Im Rennsport haben wir, im Gegensatz zum hundsnormalen Reitsport einige härtere Regeln, vor allem unsere 0 Toleranz-Grenze in vielen Dingen. Die klingt auf dem Papier super, wird aber durch den Fakt getrübt, dass wir, im Gegensatz zu anderen Ländern, die Pferde nicht vorab zum Doping-Test bitten, sondern nach dem Rennen. Das ist problematisch, weil es Substanzen gibt, die anschließend keinen Alarm mehr auslösen. Wir sind zwar nicht die Einzigen, die das so handhaben, aber die großen Rennsportnationen machen das so (sehen wir mal von Amerika ab, wo Wildwest-Verhältnisse herrschen, aber selbst die testen vorher). Daher wäre es absolut zu begrüßen, die Tests genau so zu machen, damit wir auch weiterhin einen sauberen Sport haben. Denn Skandale kann sich der deutsche Rennsport einfach nicht leisten, dafür sind wir viel zu häufig in der Kritik.
Da gibt es zum Beispiel Milkshaking. In letzter Zeit gab es auch Informationen, dass die Milkshaking-Praktik gar keine Leistungssteigerung erwirkt, allerdings hat das genau eine Studie ergeben, die gerade einmal 74 Probanden, in einem “Nichtrennumfeld” getestet hat. Wer gibt halt auch seine Pferde für eine solche gefährliche Studie her? Das ist kaum möglich und das gibt die Studie selbst auch unumwunden zu. Wie soll man das richtig erforschen? Schwierig, sich darauf zu berufen. Milchshakes oder Bicarbonatgabe ist ein Verfahren, das in den 1980er Jahren bei den Trabern begann und dann auf Vollblutbahnen Usus wurde. Die Gabe von Bicarbonaten neutralisiert die Ansammlung von Milchsäure, die zu Muskelermüdung führt. Der Clou daran – man muss vorher testen, um zu erkennen, ob ein Pferd einen Milkshake bekommen hat. Und noch besser, es ist dann am wirksamsten, wenn das Pferd mindestens 90 Sekunden gearbeitet hat. Und zwar harte Arbeit. Das heißt, es ist ideal, wenn man ein Pferd zum Beispiel auf die 2400m Distanz im Einsatz hat.
Noch ein großes Problem: Es ermöglicht einem Pferd, sich schmerzfrei zu bewegen – Ist doch klar. Sobald es anstrengend wird, wird die Bewegung unangenehm. Und irgendwann schmerzhaft. Wer kennt das nicht vom eigenen Sport? Der Milkshake puffert das ab. Aber, was noch wichtig ist: Seine alkalische Wirkung überdeckt Spuren anderer Medikamente. Das ist natürlich absolut inakzeptabel und würde Missbrauch Tür und Tor öffnen. Daher verhindert man solche Praktiken durch das Vorab-Testen. Selbst wenn Milkshaking (ähnlich wie Cobalt – bewiesen ist auch das nicht), keinen deutlichen Effekt hätte – es ist im Blut nachweisbar UND was noch viel wichtiger ist: Es wird ja aus einem niederen Beweggrund gegeben. Es wird aber vermutet, dass es im Endeffekt die Ermüdung nach hinten verzögert. Und das ist durchaus eine große Sache beim Rennpferd.
Südafrika hat erst dieses Jahr deutlich striktere Regeln erlassen und es sind ihnen einige Trainer ins Netz gegangen, deren Pferde vorab positiv beim TCO2 Test aufgefallen sind. So heißt das nämlich offiziell. Am Ende tun solche Praktiken dem ganzen Rennsport weh. Die Pferde werden über ein Limit herausgebracht, was für sie fatale Folgen haben kann, die Jockeys, die direkt auf dem Pferd sitzen, können zu Schaden kommen, das Ansehen des Sports sinkt und die Wetter sind am Ende auch die angeschmierten. Daher ist die 0 Toleranz auch so zu halten und entsprechend ist SO zu testen, dass eben auch alle Sachen erkannt werden. Klar sind die Übeltäter oft einen Schritt voraus, weil sie sich ständig neue Dinge ausdenken. Aber man muss ihnen ja nicht hinterherhinken.