Schade, schade, leider schon vorbei. Cheltenham war auch dieses Jahr wieder ein zwiespältiges Spektakel, irgendwo zwischen Freund und Leid, das die Gemüter scheidet. Zum einen stehen da großartige Rennen auf dem Programm, wo man echte Klasse geboten bekommt und eben auch sehen kann, wie schön Hindernisrennen sein können – zum anderen aber auch, dass der Turfteufel ein Arschloch ist und nie schläft. Das Risiko beim Hindernisrennen ist leider ein Faktor, der sich niemals beherrschen lässt, wohl auch der Grund, warum so viele Leute diese Veranstaltungen nicht mögen.
Dennoch sollte man diesen Sport nicht einfach abtun, vor allem nicht nach der letzten Woche, wo die deutschen Damen nur neidisch auf die Insel schauen können. Zwei Gruppe I Siege über die schweren Sprünge von Cheltenham – gingen an die Damen. Und es waren nicht die einzigen Siege für die Ladies. Bestechend, dass die auch nicht auf den völligen Außenseitern sitzen um eine „Frauenquote“ zu erfüllen, sondern auf chancenreichen Ritten sitzen. Das macht dann auch mal einen Vergleich möglich. Scheinen also gar nicht so schlecht zu sein, wenn sie in Cheltenham gewinnen. Aber da sind die wohl eh etwas weiter als wir hier im rückständigen Deutschland.
Umso schöner war Cheltenham anzusehen, der Jubel Bryony Frost nach der Ryanair Chase war schon etwas, das man nicht so täglich sieht. Einach schöne Gänsehautmomente, die man im Sport sehen will.
Paisley Parks Sieg für seinen blinden Besitzer im Stayers Hurdle, zweimal Rachael Blackmore auf dem Siegerpodest. Aber auch Tiger Roll, der Grand National Sieger, der seine Chancen auf einen erneuten Grand National Sieg schon mal andeutete.
Dreh und Angelpunkt des ganzen Festivals war natürlich wie immer der Gold Cup, den Al Boum Photo gewann, und Willie Mullins den ersten Sieg im Cheltenham Gold Cup schenkte. Aus einer langen Pause kommend, ein wenig überraschend, denn seit Neujahr war Al Boum Photo gar nicht mehr am Start. Leider war der Gold Cup überschattet durch Invitation Onlys Unfall und die Tatsache, dass es da keine Rettung mehr gab. Wenn man vor dem Bildschirm sitzt und schon sieht, dass die Rennleitung einen Sprung sperrt, sowie die grüne Plane aufgebaut – nein, dann weiß man schon, es war nicht schön, da ist nichts mehr zu machen.
Ich würde Cheltenham jetzt nicht unbedingt als risikoreichsten Kurs einschätzen, aber Fatalities hat es gegeben. Wenn ich es richtig verfolgt habe, waren es drei übers Meeting. Es wird weniger. Die Sicherheitsvorkehrungen werden immer besser, vor allem begrüße ich die Starterlimitation in vielen Rennen. Wenn kein Mob von 40 Pferden durch die Hindernisse tobt, kann halt auch kein unbeteiligtes Pferd zu Fall gebracht werden, nur weil es da ist und nicht ausweichen kann. Man findet besser Platz und kann sein Pferd sicherer dirigieren.
Es gab tierärztliche Untersuchungen vorab, die beweisen, dass diesen Pferden vorher nichts gefehlt hat, effektiv weiß man aber auch, dass sich nicht alles vermeiden lässt, wenn man sein Pferd im Sport hat. Und selbst wenn man es nicht hat – passieren kann immer etwas.
Dennoch hat man mal endlich die Zeichen der Zeit erkannt und nicht ein: „Ja, das ist halt ein gefährlicherer Sport als andere“ hingestellt – mit Schulterzucken – und dann ist auch gut. Soll der Pöbel halt damit klarkommen.
Mal sehen, wann das Starterlimit in Aintree ankommt.