Rennsport ist ein Allwettersport und er findet eigentlich immer statt. Die Zuschauer müssen sich eben unterstellen oder ins Warme verziehen, wenn draußen der Regen prasselt, die Jockeys und restlichen Aktiven können das leider nicht, aber das weiß eigentlich jeder, der Pferdesport betreibt. Trocken bleibst du drinnen – aber drinnen gibt’s eben auf der Rennbahn nur für die Zuschauer. Und wenn die ganz nah dabei sein wollen oder drinnen voll ist, dann muss man sich auch mal nen Schirm mitbringen. Allerdings gibt es dann doch hin und wieder Momente, wo der Rennsport sagen muss: bis hierhin war es nur nass – jetzt wird es gefährlich. Das müssten die Zuschauer doch auch eigentlich verstehen. Doch manchmal zeigen die Fans erschreckend wenig Verständnis. In beide Richtungen.
Leider gibt es hier oft den Rückschaufehler. Sobald man weiß, was passiert ist, geht man davon aus, man hätte es auch vorher wissen können. Ein Trugschluss, der definitiv nicht immer der Fall ist. Regnet es, kann ich zwar davon ausgehen, dass Wasser auf der Bahn steht, ich kann aber nicht vorhersehen, dass nach dem zweiten Rennen der Hubschrauber kommen muss, um Jockeys vom Geläuf zu sammeln. Denn Regen heißt nicht automatisch, dass es einen Massensturz geben muss. Es heißt nur, dass Vorsicht geboten ist. Pferde sind nicht blöd, sie können ein Geläuf auch einschätzen und verstehen, wie sie darauf agieren müssen, um nicht zu stürzen. In der Natur wäre es das Schlimmste für das Tier im Galopp zu fallen, ein Prädator würde es dann holen. Der sichere Tod für das Pferd. Ergo wird das Pferd alles daran setzen, nicht zu stürzen.
So kann so ein Meeting auch schon mal komplett ins Wasser fallen, wie zum Beispiel White Turf in St. Moritz. Sobald die Eisdecke auf dem zugefrorenen See nicht dicht genug ist, können keine Rennen stattfinden. Es gab ja nun leider immer wieder Unfälle auf dem See und die Sicherheit von Pferd und Reiter geht vor. Auch auf Hindernisbahnen sehen wir häufiger Abbrüche wegen starker Regenfälle. Aber nicht nur. Auch in Südafrika wurde vor Kurzem erst ein Renntag abgebrochen, weil Sicherheit für Pferd und Reiter nicht gewährleistet waren. Better safe than sorry. Ist nichts passiert, hört man jedoch immer wieder Zuschauer murren. Es wäre ja nur ein bisschen Regen, etc. Doch auch große Hitze ist ein Problem und macht das Geläuf steinhart. Das ist ebenfalls gefährlich, wie man in Santa Anita gesehen hat.
Bitte immer dran denken: Pferd und Reiter riskieren dort draußen ihr Leben. Die sollten auch entscheiden, wann es zu gefährlich wird. Der Zuschauer spielt in dem Fall eine untergeordnete Rolle. Ja, manchmal hat man für das Event viel Geld bezahlt, es sind schon Cheltenham Gold Cups ins Wasser gefallen oder durch Frost abgesagt. Die Karten kosten natürlich Geld. Aber das regelt die Rennbahn heutzutage problemlos. Hier in Deutschland, wo Karten nicht so teuer sind, ist es ungleich harmloser, wenn wirklich mal ein Tag nach einem Rennen abgesagt wird. Vermutlich hat kein Rennverein ein Problem damit, die Karten für den nächsten Renntag zu tauschen oder nutzbar zu machen. Wichtig ist doch nur, dass alle Akteure heile bleiben. Dazu zählt ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Geläuf und den äußeren Bedingungen. Ist das nicht gegeben und das Geläuf zu unsicher, muss man einfach absagen.
In letzter Zeit gibt es häufiger Wetterextreme als noch vor vielen Jahren. Daran werden wir uns wohl gewöhnen müssen. Der Klimawandel macht auch vor unserem Sport nicht halt und wir werden noch mehr Meetings mit brüllender Hitze oder Platzregen abhalten müssen. Doch wenn es nicht geht, dann geht es eben nicht. Müssen wir akzeptieren.