Zu Gast bei Tsar xx: Von der Rennbahn in den Busch

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Zu Gast bei Tsar xx: Von der Rennbahn … in den Busch … in die Zucht

Wie aus einem unwilligen Berliner Rennpferdchen ein internationales Vielseitigkeitspferd wurde? Und später ein Prämienhengst der deutschen Edelblutpferde-Zucht? Ich sprach mit Marissa Schädler über Tsar xx, einen Sohn von Hondo Mondo aus einer Helikon-Mutter.

Könnten Sie sich einleitend kurz vorstellen?

Wir sind schaedler-eventing, ein kleiner privater Zucht- und Ausbildungsstall für blutgeprägte Pferde. Marlena Auer, als geprüfte Pferdewirtin ist hauptverantwortlich. Sie wird dabei unterstützt von mir, ihrer Mutter, Pferdewirtschaftsmeister Zucht und Haltung und Turnierrichterin. Marlena wurde in das Metier hineingeboren, denn Vater und Mutter waren ebenfalls im Spring- bzw. Vielseitigkeitssattel unterwegs. Weitere Erfahrungen sammelte sie in Irland, Sallymount House, als Auszubildende im Haupt- und Landgestüt Marbach, im Ausbildungs- und Handelsstall von Elmar Lesch und in regionalen Ausbildungsbetrieben.

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Wie sind Sie auf Tsar aufmerksam geworden? Wie hat er Sie überzeugt, ihn zu kaufen?

Über das Horse-Gate Forum lernten wir Eva Richter kennen. Sie vermittelte damals Off Track Racehorses. Wir waren auf der Suche nach einem potentiellen Vielseitigkeitspferd und sie hatte 3 zur Auswahl. Also flogen wir von Stuttgart nach Berlin, wo Eva uns abholte und nach Hoppegarten fuhr.

Tsar xx von Hondo Mondo
Tsar xx von Hondo Mondo

Dort, auf dem kleinen Sandplatz neben der Bahn, probierte Marlena 3 Pferde. Es waren eine 4-jährige Stute, ein 4-jähriger Wallach und ein 3-jähriger Hengst. Den Hengst mochte sie am meisten, obwohl er deutlichen Widerstand zeigte, sobald sie ihn in Richtung Bahn lenken wollte. Auf dem Heimflug besprachen wir die Pferde und entschieden uns für den Hengst. Über das Pedigree hatten wir uns keinerlei Gedanken gemacht. Wir sahen in erster Linie das Pferd. Er war sehr artig und ein bisschen babyhaft und falls er schwierig würde, könnte man ihn immer noch kastrieren. Über Lentner Transporte kam er dann nach Riem wo wir ihn abholen.

Wie lief die Anfangszeit der Umschulung? Was fiel ihm besonders schwer/ leicht?

Tsar war von Beginn an außerordentlich unkompliziert. Mein Mann hatte schon einige Hengste in Spring-Ausbildung und Turnier geritten. Auch Marlena hatte während ihrer Zeit in Marbach immer wieder Hengste in Ausbildung. Somit waren wir wirklich angenehm überrascht, wie gut er in der Handhabung war.

Es war Oktober als er kam und er hatte offensichtlich keine Lust auf Rennbahn gehabt. Außerdem war er zu Beginn noch unsicher darüber was wir von ihm wollten. Also bekam er erst einmal etwas Pause mit langen Ausritten und Weidegang. Als 3-jährigen und Anfang 4-jährig konnte man ihn auch noch zusammen mit einem 4-jährigen Wallach auf die Weide schicken. Später ging das leider nicht mehr.

Die Anfänge: Von der Rennbahn in den Busch mit Tsar

Neben Ausritten, die auch dazu dienten ihnen an Gewichts- und Schenkelhilfen zu gewöhnen, begannen wir damit, ihn mit bunten Stangen vertraut zu machen. Da zeigte sich sein großes Talent im Springen. Auch hier bräuchte er zu Beginn etwas Unterstützung und Aufmunterung in der Form, dass mein Mann voraus durch die Springgasse laufen musste und Tsar ihm dann folgte. Aber bald hatte er die Aufgabe verstanden und fand Spaß an den neuen Anforderungen.

Wie hat er sich seither entwickelt? In welchen Prüfungen ist er gestartet? Wo hatte er Erfolge?

