Nicht bei jedem Rennsportfan schlägt das Herz auch für die Hindernisrennen. Was ein wenig seltsam anmutet, denn wo auf der Flachen genug Leute wissen, dass die Tierschutzschlagzeilen maßlos übertrieben oder auch schlichtweg erlogen sind, so findet man doch auch unter Galopprennfreunden Leute, genau die herunterbeten, wenn es um Hindernisrennen geht. Gewiss ist es so, dass ein erhöhtes Risiko bei Hindernisrennen besteht. Allerdings reden wir oft hier auch von deutlich älteren Pferden, deren Körper sich nicht mehr im Wachstum befindet und eben auch von etwas, das Pferde sehr wohl erlernen können – mit Spaß, wenn man sie lässt.
Pferde springen gern – vorausgesetzt man zeigt ihnen, wie das geht. Es ist im Endeffekt ein Trick, der den natürlichen Bewegungsablauf nutzt und verlängert. Aus dem Galopp wird ein längerer Galoppsprung und schließlich ein “nach oben” gerichteter Sprung. Für das Pferd ist Springen etwas, das sich in den Bewegungsablauf eingliedern lässt und es zeigt vor allem schnell selbst, dass es das kann. Das Pferd nutzt dies auch, um zum Beispiel ein Hindernis zu überwinden, um zum Futter zu kommen – zu den Ladys oder wohin es auch immer will. Viele setzen das mit “unnatürlich” gleich, aber das ist nicht korrekt. Es ist ein erlerntes Verhalten aber ein Pferd zum Springen zu zwingen ist noch schwieriger, als es zum Rennen zu zwingen (und da wären wir dann wieder bei dem Tierschutzkram, wo es heißt, dass Pferde in den Galopp gezwungen werden).
Es ist aber nun mal so, dass Hindernisrennen gewisse Risiken bergen. Generell ist es so, dass durch eine größere Gruppe an Pferden auch eine deutlich höhere Verantwortung auf Trainer und Jockey lastet. Ein schlecht geschultes Pferd kann für andere zum Verhängnis werden und selbst, wenn das eigene Pferd nicht stürzt, so kann ein anderes gestürztes Pferd für einen schweren Unfall oder sogar den Tod des anderen sorgen (so zum Beispiel beim Grand National 2019 geschehen). Doch auch schlichtweg Pech, Wegrutschen, etc. können zu einem Unfall führen. Was auch für die Flachrennen gilt. Am Sprung gelten dann aber doch ein paar andere Regeln, als auf der Flachen. Wichtig ist dort das taxieren. Ein zu früher oder zu später Absprung führt auch in einem normalen Springparcours gerne dazu, dass das Hindernis gerissen wird oder sich Pferd und Reiter trennen. Im Hindernisrennen ist man im Pulk.
Ein gestürztes Pferd heißt jedoch noch lange nicht, dass es zuende ist, das Pferd nicht springen kann oder schlecht geschult ist. Jedes Pferd kann jederzeit mal stolpern. Auch Pferde fallen über ihre eigenen Hufe oder verschätzen sich bei der Distanz. Dazu haben sie nicht immer einen guten Tag, vielleicht zwickt irgendwo etwas und dann kann es dazu kommen. Risikoreicher bleiben sie dabei trotzdem und daher wird es auch immer Menschen geben, die sich das nicht ansehen können. Hindernisrennen bleiben jedoch immer noch eine Spielart der Galopprennen und manch ein Flachpferd, das vorher nicht gerade glänzen konnte, blüht dort auf. Andere trainieren ihr ganzes Leben lang darauf hin, direkt auf die Hindernisbahnen zu gehen, wo das Pferd noch ein bisschen mehr im Mittelpunkt steht, als auf der Flachen. Die Stimmung dort ist schon riesig. Schade, dass wir kaum noch welche in Deutschland haben.