Das Geheimnis des Rennsports ist, dass man sich möglichst wenig irren sollte. Ja, schaut nicht so, das ist ein Fakt. Jeder hat natürlich gerne recht, aber wenn man gemeinsam bei einem gemütlichen Bier dasitzt und alle darüber streiten, wer denn wohl der beste Elfmeterschütze Deutschlands war und jeder möchte recht haben – dann ist das zwar nett, bringt einen aber nicht weiter. Selbst wenn man recht hat. Im Rennsport ist das anders. Recht haben bedeutet, dass es in der Kasse klingelt. Beim Wetter, Besitzer, Trainer und Jockey. Leider können all diese Parteien sich auch irren und dabei noch darauf beharren, dass sie recht haben. Was im Umkehrschluss bedeutet: Es gibt kein Geld. Wenn man sich irrt, läuft etwas falsch und dann gewinnt kein Pferd. Und ich treffe auch nicht meine Wette. Deswegen sollte man sich sehr sicher in manchen Dingen sein.
Der Trainer vor allem. Der Trainer schaut sich eine Abstammung an, er schaut sich zum Beispiel das Pferd an und er wählt daraufhin eine Distanz für das Pferd. Auf Basis seiner Erfahrungen. Er kann damit völlig falsch liegen und das auch sehr lange. Er kann verkennen, dass das Pferd nicht von hinten gehen kann, er kann manchmal einzigartig blind sein. Und seine Blindheit noch gegen andere Stimmen verteidigen, die von außen auf ihn einprasseln. Denn er weiß: Die könnten ja auch falsch liegen. Eine Überzeugung ist menschlich und es wird jedem eines Tages mal passieren. Da ist dieses eine Pferd, wo man schlichtweg falsch liegt. Aufgrund der eigenen Erfahrungen, die dem Trainer zur Seite stehen. Man hört es ja immer wieder mal: Pferd A gewinnt bei Trainer B keinen Blumentopf und plötzlich, bei Trainer C platzt der Knoten. Weil sich jemand geirrt hat. Das ist gar nicht schlimm, man sollte sich nur eingestehen, dass man vor Irrungen und Wirrungen nicht gefeit ist.
Die Jockeys irren sich ebenfalls. Bei ihnen sieht man es immer sofort. Sie bekommen eine Order, kennen aber vielleicht das Pferd schon oder haben sich die Rennen zuvor angesehen und finden: Puh … ne, also was der Trainer da sagt, das ist Unsinn. Und dann probieren sie es. Bekanntlich dürfen sie ja gegen die Order reiten, wenn sie nur gewinnen, aber das geht eben auch mal in die Hose. Und manches mal eben mit voller Absicht. Einfach, weil der Jockey sich geirrt hat. Auch das ist völlig normal, wir erinnern uns: Erfahrungen und spontane Blindheit, falsche Interpretation von Pferd und Situation. Man kann eben nicht immer richtig liegen. Bei den Jockeys ist es nur für Außenstehende am Sichtbarsten, weswegen die oft auf den Deckel bekommen. Dabei haben sicherlich auch andere mal ein Pferd falsch eingeschätzt, das sehen wir nur nicht auf den ersten Blick.
Die, die ihre Meinung am allerhöchsten einschätzen, sind natürlich die Wetter. Dabei sehen sie immer nur Ausschnitte aus einem Pferdeleben und stehen am weitesten entfernt. Sicher, sie sprechen mit Betreuern und Jockeys, sie schauen sich sogar manchmal die Arbeiten an oder sind mit dem Trainer auf “Du” und können sich Infos holen. Sie müssen aber darauf vertrauen, dass sich eben keiner in der Kette der Antworten irrt. Und sie sie selbst anschließend auch noch richtig liegen. Was logischerweise nicht geht, sonst wäre ja jeder Wetter steinreich nach so einem Renntag. Im Endeffekt sind Pferde aber immer noch Pferde und Menschen irren bekanntlich häufig. Deswegen ist die eigene Meinung oder Beobachtung ganz sicher nicht das nonplusultra, sondern ein Bauchgefühl. Was falsch oder richtig sein kann.