nicht. So ein Stall ist ein Betrieb, an dem es laufen muss, und dafür braucht man sehr gute Mitarbeiter.
Perfekt besetzter Stall von Markus Klug
Ich arbeite bei Markus Klug und hier haben wir ein Team, wie ich es mir vorstelle. Ich meine die Reiter, den Futtermeister, die Reisefuttermeister, die Hufschmiede, die Tierärzte aber auch den Trainer persönlich. Wir alle arbeiten gemeinsam, um Erfolg zu haben. Alle Positionen müssen so gut wie möglich besetzt sein, dann sind die Besitzer zufrieden und in der Folge gewinnt man auch kleine und vor allem größere Rennen. Bei uns am Stall war es ja sogar lange Zeit so, dass nur die eigenen Reiter, die also die Pferde aus dem Training kann, sie dann auch im Rennen geritten haben. Das hat sich leider aus mir unerfindlichen Gründen ein wenig geändert. Aber eigentlich ist das der beste Weg. Man arbeitet gemeinsam und erntet gemeinsam. Solch eine gelegentliche Änderung der Strategie kann dann auch mal dazu führen, dass die Moral nicht mehr so ist wie sie sein sollte. Ich sage nicht, dass es bei uns so ist, aber die theoretische Möglichkeit besteht. Wenn die Reiter nicht zufrieden sind, wird sich das auch auf die anderen Leute am Stall auswirken. Das ist alles sehr komplex.
Jockeys: Manchmal wird etwas übersehen
Für mich ist das, was auf der Bahn zu sehen ist, im höchsten Fall 5 % bis 10 % der Arbeit, die geleistet wird. Umso bedauerlicher ist es, wenn die Reiter, die täglich die Arbeit machen, dann die Ernte nicht einfahren dürfen. Das beziehe ich nicht ausschließlich auf mich, das gilt für ganz Deutschland. Da wird dann für viel Geld ein Jockey aus dem Ausland eingeflogen und der Reiter oder die Reiterin, die über Wochen und Monate fleißig waren, haben nichts davon. Das nimmt immer mehr zu und diese Entwicklung ist schwierig.
Man kann kein Einzelkämpfer sein
Aber wie auch immer: Der Teamgedanke ist mir in Fleisch und Blut übergegangen. Ein super motiviertes Team ist für mich unerlässlich. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es anders funktionieren soll. Ich wüsste nicht, wie man in diesem Sport als ein Einzelkämpfer weit kommt. Wer gemeinsam ein Ziel hat und dafür sorgt, dass alles Hand in Hand und perfekt organisiert abläuft, wird das Ziel auch erreichen. Wie gesagt: das Ergebnis sieht man dann am Wochenende auf der Bahn. Was hinter den Kulissen abgeht, ahnen die Zuschauer natürlich nicht. Es gilt: Ohne Vorbereitung keine Siege, so kann man es kurz und knapp zusammenfassen.“
Christian von der Recke über den Trainingsalltag
Ein so großer und erfolgreicher Stall, wie unser Botschafter Christian von der Recke ihn führt, muss perfekt organisiert sein. Läuft nicht alles Hand in Hand, gibt es keine Erfolge. Und wenn keine Rennen gewonnen werden, ist der Stall nicht gut gefüllt. Das ist ein logischer Kreislauf. Über das Team hinter dem Erfolg geht es in diesem Artikel. Der Trainer ist die Spitze, doch das, was im Alltag passiert, muss routiniert und durchdacht sein. Interessanterweise wird unser RaceBets Botschafter in diesem Artikel auf die fünf Stufen eingehen, die man seiner Meinung nach braucht, um in diesem Job erfolgreich zu sein.
