Kukulkan

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Hin und wieder guckt der Rennsport einfach völlig vorbei an den großen Rennsportnationen und dann sticht da ein Pferd hervor, das die Menschen fasziniert. Dieses Mal war das Mexiko und sein dort bestechend laufender Sohn Kukulkan, der irgendwo in den wirren seines Pedigrees doch glatt deutsches Blut besitzt (es tauchen über den deutschen Derbysieger Nordlicht sowohl Nereide und Oleander als auch Neckar über Isabelita auf). Der schöne Dunkelbraune ist der mexikanische Triple Crown-Sieger und auch sonst ein Monster auf seinem Turf. Ja richtig – auf seinem. Das ist das ernüchternde Ergebnis des Wochenendes. Dabei haben sich viele Menschen erhofft, dass es anders sein würde.
Da kommt dieses Pferd, das aus einem Land kommt, in dem man nicht international mitmischt. Schon mal gar nicht in den USA, wo die Cracks quasi am laufenden Band fallen. Und dann schlägt der seine Landsleute so vernichtend, dass man hoffen darf. Auf ein mexikanisches Pferd, das vielleicht die Amerikaner auf ihren eigenen Kursen schlagen kann. Die typische Aschenputtelgeschichte. Und der Rennsport liebt sie. Ich auch. Ich kann mich nicht davon ausnehmen. Als Kukulkan in Richtung Gulfstream Park ging, habe ich auch gehofft. Bei ungeschlagenen 14 Rennen? Was soll da schief gehen? Wir kennen Geschichten, die haben ähnlich begonnen (und hätte es nie einen Fehlstart in Paris gegeben, wäre die Geschichte auch wie im Märchen ausgegangen).
Ich hab also gedacht, da kommt jetzt so eine Overdose Geschichte bei herum. Nein. Endstation Schlammloch. Übelster Boden, Kukulkan weit hinten – gewonnen hätte er gegen den Sieger City of Light nicht. Schon auf dem Papier nicht, stand doch das Feld meilenweit über ihm, wenn man ein bisschen in die Timeform Rankings schaut. Ich glaube gelesen zu haben, dass ihm ein paar Experten 71 gegeben haben, gemessen an dem, was er geschlagen hat. Und die bestmögliche Niederlage war mit 18 Längen zurück errechnet. Das war natürlich kein gutes Omen. Und im Endeffekt hat Kukulkan sogar seine Zeiten bestätigt, wäre aber vermutlich besser gelaufen, wenn er nicht die halbe Bahn hätte schlucken müssen. Falls ihr auf dem Video noch Pferde auseinanderhalten könnt, seid ihr echt gut. Dann war die Startbox nichts und Dettori verleiht einem auch nicht automatisch Flügel.
Ach, aber es ist schade. Man hätte es ihm gewünscht. Against all odds und so. Wie Phoenix aus der Asche. Der Rennsport liebt seine Aschenputtelgeschichten. Und gerade im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wo die Helden wirklich gefeiert werden (wir nüchternen Deutschen sind da manchmal erschreckend langweilig), wäre Kukulkans Sieg eine Sensation gewesen. Aus der Traum. Ob man es noch mal mit ihm in Amerika versuchen wird? Ein teurer Test für die Besitzer, die es eben mal versuchen wollten. Aber ehrlich – wenn ihr ein solches Pferd hättet – ihr würdet es auch versuchen. Ich würd’s zumindest tun. Warum auch nicht, wenn man zuhause nichts mehr zu schlagen hat? Hoffentlich nimmt das Pferd die Niederlage auf diesem unschönen Boden nicht krumm und knüpft wieder da an, wo es aufgehört hat. Ob in Mexiko oder in Amerika ist dabei eigentlich egal. Es mag ihm ein Zacken aus der Krone gefallen sein, aber Kukulkan ist schließlich nicht umsonst der Gott der Auferstehung bei den Maya. Wer weiß, was noch alles passieren kann? Und selbst wenn nicht, so hat er dennoch einmal für sein Land gesprochen. Da waren sie kurz, seine 15 Minuten Ruhm. Und daran erinnern sich die Leute.

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Nika S. Daveron
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Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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