Wer gestern ganz unbedarft mal die rennsportlichen Online-Medien aufgeschlagen hat, den überraschte vielleicht die Nachricht, dass die BGG und die BV sich nun so sehr gezofft haben, dass eine Partei (die Besitzervereinigung) sich von der Mitgliederversammlung des Dachverbands zurückgezogen hat und dort auch nicht erscheinen wird. Das kam nun vielleicht überraschend – hat sich aber schon lange abgezeichnet, denn die Klagen sind nicht neu – sie sind leider alt und man hat immer noch keinen Konsens gefunden. Entsprechend hat es nun geknallt und das ist auch sicher gut so, denn vorher hat sich ja nichts bewegt. Manchmal muss ein Streit her – auch in einer guten Beziehung – damit man eine Weiterentwicklung anstreben kann. Übrigens ist diese Diskussion nicht nur nicht neu – sie wird genauso in anderen Ländern geführt, namentlich vor allem in UK, wo sich ARC und Owners Association streiten. Um genau dieselben Dinge.
Drei Punkte fordert die Besitzervereinigung: Transparenz bezüglich der Einnahmen (wozu auch PMU Zögling Wettstar, sowie alle anderen Einnahmen gehören), Entwicklung eines gemeinsamen Förderprogramms und Gewährung einer langfristigen Planungssicherheit für Besitzer und Züchter. Punkt zwei und drei kann man vermutlich schon zusammennehmen, denn das eine resultiert aus dem anderen. Wenn ich heute ein Pferd züchte, möchte ich schon wissen, ob es die Chance hat, sich dann auch in drei Jahren mal selbst zu tragen. Oder überhaupt noch Rennen für das Pferd existieren. Okay. Dafür gibt es ein Förderprogramm, das wohl auch günstigerweise auf dieser Veranstaltung vorgestellt werden sollte. Jedenfalls hat sich die BGG etwas ausgedacht, namens “Back 2 Good”, das dafür sorgen soll. Wie es ist, wissen natürlich nur die Eingeweihten, die Öffentlichkeit hört von dem Projekt zum ersten Mal.
Das ist das erste Statement nach der Pressemeldung der Besitzervereinigung, welches durch ein starkes Zitat von Gregor Baum, dem Präsidenten eben jener untermauert wird: “Wir stehen vor großen Herausforderungen. Die Kosten für Besitzer und Züchter steigen immens, während sich die Einnahmen aus Wetten, TV-Rechten und politischen Rückvergütungen für die Rennvereine deutlich besser entwickelt haben. Die Besitzer und Züchter fordern eine Einbeziehung in sämtliche wirtschaftliche und politische Entscheidungen des Rennsports, um den Rennsport auch für die kommenden Generationen zu sichern. Das kann nur gelingen, wenn wir gemeinsam handeln, unter Einbeziehung von einer vollständigen Transparenz, von Vertrauen und dem klaren Verständnis, dass auch die Besitzer und Züchter Teil eines großen Ganzen sind.”
Alexander Bethke-Jaenicke, Präsident des Düsseldorfer Rennvereins, allerdings auch Vertreter der BGG im Vorstand von Deutscher Galopp, umriss dieses Projekt nun in einem neuen Interview und stellte klar: Hier ist ein System, wir haben einen Plan. Allerdings ist der Förderplan nur EIN Teil der Forderungen. Die Transparenz ist sogar im Forderungskatalog noch höher gewertet worden als dieser, denn sie steht an erster Stelle. Und hier ist nicht das neue Förderungskonzept alleine gemeint, da geht es um allgemeine Dinge, wie sich sicher jeder vorstellen kann. Woher kommt das Geld, wie viel Geld und wohin geht es, wie wird es verteilt und was haben vor allem die Besitzer davon? Das sind Fragen, die sich vermutlich nicht nur die BV stellt und diese Frage muss auch erlaubt sein, auch an die gesamte Connection in der BGG. Es geht hier nicht um Peanuts.
Transparenz und auf vielen Ebenen mit allen Beteiligten zu sprechen ist leider im Rennsport immer noch schwierig bis unmöglich. Selbst heutzutage ist es noch nie vorgekommen, zum Beispiel alle Wettanbieter mit ins Boot zu holen, während der Pandemie war man aber durchaus froh, sie zu haben. Dabei sind Wetten und Pferderennen nun einmal untrennbar miteinander verbunden und der Wettmarkt an sich riesig – der für Pferderennen dreht sich aber nur um sich selbst. Warten wir mal ab, was nun geschieht. Oder, ob wir die sonst immer von uns herbeigesehnten englischen Verhältnisse bekommen – die in dem Fall leider eher schlechter sind als hier. Denn beide Parteien haben dort bis heute keinen Konsens gefunden.