2.000 sehr englische Guineas

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Am Wochenende war es mal wieder soweit, das Mehl-Mülhens-Rennen stand in Köln an (und jeder Mensch hasst es, dieses Rennen auszuschreiben! Diese Hs! Aus der Hölle. Auch mit H). Eigentlich also die deutschen 2.000 Guineas. Na, ja, oder auch nicht. Sonderlich deutsch waren die nicht. Irgendwie hatte keiner ein Pferd in dem Rennen. Gefühlt. Waren zwar welche da, aber das Endergebnis spricht für sich: Die Pferde von den Inseln räumten alles ab. Acht Starter aus dem Ausland. Bestes deutsches Pferd? Sibelius als Achter. Ist unser Jahrgang schlecht?

Natürlich, schreit die Galoppergemeinde. Die schreien ja gern. Wie will man das beurteilen, frage ich hingegen? Wenn man gar nicht da war, wie kann man dann wissen, ob man schlecht gewesen wäre? Das ist kein repräsentatives Ergebnis für die deutschen Dreijährigen. Schon gar nicht früh im Jahr. Alles was nach dem Derby kommt, gibt doch erst eine Aussage. Eine, die ein bisschen mehr besagt als: “Die Ausländer haben uns die 2.000 Guineas weggenommen.“ Wenn von 11 Startern acht aus dem Ausland kommen –  dann spricht auch die simple Wahrscheinlichkeit für die Ausländer. Die Bösen. Machen wir ja auch überhaupt nicht gern. Mal eben in Italien Gruppe Rennen mitnehmen, weil die so schön einfach zu kriegen sind und sich im Pedigree so nett machen.

Es ist noch nicht der Untergang des Abendlandes. Das Rennen wird übrigens seit Jahren relativ regelmäßig von ausländischen Pferden gewonnen. So what? Die deutschen Sieger sind für den Ausgang weiterer Rennen in der Saison häufig irrelevant. Man muss schon weit zurück gehen, wenn man große Namen sehen will, wie Tiger Hill, Platini, Lirung und Co. Als Deckhengste kamen immerhin in jüngerer Vergangenheit Martillo und Santiago dabei heraus. Das Rennen ist einfach nur ein “Gruppe II” Rennen geworden. Auf die Triple Crown zielt heute sowieso niemand mehr und die Meile ist einfach nichts für deutsche Pferde. Was passiert denn mit Meilern in Deutschland? Nichts. Werden nicht als Deckhengste im Inland aufgestellt (ich trauere immer noch diversen tollen Meilern hinterher) und können hier kein Gruppe I Rennen gewinnen (weil es keine gibt). Müssen direkt international starten. Das nervt doch. Also züchtet man es nicht – ergo hat man auch keine Starter um das Rennen zu füllen. Da geht man lieber gleich in die Union, wenn man ins Derby will, da passt die Distanz besser.

Die unattraktive Distanz ist sicherlich ein Grund, warum man in Deutschland gar nicht die Guineas nennt. Aber ausländische Pferde (die in ihrem Land eben auch als Meiler Stars werden können) nehmen die sich gern als Pedigreekosmetik mit. Das ist nicht verwerflich (noch mal: Wir machen das auch). Statt zu plärren, einfach Rennen gucken. Ob das Pferd jetzt Englisch spricht (und woher kommt nur dieses “ominöse englische Vollblut” überhaupt?) oder sein Jockey, das ist doch egal. Es ist nicht der Anfang vom Ende. Kein Untergang, kein Beinbruch. Sind nur Pferde. Damit ist einfach zu rechnen, wenn man ein Rennen hat, für das hiesige Pferde nicht gezüchtet werden. Wir wollen immer nur Steher. Flieger? Aaach, geh weg. Meiler? Geh noch weiter weg. Ein ausländisches Pferd gewinnt ein deutsches Traditionsrennen? SKANDAL! Ganze Zucht taugt nichts. Doch, doch … tut sie. Nur eben auf anderen Distanzen.

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Nika S. Daveron
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