Wir waren sehr zufrieden mit seiner Entwicklung. Er ist ein intelligenter und aufmerksamer Partner. Wir starteten ihn in einigen Jungpferde-Prüfungen, die er für uns zur vollen Zufriedenheit absolvierten. Jedoch zeigte sich, dass sehr viele Richter-Kollegen mit Vorurteilen behaftet sind, sobald ein „xx“ hinter dem Namen des Pferdes auftaucht. Einzig Joachim Jung, Michael Jungs Vater, erkannte das Potenzial. Wen würde es auch wundern? Mit dem Kommentar „Der Prototyp des modernen Vielseitigkeitspferdes“ gewann Tsar die Geländepferdeprüfung in Marbach.

Tsar bei einer internationalen Vielseitigkeitsprüfung (CCI*) in Marbach

Es folgten weitere Erfolge in Spring- und VS Prüfungen.

Seinen ersten internationalen Auftritt hatte er in Marbach. Auch hier zeigte sich, wie wichtig das Vollblut für den Sport ist. Besonders die letzte Tour, vom neuen Wasser hinauf zum Ziel kostet sehr viel Kraft und Kondition. Es war eine Augenweide zu sehen, mit welcher Leichtigkeit der Hengst diese Anforderung meisterte. Der Vet Check im Ziel dokumentierte die außerordentliche Regenerationsfähigkeit des Vollbluts.

Weitere Einsetze mit positiven MERs hatte er in Schwaiganger und Dunakeszi.

Tsar xx von Hondo Mondo
Tsar xx von Hondo Mondo

Seit wann wird er in der Zucht eingesetzt?

Züchterisch erstmalig eingesetzt wurde er, als wir ein ehemaliges Springpferd wieder nach Hause holten. Die Stute war 19-jährig und bis dahin sportlich eingesetzt gewesen. Wanda war Tsars erste Partnerin. Oh Wunder, es klappte auf Anhieb: sie wurde tragend. Das Ergebnis dieser Anpassung, leider ein Hengstfohlen, „T-Jay“ ist jetzt bereits sportlich erfolgreich unterwegs. Erst wurde vom AES (Anglo-European-Studbook) anerkannt und erhielt die Zuchtzulassung. Dann empfahl man uns, ihn auch beim ZSAA (Zuchtverband für Sportpferde Arabischer Abstammung e.V.) für die Zuchtrichtung „Deutsches Edelblutpferd“ vorzustellen.

Er absolviert dort die Hengst-Leistungsprüfung und erhielt anlässlich der Körung das Prädikat Prämienhengst. Letztes Jahr gelang es Tsar eine 23-jährige, bis dahin güßt gebliebene, Stute tragend zu bekommen. Im Oktober konnten wir ein typvolles Hengstfohlen begrüßen. Bunbury’s, Tochter des Herzensdieb aus Jörg von Imhoffs höchst erfolgreicher Stute La Biosthetik Bunbury TSF sollte Ende Januar fohlen. Auch hier klappte es auf Anhieb. Ebenso wie bei Viola Roses irischer Vollblut – Stute „Beach Plaza“ von Mosse Vale aus der Uhus von Mujtahid. Dieses Fohlen sollte Ende März fallen. Wir sind sehr gespannt.

Tsar xx von Hondo Mondo
Tsar xx von Hondo Mondo

Was sind Ihre kurzfristigen Ziele und langfristigen Pläne?

Für uns stehen dieses Jahr räumliche Veränderungen an. Der Platzbedarf ist gestiegen und ein Umzug soll Abhilfe schaffen. Eine konkrete Turnierplanung gibt es darum noch nicht. Zudem weiß man noch nicht, wie lange das Virus noch unsere Gesellschaft blockiert. Langfristig gesehen wird sicher Tsars Turniereinsatz reduziert werden. Er wird sein Leben auf weitläufigen grünen Weiden in Nachbarschaft zu seinen Nachkommen genießen dürfen und weiterhin der geliebte Tsar seiner ergebenen Untertanen sein.

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Janina Beckmann
Janina Beckmannhttps://www.expertenmarketing-muenchen.de/
Unsere Autorin Janina Beckmann war lange Jahre als Sportjournalistin und später als PR Beraterin tätig, ehe sie eine eigene PR Agentur in München gründete. Ihre Leidenschaft für Vollblutpferde führte sie über die englischen und irischen Rennbahnen auf die Galopprennbahn Riem. Heute ist sie in der Vielseitigkeit aktiv.

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