In letzter Zeit hatten wir einige Renntage, die wetterbedingt einfach ins Wasser fielen. Im wahrsten Sinne des Wortes. In Baden-Baden brauchten die Pferde Schwimmflügel, auch in Bad Harzburg oder Hannover kam es zu Ausfällen und das verleitet manch einen dazu, sich zu beklagen. Das ist doch nur Regen? Die Pferde können das ab. Und überhaupt, das ist ein Outdoorsport, das muss man doch wohl wissen? Da bin ich immer ganz erstaunt, wenn ich solche Vorträge lese. Früher war wohl auch das Wetter besser (was sicherlich stimmen könnte). Jedenfalls hört man aus diesem Tenor heraus: Was für Weichflöten. Jeder Aktive und Besitzer bekommt dabei vermutlich Schnappatmung. Klar, man fährt total gerne einfach nach Pusemuckel, Manpower, Geld, etc. werden verpulvert und dann ist außer Spesen nichts gewesen? Ärgerlich. Aber Sicherheit? Die finden dann doch auch alle irgendwie gut. Sollte man meinen.
Zunächst einmal: Regen bedeutet nicht zwingend, dass das Geläuf zu tief ist. Tiefes Geläuf ist nicht zwingend ein Hindernis (für manche Pferde schon, aber nicht der Grund, warum man das Rennen absagt). Als der Diana-Renntag in Düsseldorf letztes Jahr abgebrochen werden musste, beklagten die Jockeys nach den ersten Rennen auch die Sicht, trotz dem maximum an benutzten Brillen. Es war unmöglich seine Mitstreiter zu sehen, in den Bögen stand zudem das Wasser. Unmöglich dort Sicherheit für Mensch und Tier zu gewährleisten. Je nach Beschaffenheit der Bahn und der aktuellen Witterung kann auch weniger Regen zu Rutschgefahr führen, was Pferd und Reiter in höchstem Maße gefährdet – wie zum Beispiel zuletzt in Hannover. Aber auch Dresden kennt das Phänomen und das hat viel mit der Umwelt zu tun und damit, wie saugfähig das Geläuf ist.
Oft wird ein Renntagsabbruch als ein Kotau in Richtung der Tierrechtler gedeutet. Ein bisschen kurz gedacht. Ja, so ein Renntagsabbruch wird dafür sorgen, dass die nachher kein Futter bekommen. Aber sollte nicht auch unser Bestreben, so als Rennsport an sich, es sein, dass weder Tier noch Mensch sich verletzen? Können wir das nicht durch sichere Bedingungen gewährleisten, dann kann man nicht veranstalten. Extremwetterlagen sind kein neues Phänomen – der Sicherheitsgedanke ist allerdings deutlich präsenter als früher noch. So weiß man nicht, welche Renntage früher vielleicht durchgeführt wurden, obwohl es zu gefährlich war. Da hat es halt noch niemanden so recht interessiert. Jetzt erleben viele Bahnen das zum ersten Mal und die Verluste sind immens – aber man muss sich auch vor Augen halten, welch ein Verlust es wäre, wenn es dort zu einem Unfall kommt? Der Schaden ist vielleicht nicht direkt spürbar – hinterher wird er aber wie ein Boomerang zurückkommen. Ein Unfall kann das Aus für viele Dinge sein.
Better safe than sorry sagt der Engländer und das sollten wir uns auch vor Augen halten. Es soll keiner bei drei Regentropfen absagen. Aber nur, weil die Regenmenge einem vielleicht nicht sonderlich hoch vorkommt, so sehen und erleben die Jockeys doch, was auf der Bahn los ist. Die Pferde auch – nur haben die keine Stimme. Sprich: Die Jockeys müssen bei solchen Bahnbegehungen für sie sprechen. Ohne Pferde kein Rennen. Und verletzte Pferde, die man vermeiden könnte – die müssen auch vermieden werden. Nur dann kommen wir auch der Sorgfaltspflicht, die wir uns als Rennsportgemeinde auf die Fahnen geschrieben haben, nach.