Heroes never die

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Hattet ihr als Kind Helden? Und ich spreche nicht von Reitern, ich spreche von Pferden. Reiter waren für mich als Kind schon nur so semi-interessant. Pferde, Pferde, Pferde. Das war wichtig. Früher zum Beispiel, da war meine Heldin Weihaiwej. Diese erstaunlich aussehende Fuchsstute mit den Fischaugen. Nicht weil sie so besonders aussah, sondern weil sie einfach Erstaunliches leisten konnte. Gepaart mit sehr eigenem Kopf und einer unglaublichen Präsenz im Parcours. Weihaiwej war meine Heldin als Kind. Ich habe ein Stoffpferd, das so heißt. Wenn sie gestartet ist, saß ich gebannt vor dem Fernseher. Das hatte sogar solche Ausmaße (jaja, liebe Kinder, damals kein Internet und in der Wendy standen keine Turnierdaten vom CHIO).

“Komm schnell runter – Weihaiwej ist dran!”

Das war toll. Ich kann gar nicht beschreiben, warum, aber das ist einfach ein anderes Gefühl, als wenn da irgendein Pferd durch den Parcours hupft. Das interessiert mich nicht so sehr. Mir ist dabei Rasse und Klasse relativ egal. Auch die Disziplin, in der das Pferd startet. Wenn ein Pferd ein Held ist, dann wird es jeden überzeugen, der es sieht. Weihaiwej hat mich schon beim ersten Auftritt als kleiner Stöpsel überzeugt.

Irgendwann läuft einem ein solches Pferd wieder über den Weg. Vielleicht sogar zwei auf einmal. Aber diese Pferde, die ziehen die Massen an. Da sieht man Leute quasi vor Ehrfurcht niederknien – wenn auch nur vor dem Fernseher und in Gedanken. Wieso manche Pferde dieses Gen haben, kann ich nicht beantworten. Weihaiwej hatte es.
Andere Pferde sind an mir vorbeigegangen. Man muss wohl seinen Special Moment mit ihnen erleben, um diesen Helden zu verfallen.
Mai 2008 Baden-Baden. Ich glaube, jeder Rennsportler weiß, was ich gerade beginne zu erzählen.
Am 18. Mai schießt ein dunkelbraunes Pferd am Feld vorbei und wird ein Star. Ein Ungar mit krummen Beinen und merkwürdiger Galoppade. Vom ersten Moment an, war ich Overdose Fan. Wie konnte man davon nicht mitgerissen werden? Wie bei Weihaiwej war ich fasziniert von diesem Pferd. Von der Gesamtheit seiner Leistung und seines Charakters. Ich habe viele Rennpferde bisher gesehen. Aber selten so eins wie ihn.
Ihr wollt gar nicht wissen, wie ich bei seinem Abschied vor dem PC saß – kein Wort ungarisch sprechend, außer Knopf und Fahrrad (und beides kam in der Ansprache nicht vor). Ich war nicht einmal von Frankel so beeindruckt wie von ihm. Mag an der Aschenputtelgeschichte liegen, aber besonders fasziniert hat mich halt vor allem Overdose, der leider viel zu früh an einer Kolik starb.
Gehe ich eine Weile zurück, kommt da ein schniekes, braunes Pferd mir in den Sinn. Und auch, wenn ich natürlich nie eine seiner Vorstellungen sah: Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich ihn sehe – zum Glück gibt es Youtube, sodass wir Pferdeverehrer unserer Sucht nach dem Wow-Effekt noch etwas frönen können.
Dieses Wow-Pferd heißt Deep Impact. Wer ihn je hat laufen sehen … Perfektion. Er ist ein Traum auf vier Beinen. Ist mir voll egal, dass sie ihn beim Arc des Dopings überführt haben. Ich glaube, dass die Leistungen davor nicht viel damit zu tun haben. Ist mir auch egal, ich bin eine bockige Verehrerin, ich möchte das glauben.
Es ist einfach etwas anderes, wenn dieses eine Pferd die Szene betritt. Ein Knistern, eine Stille. Eine gewisse Aufregung. Und dieses komische Gefühl hat man nicht allein. Irgendetwas hebt diese Helden hervor. Wie einst schon Schwarzgold und Halla, Black Caviar und Danedream, Zenyatta und  Overdose und Deep Impact … manchmal betritt einfach eines die Arena und es verlieben sich auf der Stelle hunderttausend Menschen in dieses Tier. Kann man nicht erklären, muss man erlebt haben.

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Nika S. Daveron
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Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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