Routine und gutes Personal
„Natürlich muss man gutes Personal haben, damit es am Stall läuft. Und zwar auch dann, wenn man als Trainer mal nicht da ist. Wir haben eine Routine und die wird eingehalten. Wenn wir ältere Pferde eine ganze Runde auf der Bahn drehen lassen und Zweijährige nur Dreiviertel der Strecke, dann wird das nicht einfach umgestellt. Das gilt auch für die Zeiten wann wir arbeiten, für die Fütterung und so weiter. Wir haben für alle Bereiche Personal, das sich über einen langen Zeitraum bewiesen hat. Mein Hufschmied Stephan Ernesti arbeitet gefühlt seit Jahrzehnten bei mir. Der Tierarzt Dr. Weinberger ebenfalls. Die wissen, was zu tun ist. Manche Behandlung orientiert sich dann natürlich am nächsten Start des Pferdes, das muss ich nicht extra sagen, ich kann also auch tatsächlich mal unterwegs sein, ohne mir Sorgen machen zu müssen. Außerdem kommt hinzu, dass meine beiden Töchter Antonia und Alexa jetzt auch in den Alltag des Stalles als Assistenztrainerinnen eingebunden sind. Es läuft also alles im Grunde gleich weiter, ob ich da bin oder nicht. Jeder weiß, was zu tun ist.
Alles eingespielt
Also: natürlich ist es wichtig ein gutes Team zu haben, um die Pferde perfekt vorzubereiten. Alles muss eingespielt sein, das meine ich mit Routine. Es wäre niemals so, dass keiner von uns da ist und niemand weiß, was gemacht werden muss. Selbst der jüngste Lehrling wird immer genau wissen, was zu tun ist. Denn er weiß ja was er jeden Tag macht und das macht er dann auch, wenn der Chef weg ist. Das gute Beispiel hier ist Bad Harzburg, wo wir wegen der wetterbedingten Probleme am Stall länger waren, als eigentlich geplant. Ich war nicht dort, das Training geleitet hat meine Tochter. Wenn sie dem Reiter eine Anweisung gegeben hat, wird sie damit nichts in eine falsche Richtung gelenkt haben. Natürlich hätte sie nicht sagen können: der Zweijährige geht nicht gut, den springen wir jetzt mal. Aber so etwas passiert ja auch nicht. Als Trainer muss man sich selbst ja auch nicht als eine Art von Gott sehen. Natürlich geben wir vor, was getan werden muss. Aber man muss nicht jede Minute alles beobachten.
Es muss halt alles organisiert sein
Das Feintuning wird natürlich immer vom Trainer entschieden, also die Galopps und die Nennungen und die Verpflichtung der Reiter. Ich werde keinen Urlaub einlegen ohne hier etwas vorbereitet zu haben. Die Kollegen machen es kaum anders. Ich erinnere mich, dass früher Adolf Wöhler immer grundsätzlich nach Hamburg für 7 Tage Urlaub gemacht hat. Alle Pferde waren gelaufen und danach passierte halt für 7 Tage wenig. Das hat funktioniert, denn es war organisiert. Daheim am Stall lief alles so weiter wie gewohnt. Jetzt wird Andreas Wöhler kaum eine Woche vor dem Derby oder der Diana in den Urlaub gehen.
