Das 2400-Meter-Problem

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An diesem Jahrgang kann man eigentlich schön erklären, was das Problem mit den Distanzen im deutschen Rennsport liegt. Jetzt, wo die anderen Gruppe 1 Rennen anstehen, die Deutschland so hat. Das ist nicht viel nach dem Derby. Da kommt die Diana über 2200 Meter, der Große Dallmayr-Preis – Bayerisches Zuchtrennen über 2000 Meter, was das kürzeste Gruppe 1 Rennen in unserem Rennkalender markiert, dann kommt noch der Große Preis von Baden (2400 Meter) und … ihr ahnt es natürlich schon – der große Preis von Berlin, wieder 2400 Meter, und der Preis von Europa – ebenfalls 2400 Meter. 

Damit erklärt sich eigentlich auch, warum alle ins Derby wollen. Wer die Distanz kann, ist qualifiziert für Gruppe 1 Rennen, der Rest kann gucken, wo er seine Gruppe 2 und Gruppe 3 Rennen gewinnt und ist von vornherein schon für einen Ausverkauf vorprogrammiert, wenn es um einen Platz als Deckhengst geht. Denn, so die Logik, die 2400 Meter wird das Pferd wahrscheinlich auch nicht vererben, also ist es für Deutschland nicht interessant. Da muss es über die kürzeren Distanzen schon so prominent werden (oder so eisenhart), dass den Deutschen auffällt, dass sie noch andere Grupperennen haben. 

Effektiv hat man es hier auch sehr schwer, sich überhaupt einen Überblick über das Können zu machen.Meist bleibt das Pferd dann in Deutschland, alle klatschen, wenn es gewinnt, aber haben will es eigentlich keiner. Unser Rennsystem sagt derzeit: Klassische Distanz – sonst interessiert uns nicht viel. Ja, sicher, die besten Pferde kamen dann eben auch über die 2400 Meter (sicher auch ein Grund, warum die Deutschen, die man einkauft, sich in Australien schwertun, wo die Trainer sie gerne über gefühlt diverse Distanzen einmal schicken und nichts dabei herumkommt). 

In den letzten Jahren ist zudem zu bemerken, dass dann die Ausländer vermehrt in die Rennen gehen und auch nicht so selten gewinnen. Die Meilen-Trophy wurde letztes Jahr von einem ausländischen Pferd gewonnen, das Oettingen-Rennen, das St. Leger. Und das dann auch bei teilweise nur einem ausländischen Starter. Wenn sie kamen, nahmen sie uns das Rennen eben auch schnell ab. Das ist schon sehr erstaunlich, aber eben auch ein ziemlich klares Zeichen zu unserem Können auf den anderen Distanzen. Wen kratzt die goldene Peitsche, wenn der Große Preis von Baden ansteht? Könnt ihr die Gewinner nennen? So in den letzten Jahren? Mir fallen (und das muss ich zugeben) auch nur zwei ein. Overdose und Amico Fritz. Man muss eben so outstanding wie Overdose sein, um wahrgenommen zu werden.

Obwohl sich in der goldenen Peitsche neben Overdose noch weitere spätere Deckhengste finden. Und einer davon heißt Areion – der auch mit Tertullian die Klingen kreuzte. Beide sind Deckhengste (Tertullian allerdings im Ruhestand) und beide sogar Championdeckhengste. Wie passt das dann wieder zusammen, dass ausgerechnet diese beiden dann Erfolg haben? Würde es das heute überhaupt noch geben? Natürlich war Areion hart, er lief bis fünfjährig und war damit über vier Rennzeiten geprüft. Das gilt übrigens auch für Tertullian. Es scheint, als müssten die Kurzstreckenpferde deutlich mehr (und sich vor allem länger) beweisen zu müssen, als manch ein Derbysieger, der mit einem Derby die Deckhengstbox bezieht. Siehe zum Beispiel Amaron.

Wenn die Altherrenriege über die kürzeren Wege abtritt – kommt dann etwas nach? Wo soll die Zucht denn den Speed hernehmen, wenn sie ihre spritzigen Vertreter eher auf die lange Bank schiebt und jeder ein 2400 Meter Pferd haben will? 

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Nika S. Daveron
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Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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