Turfteufel: Greetings to Australia

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Immer, wenn ich im Urlaub bin, dann finde ich die Rennbahn. Ich kann ja auch nichts dafür, dass ich mich grundsätzlich in der Nähe befinde. Und selbst, wenn keine Rennen dort sind, dann gucke ich sie mir an, weil ich neugierig bin. In Peking habe ich zwar nur noch den alten Standort finden können (denn man hatte die Bahn wieder abgerissen), aber an der Côte d’Azur ist  war das natürlich ganz anders. Dort steht die zweitgrößte Rennbahn Frankreichs, das mit Flachrennen, Trabrennen und Hindernisrennen aufwarten kann. Die Bahn ist riesig, die Pferde stehen abends auf ihren Paddocks draußen und man hat direkten Blick aufs Meer. Weil nun aber keine Rennen waren, sondern ein Konzert, stiefelten wir abends hin und lernten vor dem Eingang eine Australierin kennen, die uns nach dem Weg fragte. Und nach zwei Minuten ging es um Galopprennen. Denn die Dame besaß zusammen mit ihrem Mann einige Rennpferde, die sie anschließend sogar noch höchstselbst ritt und dann vermittelte.

Und sie war natürlich total neugierig. Wie ist das denn so in Deutschland mit Rennsport? Klar, Torquator Tasso kennt sie. Aber wie sieht’s aus mit Publikum, wie sieht’s aus mit Nachwuchs, etc? Und während wir so sprechen, zeige ich ihr auch mal Bilder und sehe ihren erschrockenen Blick: “Laufen die Pferde da einfach durch die Menschenmenge?”. “Ja.” “Und da passiert nichts?” – “Bisher nicht.” Undenkbar in Australien (und auch sonst in eigentlich vielen Ländern). Während der Walk of Fame bei uns auf vielen Bahnen ja regelrecht zelebriert wird und theoretisch das nächstbeste Kind auch unterm Pferd durchlaufen kann, war sie wirklich erstaunt, dass wir da keine Regeln für haben. Und abgesperrte Wege (okay, wir haben einen Ordner, der ein Seil hält. Manchmal). Wir sind doch Deutsche. Wir sind korrekt. So viel Anarchie hatte sie uns gar nicht zugetraut. “Und da passiert echt nichts?” – “Kann mich nicht erinnern, dass da mal was war …”. 

Da war ihre Neugierde dann vollends geweckt. “Und? Trinken die jungen Leute bei euch auch so viel auf der Bahn?”. Junge Leute … Also die Deutschen sind ja schon ein trinkfreudiges Völkchen, aber gegen die Jungspunde in Australien oder UK kommen wir nicht an. Auch, weil es selten ist, dass wirklich eine große Anzahl an diesen ominösen “jungen Leuten” kommt. In Australien hingegen serviert man ihnen bis Alter X bis zu einer gewissen Uhrzeit (oder während einer gewissen Zeitspanne) Gratis-Alkohol. Kein Witz. Das hat was von Mallorca-Komasaufen. Druckbetankung und dann Olé! Alle nur bisschen schicker. Dann fragte sie, was wir denn machen, um die jungen Leute anzuziehen. Ich musste ziemlich nachdenken, mir fiel allerdings erst mal nichts Dediziertes ein. Doch, After-Race-Party auf manchen Bahnen. 

Aber auch bei Publicity und Werbung kann man generell bei den Australiern nur große Augen machen, wenn man hört, dass Sub Zero (Melbourne Cup Sieger 1992) zum Geburtstag ihres Mannes kam (sein großer Wunsch), als Ambassador für den Rennsport reiste der Schimmel in Australien umher, besuchte Kindergärten und andere Veranstaltungen, und sorgte so weiter dafür, dass der Rennsport ungeheuer populär bleibt. Man stelle sich das mal vor. Ich habe heute Geburtstag und da fährt der Tasso vor? Undenkbar hier. Jedenfalls ist es glasklar – das muss ich mir mal in naher Zukunft angucken.

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Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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