Die fünf Säulen des Trainer-Seins
Meiner Meinung nach muss ein Trainer fünf Talente haben, um erfolgreich zu sein. Es sind fünf Säulen, auf denen dieser Beruf basiert. Wer nur eine nicht beherrscht, hat nicht den vollen Erfolg. Das erste kann eigentlich jeder: Pferde trainieren. Das kann auch jemand, der gar nicht so viel Ahnung hat. Natürlich geht es hier auch um den grundlegenden Aufbau und so etwas, aber ein älteres Pferd fit zu halten, dafür muss man kein geschulter Experte sein. Der zweite Faktor ist der Umgang mit den Mitarbeitern. Wenn man das nicht kann, hat man bald keine mehr. Und wenn man keine hat, kann man nicht vernünftig trainieren. Der dritte Punkt ist der Umgang mit den Besitzern. Wenn man keine hat, die einem vertrauen oder wenn man diese zahlenden Kunden sogar verärgert, dann verlassen Pferde den Stall. Dann entwickelt sich ein Kreislauf, dass man irgendwann nicht mehr erfolgreich ist. Es gab genügend Kollegen, die etwas schwierig sind im Umgang und die dann Besitzer vielleicht sogar noch beschimpft haben. Und dann war der Stall plötzlich leer. Als viertes kommt der finanzielle Aspekt. Es gibt gute Trainer, die das eine oder andere Mal pleite gegangen sind, weil sie nicht gut mit dem Geld umgehen konnten. Manche sind aus dem Sport verschwunden, andere konnten einen Neuanfang starten. Man muss gut wirtschaften, dazu gehört auch das Pferde kaufen und verkaufen. Der fünfte und letzte Punkt ist das Rennen lesen. Man will ja schließlich auf der Bahn erfolgreich sein. – Immer mal wieder werden Trainer hoch gehandelt, sie schießen wir die Raketen hoch, aber dann können sie nicht all das bedienen, was sie bedienen müsse. Und sind dann wie man so sagt weg vom Fenster.“
Marco Klein: „Das Team ist das Wichtigste überhaupt“
Sie stehen im Rampenlicht und werden an den Erfolgen gemessen. Doch was ist die Grundlage dafür, dass es in einem Rennstall gut läuft? Behind the scenes, also hinter den Kulissen, entscheidet sich, wer am Ende vorne sein wird. Der Mannheimer Erfolgstrainer Marco Klein berichtet diesmal über die Bedeutung einer guten Mannschaft.
„Das Team ist das Wichtigste überhaupt. Wenn man keine vernünftige Mannschaft zur Verfügung hat, funktioniert der Arbeitsablauf nicht. Als Trainer gibt man ja nur die Rahmenbedingungen vor und macht das Management mit den Pferden und den Besitzern.
Es ist unerlässlich, dass der Laden läuft, wie man so schön sagt. Die Hauptarbeit erledigen die Pfleger und das Bodenpersonal. Ohne das Team geht nichts.
Pferdepfleger mit großem Aufgabenbereich
Ich denke da gerade auch an die Renntage. Viele sehen ja nur den Trainer mit den Besitzern im Führring stehen, aber die Pferdepfleger kümmern sich um fast alles. In der Hauptsache ist meine Schwester für diese Bereiche verantwortlich.
Die Pfleger putzen die Pferde, ziehen die Mähne, schauen, dass alles passt, dass die Eisen fest genug sitzen. Es gibt so viele Dinge, auf die sie Acht geben müssen. Natürlich spielt auch der Transport und die Organisation eine große Rolle. Pferde müssen ja oft auf eine andere Rennbahn gebracht werden. Die Zeit im Führring und die zwei Minuten Rennen sind also beileibe nicht alles.
Pferdepfleger kennen die Pferde so gut, da sie jeden Tag viel Zeit mit ihnen verbringen.
Festhalten alleine genügt nicht
Sehr wichtig sind die Arbeitsreiter. Sie müssen gut mit den Pferden umgehen. Es bringt nichts, sich nur festzuhalten und dem Trainer nichts sagen zu können. Man sollte auch schauen, dass die Harmonie stimmt.
Wer reitet die Schlussarbeit?
Es gibt Trainer in großen Ställen, die die Auffassung vertreten, dass ein Stalljockey unbedingt auch die Abschlussarbeit reiten sollte. Natürlich ist das nicht unwichtig. Aber es kann auch von einiger Bedeutung sein, wenn derjenige, der das Pferd regelmäßig in der Arbeit reitet, diese mit dem Pferd absolviert.
Bei uns reitet Tommy Scardino die meisten Pferde in der Arbeit. Wenn man gute Arbeitsreiter hat, braucht man meiner Meinung nach nicht unbedingt einen Jockey von weit her kommen lassen, um die Schlussarbeit zu reiten. In den vergangenen beiden Jahren hat man übrigens gesehen, dass auch der ein oder andere große Trainer, der damals keine Form hatte, nun wieder auf einer Welle des Erfolges schwimmt, mit einem neuen Stalljockey.“