Turfteufel: Der Fall Zazou

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Vielleicht habt ihr es schon mitbekommen -der in Deutschland bestens bekannte Zazou (Premio Roma – Gruppe 1, Preis der Sparkassen Finanzgruppe – Gruppe 3, Oppenheim-Union-Rennen – Gruppe 2 und Derbyzweiter zu Buzzword und noch einiges mehr) ist in der Nacht von Freitag auf Samstag verschwunden. Der Gestütsleiter möchte sich derzeit, aufgrund der laufenden, polizeilichen Ermittlungen nicht dazu äußern, was absolut verständlich ist. Ein Diebstahl, der zunächst einmal völlig absurd scheint – doch leider nicht ist, wenn man sich Zazous Besitzer ansieht. Es ist eine andere Geschichte als bei Shergar, doch sie ist leider hochbrisant, gerade in der aktuellen Lage.

Zazou stammt aus dem Gestüt Fährhof, wurde sowohl von Mario Hofer als auch von Waldemar Hickst trainiert, bevor er schließlich ins Ausland ging, Zazou war ein Globetrotter, der in Dubai Geld und Singapur Geld mit Heim brachte, ein Pferd, das auf deutschen Bahnen als “sehr Guter” galt und den man immer gerne sah. Bei seinem letzten Sieg in Tschechien, 2015, ritt ihn Bauyrzhan Murzabayev. Aber 2014 bekam Zazou ein Problem. Er wurde zum Politikum, denn sein Besitzer heißt Ramsan Kadyrow. Der ist seines Zeichens vor allem derzeit beständig in den Medien – als Kämpfer in der Ukraine, Putins Bluthund. Aber bereits 2014, bei der widerrechtlichen Annexion der Krim, spielte Kadyrows Nähe zu Putin eine Rolle und die Sanktionen, die man daraufhin einleitete, trafen Kadyrow und damit Zazou. Der Hengst gewann zwar in der Zeit – doch die Gelder durften nicht ausgezahlt werden, da die Sanktionen Kadyrow verboten haben, mit “wirtschaftlichen Ressourcen” einen Gewinn zu erzielen.

In der letzten Phase seiner Karriere wurde er von Arslangir Shavuev in Krabčic trainiert, wo er 2016 auch die Beschälerbox bezog. In den folgenden Jahren wurde er zu einem der begehrtesten Vollblüter in der Tschechischen Republik und Stuten ausländischer Besitzer kamen regelmäßig zu ihm. Doch neben seinem erfolgreichen Start in der Zucht hat Zazou in den letzten Jahren auch weit über die Grenzen des Rennsports hinaus unaufgefordert Aufmerksamkeit erregt. Zusammen mit einem anderen Hengst, Mikhail Glinka, Dashing Home, Dux Scholar und dem Klassikersieger Aldar gehörte er zu den Pferden, die Kadyrow seit der Verhängung der Sanktionen weder veräußern noch ins Ausland exportieren konnte. Zazou, Mikhail Glinka und Dux Scholar werden seit mehreren Jahren im Rahmen eines gültigen Vertrages an das Gestüt verliehen. Dux Scholar wurde im vergangenen Jahr aufgrund eines früheren Eigentümerwechsels nach Russland exportiert, aber das verbleibende Hengstpaar stand bisher in Krabčice.

Drei Wochen vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im vergangenen Jahr, versuchten bereits zwei russischsprachige Männer, Zazou und Mikhail Glinka aus Krabčice zu entführen, wie ein tschechischer Radiosender berichtet. Die fremden Männer argumentierten mit einer angeblichen Anweisung, Kadyrows Pferde in polnische Gestüte zu bringen. Gestütsleiter Kopecký weigerte sich jedoch, ihnen die Hengste auszuhändigen und berief sich dabei auf einen gültigen Vertrag und die verdächtigen Umstände der ganzen Geschichte. Ihm zufolge verbrachten die unbekannten Männer anschließend weitere fünf Tage in dem am Tor des Komplexes geparkten Lieferwagen. „Es war eine Art psychologische Kriegsführung“, wird Kopecký von iRozhlas.cz zitiert. Nach Angaben des tschechischen Rundfunks haben die Männer schließlich nur einen Lieferwagen in den Farben von Kadyrows Stall mitgenommen, der seit mehreren Jahren nicht mehr benutzt worden war, doch sie verschwanden. 

Wenn Zazou erst einmal über die russische Grenze fährt, wird er vermutlich verloren sein. Bleibt zu hoffen, dass man ihn vorher findet.

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Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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