Turfteufel: Der Auftakt in Baden-Baden

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Märchen werden wahr – das ist so ein bisschen der Slogan, den man nach zwei Tagen der Großen Woche 2023 nutzen kann, denn in den Tageshighlights, also da sind schöne Geschichten gemacht worden. Ein bisschen, als hätte sich ein kitschiger Hollywoodschreiber hingesetzt und wollte uns den nächsten Pferdefilm präsentieren. Solche Dinge braucht der Sport ganz dringend. Vom Tellerwäscher zum Millionär … oder vom Fohlen zum Gruppesieger. Oder eine Gemeinschaft, die ganz stark an ihr nicht immer einfaches Pferd glaubt und dann reich belohnt wird. Das sind Geschichten, die der Sport schreibt und die man wirklich jedem erzählen sollte. Weil sie so schön sind. 

Das begann schon am Samstag mit Sibylle Vogt und Mansour, der sich Start-Ziel in seinem ersten Gruppe-Rennen durchsetzte. Favorit war er nicht, er stand 8,4 zu 1 und andere Pferde fanden deutlich mehr Aufmerksamkeit. Obwohl Mansour ja schon mehrfach auf Listenebene erfolgreich war. Seine letzten Auftritte in den Gruppe-Versuchen waren allerdings nicht von Erfolg gekrönt, mal fehlte Sibylle, die er wohl sehr gerne mag, mal wirkte er nicht zwingend, so ist das mit den Pferden. Angelika Muntwyler ist die Züchterin und Besitzerin des Sechsjährigen und sie sagte später: “Es ist so, wie wenn dein Kind gewinnt.” Das kann man wohl verstehen und vielleicht auch nur erahnen, wenn man selbst Außenstehender ist und keine Pferde in seinen eigenen Farben laufen hat, die man selbst aufgezogen hat. Und das ist doch wirklich mal eine schöne Geschichte. Sibylle Vogt mag Mansour besonders gern, sie sagt Herzens-Pferd zu ihm, seine Züchterin und Besitzerin ist “over the Moon”, und Mansour selbst zeigte sich als echter Kämpfer, denn er gab nie auf.

Einen Tag später schlug dann die Stunde von Zerostress, der als Außenseiter in die Goldene Peitsche ging. Die berühmte Goldene Peitsche, ein Wanderpreis, war das Ziel von Stall ROMs Schützling und … ja, irgendwie wirkte der Trainer schon verdammt positiv zuvor. Zerostress ist mittlerweile sieben Jahre alt, also auch nicht eben ein Jungspund, sondern ein ausgewachsenes Pferd mit einem eigenen Kopf, der gerne mal durchgepustet wird, wenn im Rennstall Smrczek Wellness auf dem Programm steht. Zerostress ist nämlich nicht nur Rennpferd, sondern auch Ausreitpferd und er geht gerne in den Wald. Allein das ist ja schon eine tolle Geschichte, sagt man dem Sport doch nach, dass die Pferde ja nichts anderes können, als stumpf zu rennen und sonst nichts. 

Klare Favoriten war die Französin Exxtra, sowie die Pantall-Stute Amellata, für die man Andrasch Starke gebucht hatte. Generell geht die Goldene Peitsche oft ins Ausland. Doch am Sonntag nicht. Dafür sorgte der großartige Zerostress, der, ähnlich wie Mansour, nicht aufgeben wollte. Hauchdünn rettete er seinen Vorsprung mit großem Kampfgeist über die Linie, doch die Sirene erklang und es hieß: Bangen. Würde die sympathische Truppe mit ihrem Kämpfer den Sieg etwa verlieren? Fünfzehn Minuten dauerte es, dann war klar: Zerostress behält den Sieg und die große Besitzergemeinschaft konnte jubeln. Märchenende perfekt! 

Wenn das so weitergeht, dann sorgt Baden-Baden auf jeden Fall für ein paar der schönsten Turf-Momente dieses Jahr.

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Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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