Turfteufel: “Die sind ja viel besser als wir.”

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Spätestens jetzt hört man es wieder häufig, die 2000 Guineas und die 1000 Guineas sind ins Ausland gegangen, das bedeutet für manche Rennsportleute mindestens den Untergang des Abendlandes, denn unser Jahrgang taugt ja schon wieder nichts und blablabla. Das ist nichts Neues, denn immer wieder passiert genau das, vor allem in den beiden Klassikern. Es kommen Pferde aus dem Ausland und holen sich easy-peasy die Gruppe-Rennen und sind wieder weg. In ihrem Land sind sie vielleicht gar nicht so überragend und gehören nur zur zweiten oder dritten Garde. So sehen wir das jedenfalls und dann sind wir sauer. Mit wir sind die Deutschen gemeint, die sich über ausländische Sieger einfach nicht so richtig freuen können. Aber international soll’s eigentlich schon sein. Man möchte Gäste. Man möchte nur nicht von ihnen geschlagen werden. Und warum passiert das immer in solchen Rennen?

Eigentlich ist das absehbar. Wir züchten keine Pferde für die Distanzen, die die beiden Klassiker haben. Beide gehen über die Meile. Man muss schon sehr weit zurückschauen, wenn man Gruppe 1 Sieger (aus Deutschland) über die Meile haben will. Oder eben über generell kürzere Distanzen als die 2400m. Soldier Hollow – Manduro. Die konnten allerdings beide sehr viele Distanzen. Okay. Und was kam so danach? Guckt man sich unsere Gruppe 1 Rennen an, für die der deutsche Markt züchtet, sind die alle viel weiter. Kein Mensch will einen Hengst, der die kurze Distanz an seine Nachkommen vererbt. Solche Deckhengste sind chronisch unterbeschäftigt, werden nur mal kurz probiert und dann fallen gelassen, wie eine heiße Kartoffel. Da wir alles, was unterhalb der Distanz von 2400m befindet, sehr stiefmütterlich behandeln – woher soll’s dann kommen? Die beiden oben erwähnten konnten viele Distanzen. Auch das züchten wir ja so nicht wirklich. Warum auch? Wir wissen ja kaum, wo diese Pferde laufen sollen?

Wir haben 37 Listenrennen im Land. Hast du einen Hengst, kannst du 18 davon vergessen, 17 sind Stutenrennen, für die du kein Pferd hast, eins ist ein Hindernisrennen. Und ich habe noch nicht einkalkuliert, wie viele Rennen du nicht nennen darfst, wenn dein Pferd nicht das entsprechende Alter hat (Zweijährigenrennen, Dreijährigenrennen). 10 Rennen von den Nichtstutenrennen verbleiben unterhalb der 2000m – aber sie sind eben auch für die entsprechenden Jahrgänge. Nehmen wir die Hälfte, dann hast du für einen Meiler 3 Chancen, wobei der immerhin noch in den Gruppe 3 Rennen eine Chance hast. Gruppe 1? Vergiss es. Nur zwei Gruppe 1 Rennen gehen nicht über 2400m, sind aber bekanntlich die Diana und das Bayerische Zuchtrennen. Der Rest guckt in die Röhre und das gilt auch schon für Gruppe 2. Es gibt ein Gruppe 2 Rennen über die Meile, die beiden Klassiker sind nur für die Dreijährigen und eins ist für die Araber, was uns jetzt nicht interessieren braucht. Warum soll man also etwas züchten, das schon vom Pedigree her die 2400m nicht kann, wenn man in Deutschland beheimatet ist? Im Ausland hingegen haben auch diese Pferde die Möglichkeit, groß zu verdienen. Sie bekommen einen Platz als Deckhengst und sind auch für die Leute attraktiv. 

Trotzdem wird der Jahrgang schlecht geredet, sobald die ausländischen Gäste kommen – völlig vergessend, dass wir einfach ein anderes Zuchtziel haben. Das hat sich einfach so herauskristallisiert. Das Geld in Deutschland liegt auf der Derbydistanz und die will jeder gehen, damit wenigstens ein bisschen was in die Kasse kommt. Die Ausländer, die auch auf die kürzeren Distanzen züchten und sich fokussieren, haben Pferde, die auf einem hohen Level mitspielen können – vielleicht nicht auf dem höchsten, aber sie sind nicht verkehrt. Und nicht doof. Warum denn nicht herkommen, wo das Niveau bei 1600m einfach nicht so hoch ist, damit man sich Black Type oder den klassischen Sieg holt? Über unseren Jahrgang sagt das allerdings noch nicht viel aus. Die künftigen Gruppe 1 Pferde sind dort sowieso kaum bis gar nicht unterwegs. 

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Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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