Sie heißt Princess Zoe und müsste man sie mit einem Wort beschreiben, dann wäre das wohl “unterschätzt”. Die mittlerweile fünfjährige Jukebox Jury Tochter, aus der Zucht des Gestüts Höny-Hof, gab ihr Debüt 2018 in Hoppegarten über 1800 Meter. Dort wurde sie Vorletzte, aber schon ein paar Wochen später zeigte sie erstes Können, als sie Dritte wurde. Noch einen Monat später war sie schon Siegerin in München, genau wie bei ihrem letzten Auftritt als Dreijährige.
2019 wollte es mit dem Siegen nicht klappen, aber es sprangen einige Plätze für die Schimmelstute heraus, bis sie Ende 2019 nach Irland zu Trainer Anthony Mullins vermittelt wurde. Die neuen Besitzer hatten bereits gute Erfahrungen mit deutschen Pferden gemacht, denn Party Playboy ließ für sie die Kassen klingeln. Da lag ein Kauf von Princess Zoe nahe. Mullins selbst gefiel das Pferd allerdings überhaupt nicht und er beschwerte sich nach dem Kauf über die Stute. Und sie blieb nur, weil es zu kompliziert war, sie zurückzuschicken. Zudem hatte man sie eigentlich für Cheltenham erworben.
2020 sah man sie erst spät wieder auf der Bahn, sicher auch dem Corona-Chaos geschuldet. Und noch eins war bemerkbar, Princess Zoe lief nun über eine deutlich weitere Distanz. Das Weiteste, was sie bisher in Deutschland gelaufen war, waren die 2200 Meter in Hoppegarten. In Navan ging sie nun über 2600 – und schien damit nicht sonderlich viele Probleme zu haben, denn sie wurde direkt Zweite. Ein guter Einstand.
Aber jetzt erst sollte die Schimmelstute beweisen, was in ihr steckt. Auf 2400 Meter zurückgegangen, siegte sie auf dem Curragh, bevor sie ihr nur 9(!) Tage später auf 3382 Meter geschickt wurde – und erneut gewann. 5(!) Tage später jagte sie in Galway der Konkurrenz davon, dieses Mal wieder auf der kürzeren Distanz von knapp 2400 Metern. Natürlich waren das keine wichtigen Rennen, doch die Rennsportgemeinde war nun Aufmerksam geworden auf die schnelle, deutsche Stute. Einen Monat später startete sie erneut in Galway in den Ardilaun Hotel Oyster Stakes. Ein Listenrennen, wieder über 2400 Meter. Sie siegte und erhielt eine Nennung für den Prix du Cadran.
Was verrückt klang. Princess Zoe war nie über die unendlich weite Distanz von 4000 Metern gestartet. Zudem war sie Listensiegerin – mehr nicht. Was hatte sie bisher geschlagen, dass diese Nennung rechtfertigte? Der Rest ist Geschichte, die Racing Post nannte es “Fairytale-Season” und Princess Zoe jagte auf den letzten Metern an ihrem deutschen Kollegen Alkuin vorbei und holte sich die Krone der Extremsteher, ein Ergebnis, mit dem kaum jemand gerechnet haben dürfte (aber auch Alkuin lief als 40 zu 1 Außenseiter das Rennen seines Lebens). Auch für ihren achtzehnjährigen Reiter, Joey Sheridan, war der Triumph das Glanzstück seiner noch jungen Karriere.
Im Prix Royal-Oak, dem französische St. Leger schlug sie sich am Sonntag als Vierte nicht schlecht. Schämen muss man sich wahrlich nicht, denn hier wartete ein anderes Kaliber an Gegner auf sie. Nach ihrer langen Campagne in diesem Jahr, fehlte vielleicht einfach am Ende ein bisschen Kraft. Dennoch ist das, was Princess Zoe zuletzt abgeliefert hat, ein kleines Märchen für den Rennsport. Und Märchen mag schließlich jeder.