Die Deutschen sind schlechte Verlierer

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Gebhard Apelt sagte vor nicht langer Zeit zu mir: Das Schöne ist doch, dass du das Vollblut überall laufen lassen kannst auf der Welt. Weil die Rasse global ist und überall gleich gezogen und geprüft wird. Das sagte er anlässlich des Derbysiegs von Schlenderhan und damit hat er natürlich recht. Der Sinn des englischen Vollbluts ist es, dass man sie jederzeit und zu jeder Gegebenheit miteinander vergleichen kann, weil der Rennsport und die Zucht klare Richtlinien haben, die eigentlich überall gleich sind (Ja, wird ignorieren jetzt Mal Lasix und Amerika … da hört der Spaß dann auch wieder auf und wird deutlich komplizierter). 

Die Deutschen finden es immer gut, wenn ein deutsches Pferd zum internationalen Vergleich ins Ausland kommt und sich dort behaupten kann, andersherum finden sie es aber überhaupt nicht witzig, wenn die Konkurrenz nach Deutschland kommt und sich mal eben ein Gruppe Rennen holt. Da herrscht dann bleierne Stimmung auf der Bahn, im Netz liest man auch nur so zwei oder drei freundliche Siegbekundungen, der Rest meckert. Über den Jahrgang oder über die fiesen Ausländer an sich … dabei hat es das schon immer gegeben. Schon in der frühen Phase des Derbys wollte man die Ausländer bitte dabei haben, damit man auch einen internationalen Vergleich hat – wenn sie nicht kamen, jammerten gar die damaligen Fachorgane Sporn und Sportwelt. Man suchte den Vergleich. Man wollte den Vergleich.

Natürlich kommen gerne Engländer nach Deutschland um sich Gruppe 1 Rennen zu holen. Das ist hier manches Mal einfacher, gerade in einem so kleinen Feld wie beim Großen Dallmayr Preis am Wochenende. Wir Deutschen machen das ja auch so gern – in Italien. Selbst zu Zeiten, wo man manchmal nicht sicher war, wann die Italiener den Gruppesieg überhaupt bezahlen, fuhr man nach Italien, um Klassiker abzustauben, die man in Deutschland nicht mitnahm. War schön einfach – ist es nach wie vor. Das denken sich die Engländer eben auch manchmal. 

Wir sind natürlich eine kleine Zucht. So als Deutschland gesehen. Aber verstecken müssen wir uns nicht, im Ausland schätzt man das Deutsche Vollblut sehr und man kauft gerne bei uns ein und man beachtet deutsche Pferde wohlwollend und interessiert. 

Der Deutsche ist jetzt allerdings eher genervt. Da geht das Gruppe 1 Rennen schon wieder ins Ausland, kein Applaus, kein Nachglühen, nichts. Morgen spricht keiner mehr über das Rennen. Verstocktes Schweigen, lediglich die knappen Bemerkungen, dass Quest the Moon ja doch ein tolles Rennen gelaufen ist. Das war’s. 

Sogar beim Schlenderhaner Sieg im Derby war dann der Jubel verhaltener. Wegen des französischen Teams, das In Swoop vorbereitet hat. Dabei ist der Hengst durch und durch Deutsch gezogen, der Besitzer hat sich entschieden, dieses Pferd in Frankreich vorbereiten zu lassen, wo er ja auch gezeigt hat, dass er was kann – völlig legitim. Wenn man in französischen Rennen laufen möchte, ist das schon okay. Man muss sich da eben ausrichten. So wie es ja auch deutsche Pferde gibt, die man fast nur in Frankreich sieht und auch genau dafür vorbereitet werden. 

Dabei ist der internationale Vergleich wichtig. Wo steht man? Letztes Jahr in Baden-Baden war das schon spannend. Da wird erst gemeckert, dass sogar ein Pferd wie Ghaiyyath den deutschen davonläuft, von dem man zu dem Zeitpunkt offenbar gar keine hohe Meinung hatte und dann zeigt der dieses Jahr, was er offensichtlich in Baden-Baden entdeckt hat. Der wird nicht umsonst “Monster” genannt. Wenn er den Vorwärtsgang findet, dann ist er nicht zu bremsen. Mal davon abgesehen, dass der letztjährige Preis von Baden-Baden halt auch einfach nicht stark besetzt war und das für ein Pferd wie Ghaiyyath (Stand heute) eben nicht nur auf dem Papier ein Spaziergang war. Würde er dieses Jahr kommen, wäre es interessant zu sehen, wie die Derbykandidaten abschneiden. Dann hätte man direkt einen Blick über den Jahrgang, der etwas mehr sagt. Gefühlt ist ja fast das ganze Feld dabei. 

Eigentlich gibt es nur zwei Ausnahmen, wann die Deutschen das plötzlich mit dem “Ausländer” vergessen. Beim Arc (Huch, da war Waldgeist dann doch Deutsch) und wenn das Pferd Overdose heißt. Hätte das Pferd Overdose geheißen und wäre über die Derbydistanz gelaufen und nicht über die ungeliebte Fliegerdistanz, dann hätten die beleidigten Leberwürste vielleicht anders gesprochen. Oder es war mehr eine gönnerhafte Laune – na, die Ungarn haben sonst ja nichts. 

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Nika S. Daveron
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Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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