Können die sich mal entscheiden?

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Im Rennsport gibt es ja nichts Nervigeres als die Fans. Warum? Das illustriere ich euch heute mal an einem Beispiel.

“Sea the Stars geht nach dem Arc in die Zucht.
“Buhhh! Der muss doch erst Mal beweisen, dass er die Klasse hat.”
“Wo bleibt denn die Härte?”
“Heutzutage gehen die alle schnell in die Zucht, damit sie bloß keine schlechte Bilanz haben.”
“Und wieder ein tolles Pferd, das nichts zeigen darf.”

“Enable bleibt nach dem Arc im Training.”
“Was ein Schrott! Kann man die nicht mal in Ruhe lassen?”
“Muss das sein? Sie hat doch alles schon gewonnen.”
“Wofür macht man das?” 
“Die arme Stute.”

Man muss es nicht verstehen. Rennsportfans haben einfach immer was zu meckern. Geht ein gutes Pferd in die Zucht, ist es stets zu früh oder zu spät – niemals genau richtig. Es paaren sich Kommentare mit: “Hört auf das Pferd zu verheizen” – bei Seriensiegern von Verheizen zu sprechen, ist eh immer ein starkes Stück und: “Ja, genau, jetzt wird es in die Zucht geholt, bevor es auf Pferd XYZ treffen kann.”

Gewinnt das Pferd, wird es dann doch wieder gefeiert, weil die Galoppergemeinde offensichtlich denkt: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern – verliert das Pferd wird es platt und krankgeredet – es hat natürlich auch den Biss verloren und der Jockey … also was hat der sich gedacht? Bestimmt Schiebung, Absprache, Wettbetrug.

Der Galopperfan scheint nie zufrieden zu sein, denn immer hat er was zu meckern.

Selten freut er sich an einfachen Dingen. Wenn Pferd A gewinnt, dann muss er einfach gegen Pferd B stänkern “Was hat er da überhaupt zu suchen? Weiß doch jeder, dass er nicht die Klasse hat?” (witzigerweise habe ich diesen Dialog ungefähr 1 zu 1 vor Waldgeists Sieg im Arc mit jemandem geführt – und danach gleich noch mal, weils dem Herrn nicht gut genug war!)

Das macht die Galopperjungs und Mädels ein bisschen anstrengend. Denn wir wissen ja, sie verteidigen ihre Meinung sehr vehement und wer sie nicht teilt, ist gerne mal doof, eine Pippimaus oder hat schlichtweg keine Ahnung, weil er nicht 300 Jahre alt ist und alle Rennergebnisse dieser Welt im Kopf hat. Ich meine – es ist natürlich erst Mal schön, wenn man sich für seine Sache so ereifern kann. Mit Herz und Leib und da kann es auch mal lauter zu gehen – ist egal. Aber meist passiert das untereinander. 

Da muss man niemanden mehr mit Leidenschaft anstecken – niemanden begeistern. Denn da ist jeder schon von unterschiedlichen Dingen erfüllt und begeistert und ähnlich wie Kreuzritter – die eigene Meinung wird dann auf Teufel komm raus verteidigt und zur Not halt auch mal Jerusalem eingenommen. Ganz egal, was der andere tut.

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Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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