Händeringend wird nach Möglichkeiten gesucht, die Leute auf die Bahn zu bringen. Wenn man das aber, wie in Köln tut, passt es den Besuchern auch häufig nicht. Denn ja, die Tickets für die Rennbahn waren teurer als die Messetickets – beinhalteten dabei aber auch völlig unterschiedliche Sachen (zum Beispiel einen Wettgutschein und einen Platz auf der Tribüne). Den bekam der Messebesucher natürlich nicht. Andernorts wird von “Umgehung der Corona-Regeln” gesprochen, aber das ist so auch nicht richtig.
Dadurch, dass der Rennsport einen Zuchtauftrag hat, haben die auch eigene Regeln verpasst bekommen. Es gibt also für die Corona-Zeit (mit der wir uns wohl oder übel länger anfreunden müssen), einen eigenen Passus für die Rennen, ganz egal, ob im Europapark oder im Phantasialand munter die Massen durch die Achterbahnen gurken. Die haben keinen Zuchtauftrag.
Verstehen muss man das nicht – logisch begründet ist das vermutlich nicht (sonst würde ja der knallharte Fehler in der Kalkulation auffallen). Das Problem ist: Es ist dann auch wieder nicht genehm. Darf keiner hin, wird genölt (weil auf andere Bahnen ja schon Leute dürfen), macht man eine Messe auf dem Gelände, um mehr Besucher haben zu dürfen, wird auch genölt. Ja, was denn nu? Eine allgemeine Unzufriedenheit macht sich unter den Galoppfans breit. Häufig ist dann zu hören: Ja, aber früher. Wir müssen uns langsam mal von diesem “früher” lösen, denn das haben wir nicht mehr, das erreichen wir, so wie es gerade ist, nicht mehr und es müssen neue Ideen und Ansätze her. Was der Bauer nicht kennt, mag er nicht, dass es hin und wieder auch Startschwierigkeiten und Umsetzungsschwierigkeiten gibt, ist nicht verwunderlich, aber soll man denn gar nichts machen, weil irgendwas schiefgehen könnte?
Schiefgehen kann es ja auch beim Althergebrachten – Samstag erst Mal kein Stream. Dass so was passiert und irgendwann passieren wird, ist ja nicht schlimm. Dass kein offizieller Kanal mal irgendwas verlauten lässt und es ewig dafür braucht – das ist dann schon schlimm. Es ist nicht so, als wären alle Zuschauer auf Facebook vernetzt, wo es dann kommuniziert wurde, in irgendwelchen Galopper-Grüppchen. Wenn ich neuer Zuschauer bin, der Samstag endlich mal Galopprennen gucken will und dann ist da tote Hose ohne Info – dann weiß ich nicht, ob ich Sonntag noch mal einschalte. Eher nein.
Die Kombination aus alledem lässt die Galoppfans sehr unzufrieden werden. Ich habe wenig darüber gelesen, was sich eigentlich auf dem Rasen in Köln abgespielt hat. Es war immerhin ein Gruppe 1 Rennen. Das kann es nicht sein. Eine gewisse Offenheit für neue Ideen sollte schon da sein. Sonst wirkt es schnell wie das klassische Klischee – die Elite möchte bitte unter sich sein, also verpisst euch, ihr Unwissenden. Das will doch eigentlich keiner. Wenn es dem Sport gutgeht, geht es uns allen besser. Sei es nur als Fan, weil man viel mehr zu sehen und zu jubeln hat.
Das heißt aber auch nicht, dass Kritik nicht erlaubt ist. Die Kritik müssen sich der Dachverband und die Rennvereine alle gefallen lassen und auch reflektieren, statt einfach drüberzulabern und es als Erfolg abzubuchen, weil es einem selbst so passt und jetzt alles so umgesetzt wurde, wie man wollte. Dementsprechend müssen die natürlich auch lesen, lernen, lauschen. Was so gesprochen wird. Nur dann ist der Weg nach vorne frei.