Die Sache mit der Erlaubnis

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Es ist zwar schon ein paar Tage her, aber ich muss mich doch einmal dazu äußern, denn da muss ich auch mal zu „meinem“ Geschlecht halten, denn das Direktorium hat sich mal wieder rückständig und verkrustet gezeigt und die Amazonen-Erlaubnis abgeschmettert. Die haben ja auch leicht reden und müssen nicht selber in den Sattel und damit ihre Brötchen verdienen (DAS können ja eh schon die wenigsten Amazonen).
Skandalös! Sollen die Frauen was geschenkt bekommen! Das geht natürlich nicht, machen wir nicht, wollen wir nicht, nachher bucht die noch jemand. Ich frage mich übrigens, wie viele Frauen in die Entscheidung involviert waren? Na? Na?
Die Amazonen hören sich seit Jahrzehnten (vermutlich seit es Amazonen gibt) an – Frauen können das ja gar nicht so gut wie Männer. Obwohl wir uns doch einig sein dürfen, dass es bei 55 Kilo echt piepegal ist, ob die von einer Frau oder einem Mann kommen – vor allem für das Pferd.
Da sollte man ja meinen, dass es den Jungs und Herren auch gar nichts ausmacht, wenn die jetzt die Erlaubnis bekommen, denn davon können die ja sicher auch nicht besser reiten und man braucht sich in seiner männlichen Domäne, der Rennbahn, nicht bedroht fühlen, weil die 1,5 Kilo auch nichts ändern.
Ich höre diverse Herren schon seufzen. Einerseits können die Weiber nichts, aber eine Gewichtserlaubnis? Ne, das ist dann doch unfair. Warum greifen Besitzer zu männlichen Jockeys? Sexismus in seiner Reinform – das sind auch Männer. Männer in einem Männersport. Ein bisschen Altherrengelächter, gerne auch mal Stammtischparolen und Bums, da hat man eine rückständige Denkweise, die sich durch diesen Sport zieht und ihn auch für Zuschauer und Neulinge ziemlich uninteressant macht. Weibliche Identifikationsfiguren für den Nachwuchs? Schwierig zu finden. Die Vielfalt (in aller Munde: Diversity) ist nur auf Nationalitäten gegeben. Nicht aber auf Geschlechter. Na ja … wir wissen alle, dass Rennsport altbacken ist und dieses Image auch voll lebt. Ich sehe auch vor meinem geistigen Auge, wie manche über diesen Artikel schimpfen werden: „Dieses gescheiterte Weibchen, die hat ja keine Ahnung.“ Falls Sie das gerade tun – uuups. Dann sind Sie genau das, was ich in diesem Artikel anprangere.
Und dann immer dieses: „Ja, aber man sieht doch, dass die Frauen nichts können.“ Wie soll man das sehen, wenn keine reiten? Ich habe doch letztens glatt gehört: „Tja, aber es sind nur Männer Derbysieger!“ – Kunststück, wenn alle hundert Jahre mal eine Frau im Feld mitreitet, ne? Und dann nicht auf dem Favoriten. Wenn man nach Frankreich schielt, gab es da übrigens eine Gewinnsteigerung der weiblichen Reiter um 165%. Einfach, weil sie überhaupt da waren! Weil sie reiten konnten.
Wir müssen jetzt nicht anfangen, irgendwelche Frauen zwanghaft in Rennen unterzubringen, nach dem Motto Frauenquote. Es soll auch niemand gezwungen werden, eine Amazone anzuheuern. Die Gewichtserlaubnis ist großartig, denn sie lockt die Besitzer von selbst: „Hey, vielleicht KÖNNTE ich ja doch mal die Amazone nehmen, da habe ich ja auch etwas von.“ Schon allein um alte Muster und Denkweisen zu unterbrechen und mal zeitgemäß umzupolen.
Denken Sie doch einfach mal darüber nach, welches Signal eine Amazone an jemanden geben kann. Ein fortschrittlicher Sport, ein positives Aushängeschild. Und vielleicht steht da ein kleines Mädchen mit Zöpfen auf der Rennbahn und schaut mit an, wie Amazone XY ein Rennen gewinnt. Und möchte künftig nicht Instagram-Star werden, sondern Jockey.

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Nika S. Daveron
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Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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